und das Haus in den Huegeln
Wut.
Gefion zerrte sie in den
Schuppen und stieß sie auf den Hintersitz des Wagens. Rocho setzte sich ans
Steuer, und Gefion lief um den Wagen herum und stieg durch die Beifahrertür
nach hinten zu Sandra.
Rocho startete den Motor.
Der Motor hustete ein paarmal,
stolperte und erstarb wieder. Wahrscheinlich hatte er den nächtlichen
Temperatursturz übelgenommen. Sandra hoffte schon, daß er nicht anspringen
würde — da brummte er tief und unwillig auf. Rocho gab Gas. Und dann rollten
sie aus dem Schuppen in den Hof und auf die Straße hinaus.
Es war noch immer nicht hell.
Und es kamen ihnen nur wenige Autos entgegen.
Das Haus der Sendboten
Gottes lag außerhalb des Ortes und hatte keine direkten Nachbarn.
Sie fuhren durch die enge
Ortsdurchfahrt, vorbei an Bauernhäusern, in deren Ställen Licht brannte, und an
einer kleinen Kirche vorbei, deren Uhr gerade acht schlug.
Sandra gibt nicht auf
Etwa um die gleiche Zeit, als
Rocho durch das verschlafene Bauerndorf fuhr, parkte eine Verkehrsstreife ihren
Dienstwagen an einer Abzweigung der Bundesstraße, die zu den Zu- und Abfahrten
der Autobahn Frankfurt—Stuttgart-Basel führte.
Während der Fahrer des Wagens,
der Kriminalobermeister Velbert, seiner Polizeileitstelle meldete, daß der
befohlene Standort eingenommen sei, stieg sein Beifahrer, der
Kriminalobermeister Stamm, aus.
Conny Stamm entnahm dem
Kofferraum ein Schild mit der Aufschrift „Polizeikontrolle“. Er schritt die
erforderliche Meterzahl ab und stellte das Schild auf die Straße.
„Dreckswetter!“ schimpfte er,
als er zu Velbert zurückkam. „Gib acht, wenn du aussteigst, Alfred! Ich wäre
fast auf die Schnauze gefallen. Ein Matsch ist das!“
„Habe ich beim Lenken gemerkt“,
erwiderte Velbert. Er setzte seine Dienstmütze auf, nahm die beiden Winkerkellen
vom Hintersitz und stieg ebenfalls aus.
„Da, Conny! Damit du was zum
Dranfesthalten hast“, scherzte er und warf dem Kollegen eine Kelle zu.
Die ersten Personenwagen
näherten sich dem Kontrollposten. Als ihre Scheinwerferlichter das
Polizeischild erfaßten, nahmen die Fahrer den Fuß vom Gaspedal und passierten
langsam und diszipliniert den Streifenwagen, an dem die beiden Polizeibeamten
lehnten.
Doch Velbert und Stamm hielten
ihre Winkerkellen gesenkt und ließen die Autos ungehindert vorbeifahren.
„Wie soll der Kleinbus noch
aussehen, auf den wir angesetzt sind?“ vergewisserte sich Stamm.
„Grau und vergammelt. Die
hintere Stoßstange fehlt“, erwiderte Velbert. Er zog eine Tüte Hustenbonbons
aus seiner Tasche, hielt sie Stamm hin und bediente sich selbst, nachdem der
Kollege zugegriffen hatte.
„Ich frage mich, was wir um
diese Zeit hier sollen. Die Sektenbrüder werden längst untergetaucht sein“,
maulte Stamm.
„Vermutlich! Früher, als wir
noch jedes kleine Nest mit einem Landposten besetzt hatten, entschlüpfte uns so
leicht kein Ganove. Die Kollegen bemerkten jede Veränderung in ihrem Revier —
oder sie wurden von den Dorfbewohnern darauf aufmerksam gemacht. Das waren noch
Zeiten! Heute findet jede Gang genügend Schlupfwinkel in jedem Kaff, und kein
Anwohner schert sich darum, was in der Nachbarschaft getrieben wird. Der
Nahkontakt fehlt“, sinnierte Velbert, an dem Kräuterbonbon schmatzend.
„Ich bin nicht scharf darauf,
mich mit einer Sekte anzulegen. Ziehst ja doch immer den kürzeren. Die weisen
dich höhnisch lächelnd darauf hin, daß laut Artikel 4 und 140 des Grundgesetzes
jeder Bundesbürger das Recht auf Religions- und Gewissensfreiheit hat. Und wenn
die Sektenanhänger volljährig sind, kannst du gar nichts machen. Sogar das
Missionieren wird ihnen von den Stadtverwaltungen erlaubt“, beschwerte sich
Stamm.
„Das Mädchen, diese Sandra
Faber, soll noch minderjährig sein“, berichtete Velbert.
„Was besagt das schon? Ich bin
sicher, daß sie freiwillig bei der Sekte eingestiegen ist. Hast du schon mal
Eltern erlebt, die von dem Umgang ihrer Gören wußten? — Na, na! Der fährt aber
ganz schön gewagt!“ Stamms Ausruf galt einem hellen Kombi, der unter Mißachtung
der aufgeweichten Schneedecke mit rasantem Tempo auf der Straßenkuppe am
Waldrand auftauchte. Der Wagen schlingerte und rutschte von einer Straßenseite
zur anderen, blieb dann jedoch in der Spur, so daß ein entgegenkommender
Personenwagen es gerade noch schaffte, an ihm vorbeizuziehen.
Stamm und Velbert waren zur
Straßenmitte gelaufen und schwangen ihre Winkerkellen.
Der Kombifahrer stoppte vor
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