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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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einfach mit dazu. »Da gibt’s ja so viele.«
    Ich ließ den Mund einfach offen stehen und drehte mich zum Schmalzl.
Allein die Tatsache, dass er in der Kirche war. Und dann stellte er sich
freiwillig zu den Rosenkranztanten und gab einen Kommentar ab. Das hatte es noch
nie gegeben!
    Â»Der heilige Ignatius von Antiochien«, schlug der Metzger vor und
machte ein ernstes und nachdenkliches Gesicht.
    Sprachlos drehte ich mich zum Metzger. Der heilige Ignatius von
Antiochien. Hatte man Töne! Der Metzger und die Kirche. Also ehrlich, dass er
überhaupt wusste, dass wir den heiligen Ignaz in der Kirche hatten, war schon
ein Wunder größeren Ausmaßes. Und dann noch, dass es einen Ignaz aus Antiochien
gab … genau genommen wunderte mich sehr, wie flüssig er das Wort Antiochien
aussprach!
    Â»Ignatio von Lesbos«, sagte der Kreiter allen Ernstes.
    Ignatio von Lesbos. Diesmal blieb nicht nur mir der Mund offen
stehen. Die Langsdorferin schüttelte sogar den Kopf. Mit dem Schweinkram wollte
sie nämlich nichts zu tun haben.
    Â»Ignatius von Loyola«, konterte der Metzger so schnell, als würde er
die Eine-Million-Euro-Quizfrage beantworten.
    Loyola! Woher hatte er nur dieses ganze Wissen?
    Großmutter schüttelte die ganze Zeit ziemlich missmutig ihren Kopf
und schnalzte weiterhin mit der Zunge. Ich konnte sie gut verstehen. Denn es
war von vornherein kein schöner Gedanke, in einem Haufen Knochen zu sitzen.
Aber die Idee, dass wir uns um die Knochen des heiligen Ignaz gestritten hatten
und dann ihre Enkeltochter in einem Haufen heiliger Knochen gelandet war –
furchtbar!
    Â»Vielleicht ist’s eh wurscht, welcher es war«, schlug der
Schmalzlwirt sehr pragmatisch vor. »Heilig ist heilig. Und über die Details
können wir später noch reden.«
    Â»Details?«, echoten die Rosenkranztanten unisono.
    Ich sah von Großmutter zum Schmalzlwirt.
    Â»Na ja, so einen Heiligen findt ma ja nicht alle Tag«, erklärte er
in geschäftsmäßigem Tonfall. »Und da müss ma scho schaun.«
    Der Metzger und der Kreiter nickten beifällig. Anscheinend wollten
auch sie bei dem Schauen beteiligt sein. »So eine Chance haben wir nicht noch
einmal«, erklärte der Kreiter. Genauer gesagt, sagte er: »So eine Schanze ham
wir ned no amal.«
    Â»Und wenn’s der heilige Bonifatius ist?«, fragte ich scheinheilig
nach. Dann stünden wir nämlich da, hätten uns für einen Ignaz von Lesbos
entschieden, und nix hätte gestimmt.
    Â»Des is nie und nimmer der heilige Ignaz«, motterte Großmutter neben
mir unbeachtet von den anderen und hakte sich bei mir unter. »Des is überhaupt
kein Heiliger. Des würd ich doch spüren.«
    Ich verdrehte die Augen. Wenn das mal nicht der totale Schmarrn war.
Aber ich würde mich hüten, irgendetwas dazu zu sagen.
    Â»Gemma heim«, sagte Großmutter schließlich und warf mir einen
düsteren Blick zu. Denn irgendwie war doch ich wieder schuld an der ganzen
Misere.
    Anneliese begleitete uns noch ein Stückchen. Weil Großmutter mit
dabei war, konnte sie nicht über ihren Eisprung reden.
    Â»Der Rosenmüller hätt heute in die Kirch kommen sollen«, sagte
Großmutter missbilligend. »Umzug hin oder her, des wär jetzt einfach wichtig
gewesen.«
    Â»Der kann da auch nichts machen«, sagte ich resigniert. Was hatten
sie nur ständig mit dem Rosenmüller? Ich war zwar auch schon irrsinnig
neugierig auf den armen Mann, denn ich hatte schon einiges an Wisperei gehört.
»Der ist doch schwul«, hatte jemand beim Metzger gesagt. Wer sonst würde weiße
Riemchensandalen und rosa Söckchen tragen?
    Aber besser über Pastoralreferenten reden als über Knochenkistln
oder Eisprünge.
    Â»Echt. Wie konnte das nur passieren?«, fragte ich Anneliese, obwohl
es mir komplett egal war, mit wem der Rosenmüller was hatte. »Dass die einen
Schwulen genommen haben.« Vielleicht hatten sie so schnell keinen anderen
gefunden, das musste ja plötzlich ruckzuck gehen, dass unsere Kirche einen
Pastoralreferenten bekam.
    Anneliese sah mich von der Seite an und hob eine Augenbraue.
»Unsinn«, erklärte sie mir erstaunlich weltgewandt, »der kommt aus München. Da
hat man das, heutzutage. Da brauchst gar nicht schwul sein.«
    Â»Wie der Troidl halt«, sagte ich nickend, »der hat manchmal seine
blauen Plastikschlappen an, wenn er

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