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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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und ruckelte, die Schützen feuerten, die Zeros griffen sie von unten an. Noch immer wartete Pillsbury. Auf einmal sah Louie eine Zero mit Höchstgeschwindigkeit von rechts heranstürmen. Diese Zero hatte Pillsbury nicht gesehen, und er bemerkte sie erst, als es ohrenbetäubend krachte. Alles um ihn herum schien zu kippen, alles durch die Luft zu fliegen, als ein glühender Schmerz sein rechtes Bein durchdrang.
    Die Zero hatte die gesamte rechte Seite von
Super Man
mit Granaten beschossen. Die ersten Schüsse schlugen ins Heck ein und drehten das Flugzeug auf die Seite. Schrapnellsplitter bohrten sich in die Hüfte und das linke Bein des Heckschützen Ray Lambert, der zur Seite rollte, als
Super Man
kippte. Die Drehung des Flugzeugs rettete ihm das Leben: Ein Schuss schlug exakt an der Stelle ein, wo sich den Bruchteil einer Sekunde zuvor noch |119| Lamberts Kopf befunden hatte; seine Brille ging zu Bruch, so knapp verfehlte ihn der Schuss. Weiter vorn wurden Brooks und Douglas, die beiden Rumpfschützen, verwundet. In der Geschützkanzel an der Unterseite wurde Glassman von zwei Schrapnell-Geschossen in den Rücken getroffen, aber er stand derartig unter Adrenalin, dass er es in diesem Moment gar nicht bemerkte. Ein weiterer Schuss traf Nelson, den Passagier. Schließlich zerstörte eine Granate die Außenwand des Geschützturms, sie detonierte beim Aufschlag, und Metallsplitter bohrten sich vom Fuß bis zum Knie in Pillsburys Bein. Die Hälfte der Crew und sämtliche Schützen im Einsatz waren getroffen worden.
Super Man
geriet in eine höchst instabile Seitenlage, und für einige Sekunden schien die Maschine völlig manövrierunfähig zu sein. Phil und Cuppernell zwangen sie wieder in die Horizontale.
    Pillsbury klammerte sich an sein Gewehr, als das Schrapnell sein Bein traf und die Drehung des Flugzeugs ihn fast aus einem Sitz schleuderte. Aus seinem Mund kam nur ein lautes »Autsch!« 12
     
    Louie hörte jemanden schreien. Als das Flugzeug wieder geradeaus flog, rief ihm Phil zu, er solle nachschauen, wie groß der Schaden war. Das erste, was Louie sah, war Harry Brooks; er lag auf dem Laufsteg über dem Bombenschacht. Der Schacht stand weit offen, und Brooks hing teilweise neben dem Steg, eine Hand klammerte sich fest, ein Bein baumelte in der Luft; unter ihm war außer Luft und Ozean nichts mehr. Die Augen traten ihm aus den Höhlen; sein Oberkörper war blutüberströmt. Als er Louie sah, hob er einen Arm und warf ihm einen traurigen Blick zu.
    Louie packte Brooks bei den Handgelenken und zerrte ihn in eine sitzende Position. Brooks kippte nach vorne, und Louie sah die Durchschusslöcher in der Rückseite seiner Jacke. Auch sein Haar war blutverschmiert. Louie zog Brooks hinüber zum Flugdeck und lehnte ihn in eine Ecke. Brooks wurde ohnmächtig. Louie fand ein Kissen, schob es ihm unter, und eilte zum Bombenschacht zurück. Er wusste genau, dass er das Ventil betätigt hatte, mit dem die Abdeckungen geschlossen wurden, und verstand daher nicht, warum sie offen standen. Plötzlich sah er in der Wand den Riss; rund herum war alles voller roter Spritzer. Die Hydraulikleitungen, die die Abdeckungen regulierten, waren getroffen worden. Wenn diese Leitungen zerstört waren, konnte Phil das Fahrgestell nicht mehr regulieren oder die Landeklappen betätigen, was nötig war, um die Geschwindigkeit zur Landung zu drosseln. Vor allem aber: Ohne Hydraulik gab es keine Bremsen.
    Louie kurbelte die Abdeckungen des Bombenschachts per Hand zu, warf einen Blick in den hinteren Teil des Flugzeugs und entdeckte dort Douglas, |120| Lambert und Nelson verletzt nebeneinander liegen. Douglas und Lambert tasteten sich über den Boden und versuchten, zu ihren Gewehren zu kommen. Nelson bewegte sich nicht. Er hatte einen Schuss in den Magen bekommen.
    Louie schrie in Richtung Cockpit nach Hilfe. Phil brüllte zurück, dass er das Flugzeug nicht mehr unter Kontrolle hatte und auf Cuppernells Hilfe angewiesen war. Es handle sich wirklich um einen extremen Notfall, erwiderte Louie. Daraufhin stemmte sich Phil selbst gegen die Steuerung, Cuppernell stand auf, sah die Verwundeten im hinteren Teil des Flugzeugs, rannte los, holte Morphium, Antibiotika, Sauerstoffmasken und Verbandszeug und legte es bei den Verletzten ab.
    Louie kniete neben dem bewusstlosen Brooks, betastete seinen Schädel, stieß auf zwei Einschüsse am Hinterkopf und vier riesigen Wunden im Rücken. Louie zog Brooks eine Sauerstoffmaske übers Gesicht und verband

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