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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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hoch. Einer aus der Mannschaft öffnete mit der Handkurbel an der Brücke die Abdeckungen des Bombenschachts, und aufgrund des erhöhten Luftwiderstands ging die Geschwindigkeit etwas zurück. Douglas begab sich zu der Pumpe für das Fahrgestell, direkt unter dem Geschützturm. Er brauchte zwei Hände, um sie in Gang zu setzen – eine, um das Ventil, die andere, um die Pumpe zu bedienen –, doch er hatte zu große Schmerzen, als dass er dies auch nur mit einem seiner Arme für mehr als einige wenige Sekunden hätte durchhalten können. Pillsbury konnte zwar nicht stehen, aber, wenn er sich so weit es ging ausstreckte, das Umschaltventil bedienen. Gemeinsam schafften sie es, das Fahrgestell auszufahren, während Louie aus dem Seitenfenster nach einem gelben Schild Ausschau hielt, das anzeigte, wann das Fahrgestell eingerastet war. Das Schild erschien. Mitchell und Louie pumpten die Landeklappen herunter.
    Louie holte sich Fallschirmleinen und band sie jedem Verletzten als Gürtel um, dann verband er die Leinen mit stabilen Teilen im Innern des Flugzeugs. Bei Nelson war das wegen seiner Bauchwunde nicht möglich, also legte Louie das Seil um seinen Arm und führte es unter seiner Achsel durch. Da er auch damit rechnen musste, dass ein Feuer ausbrach, verknotete er die Schnüre nicht, sondern schlang sie den Verletzten um die Hand, so dass sie sich leicht allein befreien konnten.
    Die Frage, wie man den Bomber zum Stehen bringen konnte, war nach wie vor offen. Louie hatte eine Idee. Wie wäre es, zwei Fallschirme im rückwärtigen Teil des Flugzeugs festzumachen, die man beim Aufsetzen aus den Fenstern im Rumpf herauslassen und dann die Reißleinen ziehen könnte? 21 Noch nie hatte jemand versucht, einen Bomber so zu stoppen. Es war gewagt, aber eine Alternative gab es nicht. Louie und Douglas legten unter jedes Rumpffenster einen Fallschirm und befestigten ihn an den Sockeln der beiden Rumpfgewehre. Douglas begab sich zu seinem Sitz zurück; Louie blieb zwischen den beiden Fenstern stehen, in jeder Hand eine Reißleine.
    Super Man
senkte sich Richtung Funafuti. Unten standen Journalisten und die Crews der anderen Bomber und beobachteten den Anflug des schwer |125| beschädigten Flugzeugs.
Super Man
sank tiefer und tiefer. Unmittelbar bevor es auf dem Boden aufkam, schaute Pillsbury auf die Fluggeschwindigkeitsanzeige. Sie zeigte 180 Stundenkilometer an. Für ein Flugzeug ohne Bremsen war das zu viel.
     
    Einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als gäbe es überhaupt kein Problem. Der erste Kontakt der Räder mit dem Boden war so sanft, dass Louie nicht einmal ins Stolpern geriet. Dann aber spürte er ein fürchterliches Rumpeln. Was sie bereits befürchtet hatten, traf zu: Der linke Reifen war platt. Das Flugzeug scherte aus, zog nach links und raste auf zwei geparkte Bomber zu. Cuppernell trat – sicher mehr aus Gewohnheit als in der Hoffnung, es werde etwas nützen – mit voller Kraft auf die rechte Bremse. Die Hydraulikflüssigkeit reichte gerade noch aus, um sie zu retten.
Super Man
drehte sich im Kreis und kam nur unweit der beiden Bomber zum Stehen. Louie stand immer noch mit den Reißleinen in der Hand im rückwärtigen Teil des Flugzeugs. Es war nicht nötig gewesen, sie zu ziehen. 15* 22
    Douglas stieß die Luke an der Oberseite des Flugzeugs auf, zog sich aufs Dach hinauf, hob seinen verletzten Arm über den Kopf und legte den anderen Arm überkreuz darüber: das Signal, dass sich an Bord Verwundete befanden. Louie sprang aus dem Bombenschacht heraus und machte die gleiche Geste. Jetzt strömten die Menschen über das Flugfeld heran, und innerhalb weniger Sekunden wimmelte es im Flugzeug selbst und darum herum nur so von Marinesoldaten. Louie trat zurück und ließ seine Augen über den Rumpf seines schwer beschädigten Flugzeugs schweifen. Später zählte das Bodenpersonal die Einschusslöcher am Flugzeug und nummerierte jedes einzeln mit Kreide, um keines doppelt zu zählen. Es waren insgesamt 594. 23 Alle Bomber aus dem Einsatz über Nauru waren zurückgekehrt, alle hatten sie Einschusslöcher, aber keiner hatte so viele wie
Super Man
.
    |126| Brooks wurde auf eine Bahre gelegt, in einen Jeep verfrachtet und in eine behelfsmäßige, aus nur einem Zimmer bestehende Krankenstation gefahren. Er hatte schwere Kopfverletzungen.
    Pillsbury brachte man in eine Kaserne, wo er auf weitere Behandlung warten sollte. Dort lag er ungefähr eine Stunde später, als ein Arzt hereinkam und ihn fragte, ob er

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