Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Titel: Um Mitternacht am schwarzen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
gassi
gewesen.
    Die Blitzlichter in ihren
Komblumenaugen kündigten eine Neuigkeit an.
    Tim glaubte schon, es beträfe Tanja und
sie sei heimgekommen — aber da sah er sich getäuscht.
    Im Hausflur konnte er seine Freundin
rasch küssen. Doch sie redete bereits, obschon im Moment nur durch einen der
Mundwinkel.
    „...hat Jan um halb neun angerufen.
Ganz aufgeregt. Ist ja auch äußerst verdächtig, die Sache. Wir müssen ihr
nachgehen.“
    Tim sah sich nach Klößchen um.
    Der war noch vorn an der Straße, wo
Karl soeben anrollte.
    Zu viert versammelten sie sich dann auf
dem Hof, Tim setzte Karl ins Bild über die Fehlschläge des gestrigen Abends.
Dann war Gaby an der Reihe, die neueste Info rauszulassen.
    Sie pustete gegen ihren goldblonden
Pony, der heute die richtige Länge hatte. Vielleicht lag es auch an dem
meerblauen Stirnband, mit dem sie die Haare zurückraffte. Wie an allen Tagen
konnte sich Tim nicht sattsehen an ihr.
    „Jan sagte mir gleich“, begann sie, „daß
er von uns absolutes Stillschweigen erwartet. Das ist selbstverständlich, meine
ich. Denn er brauchte uns nicht einzuweihen. Strafrechtlich gesehen, ist es ein
Hammer, den er da bringt.“
    Tim ahnte was. „Sag nicht, er hat
wieder einen Wagen geknackt.“
    „Nicht geknackt, sondern benutzt.“
    „Wer weiß, wie es der Jugendrichter
sehen würde. Also?“
    „Er hat Muhsons Porsche genommen — heute
nacht.“
    Karl begann schallend zu lachen.
    Klößchen wieherte.
    „Weiß Muhson das schon?“ fragte Tim
grinsend.
    „Nein, der hat überhaupt nichts
gemerkt. Denn abgespielt hat sich das so...“
    Sie berichtete.
    Die drei waren ganz Ohr.
    „...tja, und so hat er die beiden
Waffen gefunden“, schloß sie, „einen Revolver und eine Pistole. Wie sie heißen,
habe ich aufgeschrieben. Moment!“
    Sie zerrte einen Zettel aus der engen
Jeanstasche und las vor: „Colt Peacekeeper-Revolver, Kaliber 357 Magnum und
Smith-and-Wesson-Pistole, 59er Modell.“
    „Sagt mir gar nichts“, meinte Klößchen.
„Was Gefährlicheres als mein Taschenmesser habe ich noch nie besessen.“
    „Es sind hochwertige Faustfeuerwaffen“,
erklärte Karl. „Amerikanische Fabrikate.“
    „Jan ist überzeugt“, fuhr Gaby fort, „daß
Muhson nicht berechtigt ist, diese Schießeisen zu führen. Sie lagen nicht
griffbereit im Wagen, sondern waren ganz eindeutig versteckt. Aber das ist noch
nicht alles.“

    Die drei blickten erwartungsvoll.
    „Jan meint, Fotos dieser Kracheisen
wären kürzlich in der Zeitung gewesen. Aber an den Zusammenhang entsinnt er
sich nicht.“
    „Abbildungen irgendwelcher
Schießprügel?“ fragte Tim. „Oder genau dieser?“
    „Genau dieser. Leider kann er nicht
nachsehen. Sämtliche Seehotel-Zeitungen sind gestern mit dem Altpapier
weggegangen. Deshalb sollen wir uns darum kümmern.“
    Tim nickte. „Nur zu gern. Das kriegen
wir schnell. Dann stellt sich der Durchblick ein. Vielleicht ist Muhson in eine
heiße Sache verwickelt. Sollte mich nicht wundern. Dem traue ich alles zu.“
    „Hah!“ In Klößchen wurde die Erinnerung
an die Ohrfeigen wach. „Und wenn ich bis Weihnachten zurückblättern müßte — ich
finde die Zeitungsfotos. Hoffentlich ist es ein Kapitalverbrechen. Dem gönne
ich lebenslänglich, dem Saukerl.“
    „Ich sehe eine Schwierigkeit“, sagte
Karl. „Wo kriegen wir die Zeitungen her? Die Altpapiersammlung war nicht nur am
Seehotel. Bei uns zu Hause ist keine Zeitung mehr.“
    „Bei uns auch nicht“, nickte Gaby.
    Tim wußte Rat. „Fahren wir doch zum
Pressehaus. Der Samstag ist zwar dort Ruhetag. Aber irgendwer wird schon da
sein.“

20. Durchblick
     
    Sie hatten Pech. Nur ein griesgrämiger
Pförtner hielt die Stellung.
    Erst in einer Stunde, erklärte er, käme
einer der Redakteure vorbei, ein gewisser Müller-Dehpea. An den könnten sie
sich wenden.
    „Ein Glück, daß dort drüben eine
Milchbar ist“, meinte Klößchen — und wies über die lärmerfüllte
Innenstadt-Straße. „Wir könnten ein zweites Frühstück einnehmen. Das verbindet
das Angenehme mit dem Nützlichen.“
    Sie fanden einen Tisch am Fenster. Tim
setzte sich so, daß er den Eingang des Pressehauses im Auge behielt.
    Klößchen bestellte Kakao bei der
Bedienung und zog eine Tafel Schokolade aus der Tasche. Die andern einigten
sich auf Milch-Shake ( Mixgetränk ) mit Bananengeschmack.
    Sonnenstrahlen fielen schräg zum
Fenster herein. Der Tag begann aufzuklaren. Gaby nahm ihren kleinen Spiegel aus
der Umhängetasche und

Weitere Kostenlose Bücher