Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
ging mit der Beamtin nach oben und sah vorsichtig nach ihrem Vater. Er schlief immer noch tief und fest.
Es war ein eigenartiger Nachmittag. Alice improvisierte etwas zu essen für uns, Schinkensandwichs und Biskuitkuchen, doch ich hatte nicht viel Appetit, genauso wenig wie Jessica. Die beiden Cops hingegen aßen normal – für sie war es nichts weiter als ein gewöhnlicher Job. Ich fand ein paar Bücher und las, doch meine Gedanken schweiften immer wieder ab. Ich überlegte, ob ich Ganesh anrufen sollte, und mir wurde klar, dass es nicht ging. Niemand durfte wissen, wo wir steckten.
Jessica und Alice sahen in regelmäßigen Abständen nach dem alten Culpeper, doch er schlief immer noch. Die Tabletten waren offensichtlich stark genug gewesen, um ein Pferd auszuschalten.
Die unwirkliche Atmosphäre dauerte bis gegen zehn Uhr abends, als sich Alice nach einer weiteren Runde Sandwichs mit Schinken nach oben zum Schlafen zurückzog. Die beiden Polizisten wurden abgelöst; diesmal waren es zwei Männer. Sie saßen in der Küche und lasen Boulevardzeitungen, aßen die frischen Sandwichs und tranken endlose Tassen Tee. Gelegentlich stand einer von beiden auf und unternahm einen Rundgang durch das Haus, überprüfte sämtliche Fenster und kehrte schließlich wieder zu seinem Kollegen zurück. Schließlich schalteten sie das Licht aus und machten es sich auf Lehnsesseln in einem Salonzimmer bequem, um den Rest der Nacht dösend zu verbringen.
Jessica und ich blieben hellwach. Im Haus herrschte eine geradezu unheimliche Stille. Es war kaum zu glauben, dass wir uns mitten in London befanden, nicht weit vom geschäftigen Herzen der Stadt entfernt. Wir hatten uns in Henrys ehemaliges Arbeitszimmer zurückgezogen – jenen Raum, den Henry benutzt hatte, bevor ihn die Amputationen von der Außenwelt abgeschnitten und in den ersten Stock verbannt hatten. Es gab ein großes altes Chesterfield-Sofa, und ich machte es mir darauf bequem. Jessica entschied sich für einen Lehnsessel. Keine von uns redete viel. Ich wusste, dass sie wach war, auch wenn ich sie nicht sehen konnte, und sie wusste, dass ich keinen Schlaf fand.
»Niemand kommt unbemerkt zu ihm, Fran«, flüsterte sie einmal.
»Die Alarmanlage ist abgeschaltet«, erinnerte ich sie. »Sonst würden wir oder die beiden Polizisten sie auslösen, sobald wir uns im Erdgeschoss bewegen.«
»Aber die Gitter sind vor den Fenstern, und das Haupttor ist verschlossen.«
»Adam hat eine Fernbedienung und kann es jederzeit öffnen.«
»Ja, sicher. Aber das würden wir hören. Das Tor quietscht, und es ist völlig still da draußen. Ich denke, wir würden hören, wenn er es öffnet. Abgesehen davon, selbst wenn die Alarmanlage ausgeschaltet ist, arbeitet die Sicherheitsbeleuchtung draußen. Sobald sich draußen jemand bewegt, schalten sich die Scheinwerfer automatisch ein.«
»Was ist mit dem Kanalufer?«
»Es gibt eine elektronische Schranke. Wenn sie jemand durchschreitet, bricht die Hölle los.«
Ich hatte nichts anderes erwartet. Trotzdem war ich immer noch unruhig, auch wenn ich nicht wusste, warum.
Die Luft war warm und stickig. Das Leder des Sofas hatte einen Geruch, der mich schläfrig machte. Schließlich döste ich ein.
Ich weiß nicht, was mich aufweckte. Es war nicht mehr als ein leises Knarren von Holz. Über Nacht, wenn die Temperaturen sinken und die Zimmer abkühlen, setzt sich das Holz und erzeugt eine Serie von dumpf knackenden Geräuschen. Doch dies war kein Knacken gewesen, sondern ein schärferer Laut. Ich öffnete die Augen.
»Jessica?«, flüsterte ich.
Ein leises Schnarchen antwortete.
Ich glitt vom Sofa und schlich zur Tür. Leise betrat ich den Flur. Ich hörte keinen der Polizisten, aber es war möglich, dass das Geräusch, das ich gehört hatte, von ihnen kam, während sie ihre Runden drehten. Dann ertönte das Knarren erneut. Es kam von oben, und wenn mich mein Orientierungssinn nicht täuschte, kam es aus dem Gang, der zu Henrys Schlafzimmer führte. Es grenzte an den Tagesraum an, in welchem er mich empfangen hatte.
»Unser Polizeischutz, Fran«, sagte ich mir. »Sie tun ihren Job und patrouillieren im Haus.«
Draußen waren keine Scheinwerfer aufgeflammt, doch ich ging trotzdem zum Fenster und spähte durch das Sicherheitsgitter nach draußen. Der Garten war in silbernes Mondlicht getaucht. Es war taghell, nur die Farben waren alle ausgebleicht. Hätte sich jemand draußen herumgetrieben, ich hätte ihn sofort gesehen. Trotzdem, es konnte
Weitere Kostenlose Bücher