Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
Vom Netzwerk:
Harry Brooks gekannt habe. Pillsbury nickte.
    »Er hat es nicht geschafft«, sagte der Arzt. 24
     
    Oberfeldwebel Harold Brooks starb eine Woche vor seinem 23. Geburtstag. Es dauerte länger als eine Woche, bis seine Mutter Edna, eine Witwe, in der 511 1 / 2 Western Avenue in Clarksville, Michigan, die Nachricht vom Tod ihres Sohnes erhielt. 25 Am anderen Ende der Stadt, in der Harley Road, erreichte die Nachricht auch Jeannette Burtscher, seine Verlobte. Neun Tage vor dem Hochzeitstermin, den sie und Harry vereinbart hatten, bevor er in den Krieg zog, erfuhr Jeannette von seinem Tod.

|127| 10
Die »Stinking Six«
    L angsam wurde es Abend über Funafuti. Das Bodenpersonal reparierte und wartete die beschädigten Bomber. Als die Löcher geflickt und die mechanischen Schäden behoben waren, tankte man die Flugzeuge auf und belud sie mit jeweils sechs 200-Kilo-Bomben, mit denen am folgenden Tag Tarawa angegriffen werden sollte.
Super Man
stand immer noch da, wo er Stunden zuvor schleudernd zum Stehen gekommen war; er war auf seiner ganzen Länge völlig durchsiebt und konnte an diesem Angriff nicht teilnehmen.
Super Man
würde wahrscheinlich überhaupt nie mehr fliegen.
    Ausgezehrt und todmüde begab sich Louie, nachdem er noch einige Stunden auf der Krankenstation ausgeholfen hatte, zu einem Kokospalmenhain, wo Zelte als Unterkunft für die Soldaten aufgestellt waren. Er ließ sich auf ein Feldbett in der Nähe von Phil fallen. Die Journalisten waren im Nachbarzelt untergebracht. Auf der Krankenstation lag Stanley Pillsbury, sein blutendes Bein hing neben seinem Feldbett herunter. Neben ihm versuchten die anderen verwundeten Besatzungsmitglieder der
Super Man,
endlich zur Ruhe zu kommen. Es wurde Nacht — Stille breitete sich aus.
    Gegen 3 Uhr morgens wachte Louie von einem fernen Brummen auf, es wurde lauter, dann leiser, dann wieder lauter: 1 ein kleines Flugzeug, das über der Insel hin und her flog. Louie nahm an, dass es wohl in den Wolken seinen Kurs verloren hatte, und hoffte, dass der Pilot bald heimfinden würde. Irgendwann wurde das Geräusch dann nur noch leiser und verschwand schließlich ganz.
    Bevor Louie wieder einschlafen konnte, hörte er das Heulen riesiger Flugzeugmotoren. Dann ertönte vom Nordende des Atolls ein
Bumm!
Eine Sirene heulte los; aus der Ferne war Gewehrfeuer zu hören. Hals über Kopf rannte ein Marinesoldat durch die Zeltreihen der Flieger und schrie: »Luftangriff! Luftangriff!« Das Brummen war nicht von einer amerikanischen Maschine gekommen, deren Pilot sich verflogen hatte, es musste ein Aufklärungsflugzeug gewesen sein, das vor den japanischen Bombern herflog. Funafuti war Ziel eines japanischen Angriffs.
    |128| Die Flieger und die Journalisten, unter ihnen auch Louie und Phil, fuhren in ihre Stiefel und verließen fluchtartig die Zelte. Vor den Zelteingängen blieben sie dann ratlos stehen, einige schrien, andere rannten panisch im Kreis herum. Weit und breit war nichts zu sehen, das auch nur im Entferntesten als Schutzraum hätte herhalten können. Von der Nordseite des Atolls kamen die Explosionen in schneller Folge, eine immer lauter und näher als die vorige. Der Boden bebte.
    »Ich schaute mich um und sagte: ›Verfluchter Mist! Wo sollen wir denn hin?‹«, erinnert sich Joe Deasy, ein Pilot. 2 Der beste Unterschlupf, den er finden konnte, war eine flache Grube um eine kleine Kokospalme herum, und in diese ließ er sich mit den meisten anderen Männern, die neben ihm standen, hineinfallen. Herman Scearce, Deasys Funker, hechtete zusammen mit fünf seiner Kameraden in einen Graben in der Nähe eines Ausrüstungs-Trucks. Pilot Jesse Stay sprang in ein anderes Loch in der Nähe. Drei Männer krochen unter den Truck; einer warf sich in eine Abfallgrube. Ein Mann rannte schnurstracks zum Ende des Atolls und sprang ins Meer, obwohl er gar nicht schwimmen konnte. 3 Einige Männer, die keinen Unterschlupf mehr fanden, fielen auf die Knie und gruben in panischer Eile mit ihren Helmen Schutzlöcher in den Sand. Einer von denen, die sich da in der Dunkelheit eine notdürftige Grube buddelten, während die Bombeneinschläge immer näher kamen, verfluchte lauthals die Scheißkerle von Generälen, die nicht einmal daran gedacht hatten, Schutzräume zu errichten.
    In eine große Missionskirche, die sich in der Mitte einer Lichtung erhob, drängten sich zahlreiche Inselbewohner. Dem Marinesoldaten Fonnie Black Ladd war klar, dass die weiß gestrichene Kirche auf dem dunklen Atoll ein

Weitere Kostenlose Bücher