Unbeugsam
seinen Kopf. Währenddessen machte er sich Sorgen über den Zustand des Flugzeugs. Die Schützen im Bug, im Heck und vom Rumpf waren ausgefallen, das Flugzeug war bei den Schusswechseln schwer beschädigt worden, Phil saß allein im Cockpit und schaffte es kaum, die Maschine oben zu halten, und draußen jagten wieder und wieder die Zeros heran.
Noch ein Angriff,
dachte Louie,
und wir sind geliefert.
13
Louie beugte sich über Brooks, da spürte er eine Berührung an seiner Schulter, etwas tropfte auf ihn herab. Er schaute nach oben und sah Pillsbury im Geschützturm. Sein Bein war blutüberströmt. Louie rannte zu ihm nach oben.
Pillsbury befand sich immer noch in seinem Sitz, hatte das Gewehr fest im Griff und suchte den Himmel ab. Er war offensichtlich fuchsteufelswild. Sein Bein baumelte neben ihm, das Hosenbein hing in Fetzen herunter, und auch der Stiefel war völlig zerrissen. In der Außenwand neben ihm gähnte ein riesiges Loch, es hatte die Form von Texas und war so groß wie ein Wasserball. Der Geschützturm war rundherum durchlöchert, und auf dem Boden knirschten Metallsplitter und Teile aus dem Turmmotor.
Louie kümmerte sich jetzt um Pillsburys Verletzungen. Pillsbury, der noch immer suchend nach allen Seiten Ausschau hielt, ignorierte ihn. Er wusste, die Zero würde zurückkommen und ihr tödliches Werk zu Ende bringen, und er musste darauf vorbereitet sein. Der Ernst der Situation ließ ihn den Schmerz vergessen und verdrängte ihn völlig.
Da zischte es plötzlich ganz nah, eine dunkle Aufwärtsbewegung, dann eine graue, schimmernde Masse, ein roter Kreis. Pillsbury schrie etwas Unverständliches, und Louie ließ seinen Fuß los, genau in dem Moment, als Pillsbury den Hochgeschwindigkeitsrotator seines Turms anwarf. Der Turm kam brummend in Aktion und wirbelte Pillsbury um 90 Grad herum.
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Stanley Pillsbury, der Schütze im Geschützturm, hier am Rumpfgewehr.
Die Zero hatte die nötige Höhe erreicht und raste jetzt direkt auf
Super Man
zu. Pillsbury war in äußerstem Alarmzustand. Gleich würde, aufgrund der winzigen Bewegung, wenn der Zero-Pilot seinen Finger am Auslöser der Maschinenkanone krümmte, alles zu Ende sein, und
Super Man
würde mit seinen zehn Besatzungsmitgliedern in den Pazifik stürzen. Pillsbury sah den Piloten, der ihrem Leben ein Ende bereiten würde, die Sonne schien ihm ins Gesicht, über seinen Hals lief eine weiße Narbe. Nur einen Gedanken durchschoss Pillsbury:
Ich muss diesen Mann töten.
14
Pillsbury holte tief Luft, feuerte und sah, wie die Geschosse aus der Mündung seines Gewehrs flogen, im Cockpit einschlugen, die Windschutzscheibe zersplitterten. Der Pilot der Zero fiel vornüber.
Der tödliche Schlag gegen
Super Man
blieb aus. Der Zero-Pilot hatte wohl bemerkt, dass der Geschützturm zerstört und die Schützenöffnungen im Rumpf unbesetzt waren, und daraus geschlossen, sämtliche Schützen seien schon tot. Er hatte zu lange gewartet.
Die Zero klappte zusammen wie ein verwundeter Vogel. Pillsbury war sicher, dass der Pilot tot war, noch bevor sein Flugzeug auf der Meeresoberfläche aufkam.
Von unten kam die letzte Zero herauf, schwankte und stürzte ab. Clarence |122| Douglas, der mit verletzter Hüfte, Brust und Schulter am Rumpfgewehr stand, hatte sie abgeschossen.
Im Ozean hinter ihnen beobachtete die Besatzung des U-Boots den Kampf der Flugzeuge über ihnen. Die Zeros stürzten eine nach der anderen ab, die Bomber flogen weiter. Die U-Boot-Crew berichtete später, keine einzige Zero habe es geschafft, nach Nauru zurückzukehren. Dank diesem Angriff und durch einige weitere Aktionen der Amerikaner gelang es den Japanern wahrscheinlich nie, auch nur eine einzige Schiffsladung Phosphat von der Insel wegzubringen. 15
Jetzt überfiel Pillsbury der Schmerz, den er während des Gefechts vollständig ausgeblendet hatte, mit voller Wucht. Louie löste die Fixierung des Hockers, auf dem der Schütze saß, und Pillsbury glitt in seine Arme. Louie ließ ihn neben Brooks zu Boden sinken. Er griff nach Pillsburys Stiefel und begann ihn so behutsam wie möglich zu lockern. Pillsbury schrie wie am Spieß. Der Stiefel fiel zu Boden. Pillsburys linker großer Zeh, der ihm fehlte, befand sich noch im Stiefel. Der Zeh daneben hing nur noch an einem Hautfetzen am Fuß; und auch Teile der anderen Zehen fehlten. Im Unterschenkel steckten so viele Schrapnell-Splitter, dass er einem Nadelkissen glich. 16 Den Fuß zu retten, werde wohl kaum möglich sein, dachte
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