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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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Pazifik.
    Wo die getroffenen B-24-Bomber gestanden hatten, taten sich, umgeben von entwurzelten Kokospalmen, tiefe Krater auf. Louie hielt in seinem Tagebuch fest, ein Loch sei bei einem Durchmesser von fast 20 Metern über |132| 10 Meter tief gewesen. Trümmer der getroffenen Bomber lagen über die gesamte Insel verstreut. Fahrwerkteile und Flugzeugsitze, auf die am Abend zuvor im einen Teil von Funafuti die untergehende Sonne geschienen hatte, lagen jetzt im Licht der aufgehenden Sonne auf der entgegengesetzten Seite der Insel. Von einem Bomber waren lediglich das Heck, zwei Tragflächenenden und zwei Propeller übrig, alles verbunden durch eine schwarze Schmiere. Ein 1200-PS-Pratt & Whitney-Motor harrte einsam auf der Rollbahn aus; das zu ihm gehörige Flugzeug war spurlos verschwunden. Louie kam bei seinem Rundgang an einem Reporter vorbei, der schluchzend in einen Krater starrte. Louie ging zu ihm und machte sich auf den Anblick einer Leiche auf dem Boden des Kraters gefasst. Stattdessen schaute er auf eine plattgedrückte Schreibmaschine.
    Funafuti am Morgen nach dem japanischen Angriff.
    Überall lagen Verwundete und Tote. Zwei Mechaniker, die im Freien von dem Angriff überrascht wurden, waren aufgrund der Wucht der Detonationen mit Blutergüssen übersät. Sie standen so stark unter Schock, dass sie kein Wort mehr herausbrachten und sich nur mit Gesten verständlich machen konnten. Ein paar Männer standen schweigend um einen Haufen Autositze und verbogenes Metall herum, die Reste des Artillerietrucks. Die Männer, |133| die unter ihm Schutz gesucht hatten, ließen sich nicht mehr identifizieren. Ein Funker starb an einem Bombensplitter, der sich in seinen Kopf gebohrt hatte. An der Leiche eines nur mit einem Lendenschurz bekleideten Inselbewohners fehlte die Hälfte des Kopfes.
    Ein Radiosprecher berichtete später von ungefähr 14 japanischen Bombern, 11 aber da es zwei Gruppen von je drei Maschinen waren, bezeichnete einer sie als die »Stinking Six«. 12 Alle rechneten damit, dass sie zurückkommen würden. Phil und Louie schlossen sich einer Gruppe von Männern an, die mit Schaufeln und Helmen Schutzlöcher gruben. In einer Pause gingen sie zum Strand, saßen dort eine Stunde lang schweigend nebeneinander und versuchten, ihre Gedanken zu sammeln.
     
    Später am selben Tag half Louie in der Krankenstation aus. Pillsbury lag wieder auf seinem Feldbett. Brennende Schmerzen durchdrangen sein Bein, das über den Rand des Feldbetts hing; Blut tropfte in eine Pfütze auf dem Boden. Cuppernell saß neben ihm, voll Dankbarkeit dafür, dass Pillsbury diese Zero abgeschossen hatte.
    Der Arzt machte sich Sorgen, weil Pillsburys Fuß nicht aufhörte zu bluten. Ein Eingriff war nötig, aber es gab keine Betäubungsmittel, Pillsbury musste es also irgendwie ohne Narkose schaffen. Mit beiden Händen klammerte er sich am Bett fest, Louie legte sich über seine Beine, und mit einer Zange entfernte der Arzt totes Gewebe von Pillsburys Fuß, zog dann einen langen Streifen Haut über den Knochen und vernähte alles. 13
    Super Man
stand an der Rollbahn, stark nach links gekippt auf seinem mit einem Pfosten abgestützten Fahrgestell; der zerschossene Reifen hing in Fetzen herunter. Beim Luftangriff der vergangenen Nacht hatte er nichts abbekommen, was man ihm allerdings ganz und gar nicht ansah. Seine 594 Löcher waren über die gesamte Maschine verteilt: massenweise Einschüsse, Risse von Schrapnellgeschossen, mindestens vier fußballgroße, durch Kanonenfeuer verursachte Löcher, ferner die klaffende Schneise neben Pillsburys Geschützturm und schließlich, groß wie ein Türdurchgang, das Loch im Seitenruder. Das Flugzeug sah aus, als sei es durch Stacheldraht geschleift und die Farbe von der Vorderkante und den Seiten vollständig abgeschmirgelt worden. Journalisten und Flieger umrundeten die Maschine und konnten es kaum fassen, dass sich
Super Man
derart ramponiert noch fünf Stunden in der Luft gehalten hatte. Phil wurde als Wundertäter gepriesen, und die früheren Kritiker hatten Grund genug, ihr Urteil über die angeblich so untaugliche B-24 zu revidieren. Ein Fotograf kletterte ins Innere des Flugzeugs und schoss ein Foto. Er nahm es bei Tageslicht vom Inneren des dunklen Flugzeugs |134| aus auf, und auf dem Bild sieht man die Lichtbahnen, die durch die Löcher – ein Sternenhaufen gegen einen schwarzen Himmel – durchbrechen.
    Louie an einem der 594 Einschusslöcher in
Super Man
am Tag nach der Luftschlacht von

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