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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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warten.«
    Seine Musik wurde gespielt, sein geliebter Wagner. Götterdämmerung. Das Lieblingsstück seiner Mutter. Das ganze Stück - Der Ring des Nibelungen - handelte von Helden, Drachen und Siegfried, der den Drachen tötete.
    »Sie nannte mich ihren kleinen Helden.« Er lehnte sich in dem ledernen Lehnstuhl zurück, schloss die Augen und erinnerte sich. Als er sechs Jahre alt war, hatte er eine Libelle zerquetscht, und damals hatte sie angefangen, ihn ihren kleinen Siegfried zu nennen. Libellen seien bekannt als des Teufels Stopfnadeln, hatte sie zu ihm gesagt, weil sie Augen, Ohren und Münder der schlafenden Kinder zunähen könnten. Mutter hatte Heldentum mehr als alles andere bewundert.
    Er öffnete die Augen und schaute auf seine Freunde in ihren Glaskäfigen. Seine eigenen kleinen, gefangenen Drachen. Es waren neun. Fünf Gekkonidae. Zwei Iguanidae. Und die gefährlichsten, seine Lieblinge, Helodermae suspectum, die beiden Gila-Monster. Jede Familie lebte in ihrem eigenen Terrarium und erforderte ihre besondere Umgebung, die so angeordnet war, dass jedes Haus Bereiche von Licht und Schatten hatte. Der Mann hatte keine großen Felsen oder Tunnel für sie angelegt, sodass sie sich hätten verstecken können, denn sie waren zu seiner Freude da, damit er sie beobachten und beherrschen konnte.
    In der ersten Zeit hatte er große Furcht vor ihnen gehabt. Und als er eines der Wesen zum ersten Mal berührt hatte, waren Abscheu und Entsetzen so groß gewesen, dass er sich erbrechen musste. Doch nachdem sie sicher in ihren Terrarien untergebracht waren, hatte eine unbekannte Erregung die Abscheu ersetzt. Wenn er sie nun berührte, bekam er eine Erektion. Er vermutete, dass er die größte Euphorie erleben würde, wenn er eines der Tiere tötete. Aber im Moment beschloss er, sie stattdessen zu beherrschen und Selbstbeherrschung zu üben.
    Es fiel ihm schwer, nicht immer an die schrecklichen Tage zu denken, die schon so lange zurücklagen und die er noch so deutlich vor Augen hatte. Besonders schlimm war der Gedanke an jene Nacht, als er sie verloren hatte. Schmerzlich war er sich bewusst geworden, dass sie nicht mehr atmete und ihn verlassen hatte. Schlimmer als der Verlust selbst waren die Tage, da man sie gedemütigt und über sie gelacht hatte.
    Wenn er jetzt daran dachte, war der Schmerz unerträglich, und er musste sich selbst bestrafen, um den Todeskampf aus seinem Geist zu verbannen. Manchmal drückte er seine Fingernägel in seinen Körper, immer in seinen Unterleib oder in seine Gesäßbacken, sodass es niemand sehen konnte. Und manchmal benutzte er brennende Zigaretten, um sich selbst zu verletzen. Er hatte nie geraucht, aber er kaufte noch immer die gleiche Zigarettenmarke, die sie so sehr gemocht hatte, weil er den Duft liebte und weil Mutter sie benutzt hatte, um ihn zu bestrafen. Das hatte sie natürlich sehr selten getan, denn Mutter war meistens lieb zu ihm gewesen. Sie war fast ein richtiger Engel gewesen. Und ebenso wie sie es für nötig gehalten hatte, ihm ab und zu eine kleine Strafe zu verpassen, wusste er, dass er unter allen Umständen weitermachen musste.
    Ihre Bestrafung hatte lange auf sich warten lassen, doch nun war die Zeit gekommen. Diejenigen, die sie getötet hatten, diejenigen, die sie gedemütigt hatten, diejenigen, die über sie und über ihn gelacht hatten, würden nun zur Rechenschaft gezogen werden. Es würde auch Unschuldige treffen, aber das war unvermeidlich. Traurig, aber unvermeidlich.
    Der Mann schaute aus dem Fenster in die dunkle, verschneite Nacht.
    Er fragte sich, ob es schon begonnen hatte.

3. Kapitel
    Mittwoch, 6. Januar
    A n einem eisigen Wintermorgen wie diesem liebten Sean und Marie Ferguson nichts so sehr wie im Bett zu frühstücken. Es war nicht so, dass sie unter den Decken liegen mussten, um sich zu wärmen, denn ihr Stadthaus am North Lincoln Square im Quartier Near North von Chicago wurde so großzügig geheizt, wie es eingerichtet und dekoriert war. Aber da Marie zehn oder gar fünfzehn Stunden pro Tag mit ihren Patienten beschäftigt war, wollte Sean seiner Frau, wenn es die Zeit erlaubte, körperlich so nah wie möglich sein. Außerdem gaukelte ihnen beiden das sonnige Gemälde von Renoir, das über dem Kamin gegenüber vom Bett hing, jeden Morgen ihres Lebens das Gefühl vor, es sei Sommer.
    »Wie fühlst du dich?« Sean schaute seine Frau an, die sich gerade ihre zweite Tasse Zitronentee eingoss.
    »Großartig.«
    »Wirklich?«
    Marie lächelte ihn

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