... und dann bist du tot
wurde sie wieder ruhig. Ihre Lippen waren einen Spalt geöffnet. Sie sah so unschuldig aus, fast wie ein Kind. Ein anderer Mann hätte sich zum Narren halten lassen.
Und dann hob er sein Schwert.
Lally öffnete die Augen, sah das Messer, sah sein Gesicht und schrie, aber es war zu spät, und die lange Klinge sauste hinunter in ihren Arm. Sie versuchte vergebens auszuweichen.
»Hilfe!« Sie stieß einen schrillen, durchdringenden Schrei aus.
Die Tür flog auf, und das Zimmer wurde von Licht überflutet.
»Lally, weg da!«
Schwartz hob das blutverschmierte Messer ein zweites Mal, und Lally rollte sich aus dem Bett und fiel auf den Boden. Sie verletzte sich an der Wunde auf ihrer Brust und bekam keine Luft mehr.
»Du verdammtes Schwein!«
Chris warf sich in blinder Wut auf Schwartz. Er brüllte laut, packte den Arm des Verrückten und ergriff das Messer. Die Klinge bohrte sich durch den Verband seiner verwundeten Hand, und es floss frisches Blut, als sie miteinander kämpften. Chris fiel beinahe hin, aber sie rangen weiter, und Chris versetzte Schwartz einen großartigen Faustschlag in den Magen, sodass Schwartz fast die Besinnung verlor. Lally, die versuchte, wegzukrabbeln, konnte das Stöhnen des Mörders hören. Sie konnte fast den Atem hören, der aus ihm herausgepresst wurde, doch noch immer war das Messer in seiner rechten Hand, und sie sah, wie das Licht vom Korridor auf die blutige Klinge fiel, als Schwartz das Messer wieder auf Chris’ Magen richtete.
Bevor sie Joe in der Tür stehen sah, hörte sie den Schuss. Der Klang war ohrenbetäubend und endgültig.
Schwartz wich stolpernd zurück und streckte seine beiden Hände aus. Das Messer fiel geräuschlos hinunter auf den Teppich, sprang zweimal hoch, und Blut spritzte durch die Luft. Schwartz schlug heftig mit dem Rücken gegen die Wand. Lally hörte das Geräusch, das aus seiner Kehle drang, eine Mischung aus Keuchen und Schreien. Sie sah den Schock in seinem Gesicht und die blutige Masse in seiner Seite, wo die Kugel ihn getroffen hatte.
Joe war zuerst bei ihm. Er hatte seine Waffe noch immer erhoben und stieß mit seinem Fuß gegen das Messer. Lally, die ein Stück entfernt von ihm auf dem Boden lag, wusste, dass noch andere Menschen im Raum waren, die hin und her rannten und Anweisungen gaben, aber sie nahm sie kaum zur Kenntnis. Auch die Schmerzen in ihrem Arm und in ihrer Brust spürte sie kaum. Sie schaute Schwartz an und sah den erstarrten Blick und das Blut, das aus seinem Mund tropfte.
Die beiden letzten Dinge, die Siegfried sah, waren das Blut des Drachen auf seiner Hand, in der er das Schwert gehalten hatte, und das Gesicht Joe Duvals, der ihn anstarrte.
Langsam führte Schwartz die Hand an seine Lippen. Er strich mit der Zunge über die Hand und schmeckte Salz und Sieg, und für einen Augenblick schloss er die Augen. Als er sie dann wieder öffnete, starrte er Joe an, und in seiner Miene spiegelte sich seine Verwirrung.
»Sie sind ja gar nicht Hagen«, flüsterte er im Sterben. »Sie sind gar nicht Hagen.«
Lally versuchte aufzustehen, aber sie sank schwindelig und zitternd wieder auf die Knie, und Chris, der seinen Blick von Schwartz abwandte, eilte ihr zu Hilfe, legte ihr die Arme um die Schultern und hielt sie fest.
Dr. Morrissey beugte sich zu Schwartz hinunter und fühlte den Puls des Toten.
Epilog
N ach all den dramatischen Ereignissen machte sich wieder eine seltsame Normalität breit.
Chris kehrte am folgenden Tag nach Stockbridge zurück, während Lally noch ein paar Tage in der Klinik blieb. Da Schwartz tot und sein Fall ohne Zweifel abgeschlossen war, schien Joes Karriere letztendlich gerettet zu sein. Isaiah Jacksons Wut stand wie ein fortwährender, schweigender Vorwurf zwischen den beiden Männern, aber Jess und Sal waren wieder bei Joe zu Hause, und Lally war gerettet. Hätte Joe behauptet, irgendein ehrliches Bedauern über seine Art der Ermittlungen in diesem Fall zu empfinden, wäre er ein verdammter Lügner gewesen.
Von den zweiunddreißig tödlichen Schrittmachern -Schwartz’ Midnight-Specials - waren siebzehn Geräte bereits Patienten implantiert worden. Für Jack Long, Marie Ferguson, Sam McKinley und Alice Douglas war jede Hilfe zu spät gekommen. Und ein weiteres Opfer, ein fünfund-fünfzigjähriger Busfahrer aus Philadelphia, starb nur wenige Stunden nach dem Geständnis des Mörders am Steuer seines Fahrzeugs. Er nahm einen jungen Fahrgast mit in den Tod und verletzte drei weitere. Die verbleibenden
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