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Um Mitternacht mit dir im Bett

Um Mitternacht mit dir im Bett

Titel: Um Mitternacht mit dir im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Gabriel
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durch die Villa hallte, erstarrte Sarah. Michael würde jetzt vor dem Podium stehen und nach ihr Ausschau halten. Aber wie lange würde er warten?
    Der zweite Gong erklang. Sarah erkannte, dass sie nicht länger zögern durfte, und steckte den Dietrich ins Türschloss. Beim dritten Gongschlag schlüpfte sie ins Zimmer und zog leise die Tür hinter sich zu. Nachdem sie diese wieder verschlossen hatte, sah sie sich um. Ihr Puls raste.
    Mit ihren Lederstiefeln versank sie fast in dem dicken Teppich. Der vierte Gongschlag. Es roch schwach nach Sandelholz, und es war stockdunkel, nicht einmal der Mond schien durchs Fenster. Die Finsternis machte sie nervös. Der fünfte Gong. Sie suchte im Korb nach der Taschenlampe, fand sie und schaltete sie ein.
    Der sechste Gong übertönte ihr Stöhnen, als nichts passierte. Ungeduldig betätigte sie mehrfach den Knopf und hoffte auf ein Wunder. Nichts. Entweder war die Taschenlampe defekt oder die Batterie. Sie verwünschte sich, weil sie sie vorher nicht ausprobiert hatte.
    Beim siebten Gong strich sie blind über die Wand auf der Suche nach einem Lichtschalter. Für die Dauer des achten, neunten und zehnten Gongs machte sie Licht, um sich kurz umzusehen. Sie erkannte einen kleinen Marmortisch und eine Chaiselongue in der Form eines antiken Streitwagens beim Fenster. Mitten im Raum befand sich ein goldenes Zelt. Merkwürdig. Aber Sarah hatte keine Zeit, ihre Neugier zu befriedigen, indem sie sich das alles näher ansah.
    Beim elften Gong schaltete sie das Licht aus, da sie befürchtete, jemand könnte von außen den Lichtstreifen unter der Tür bemerken und misstrauisch werden.
    Als der zwölfte Gongschlag verhallte, überdachte sie noch einmal die möglichen Folgen ihrer Tat. Wenn man sie fände, würde sie nicht nur ihren Job verlieren, sie würde auch noch öffentlich angeprangert. Ihre Kollegen, ihre Freunde würden sie verachten. Und Michael.
    Besonders Michael.
    Wahrscheinlich war es albern, sich seinetwegen Sorgen zu machen, denn sie hatten sich nicht einmal gegenseitig vorgestellt. Sie hatten nur zusammen getanzt. Und sich geküsst.
    Trotzdem mochte sie sich nicht sein Gesicht ausmalen, wenn er erführe, dass sein Rotkäppchen den Familiensafe geknackt hatte. Sie musste sich also beeilen, damit sie weg war, bevor die Party zu Ende ging.
    Sie hängte sich den Korb über den Arm und tastete sich mit beiden Händen an der Wand entlang. Ihr Großvater hatte gesagt, dass der Safe sich zwischen Fenster und Tür befinde und eine Fuge in der Täfelung genau die Stelle verriete. Es sei eine Ritze, die man nur fühlen könne.
    Sarahs Großvater hatte auf ihr Nachfragen hin bereitwillig in allen Einzelheiten von seiner Heldentat berichtet. Sie hatte wegen ihrer Neugier sogar ein schlechtes Gewissen verspürt, zumal er so stolz darauf war, ihr das angeblich rechtmäßige Erbe verschafft zu haben. Aber sie durfte das Halsband nicht behalten. Die mit den Jahren gewachsene Bitterkeit ihres Großvaters hatte ihn blind gemacht. Er war von der Idee besessen, dass mit dem Schmuckstück für Sarahs Zukunft gesorgt sei und, wenn damals alles besser gelaufen wäre, er das Leben ihrer Großmutter hätte retten können.
    Sarah wusste, dass sie ihn nicht mehr zur Vernunft bringen konnte. Und sollte er sie nach dem Halsband fragen, würde sie ihm einfach sagen, dass es in einem Safe sicher verwahrt liege. Das wäre dann sogar die Wahrheit.
    Ganz in Gedanken versunken, übersah sie den Marmortisch und stieß mit dem Knie dagegen, sodass die Lampe darauf ins Wanken geriet. Rasch griff sie danach, bevor sie auf den Boden fiel. Glassplitter auf dem Teppich wären der Beweis, dass jemand im Zimmer gewesen war, und das wollte Sarah nicht riskieren. Sie durfte der Polizei keinen Hinweis auf sich oder ihren Großvater geben. Bertram hatte zwar versichert, dass er vor einer Woche keine Fingerabdrücke hinterlassen habe, aber mit einer DNA-Analyse eines Haars oder dergleichen würde man ihm mühelos auf die Spur kommen.
    Mit einem Seufzer stellte Sarah die Lampe wieder gerade hin. Da sie nicht noch einmal irgendwo anstoßen wollte, beschloss sie, sie anzuschalten.
    Sanftes Licht erhellte den Raum, und jetzt sah sie auch, wo sie sich befand – in einem Schlafzimmer. Das Zelt stellte sich als ein rundes Bett mit schweren goldenen Brokatvorhängen heraus. Das Zimmer erinnerte mit dem dicken sandfarbenen Teppichboden und einem Springbrunnen aus Sandstein an eine Wüstenoase. An der Wand standen Topfpalmen, die

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