Und das ist das Schlafzimmer!
gar nicht kannte. “Das ist Mr. Healey”, erwiderte sie. “Hör mal, Annette, könntest du mir wohl einen kleinen Gefallen tun, solange du hier bist?” Sie führte Annette, die den Hals Richtung Theke reckte, nach hinten und nahm Gregs Jackett aus dem Schrank. “Könntest du den Riss reparieren, so dass man hinterher nichts mehr sieht?”
Annette betrachtete den Riss. “Guter Stoff. Wessen Jackett ist das?”
“Na ja, es gehört dem Mann vorn.”
Annette grinste. “Was hast du gemacht? Ihm die Sachen bei einem Kampf vom Leib gerissen?”
“Kannst du es flicken oder nicht?”
“Ja.”
Wunderbar! Wenigstens brauchte sie von ihrem ohnehin strapazierten Konto keinen teuren Anzug zu kaufen. “Klasse. Schreib mir eine Rechnung, sobald du fertig bist.”
“Keine Rechnung. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, nachdem ich dich letzte Woche mit diesem Greg zusammengebracht habe.”
“Pst!”
“Was ist?”
“Ich dachte, ich hätte etwas gehört.” Lana winkte ab. “Na ja, danke jedenfalls, dass du für mich einspringst.”
“Wenn der gut aussehende Kerl hier arbeitet? Kein Problem.”
“Eigentlich wollte ich den gut aussehenden Kerl mitnehmen und ihm einige der anderen Geschäftsinhaber vorstellen, die er um ihre Arbeit bringen will.”
Annette war enttäuscht. “Oh.”
Lana band ihre Schürze ab und reichte sie Annette. “Ich bin bald wieder hier.”
“Lass dir ruhig Zeit.” Annette zwinkerte ihr zu. “Vielleicht kannst du Mr. Healey ja überreden, seinen Sanierungsplan nicht zu verwirklichen.” Sie lachte. “Und falls er nicht kooperiert, kannst du ihm ja immer noch Haarspray in die Augen sprühen, wie du es bei dem anderen Kerl gemacht hast.”
Lana schob ihre Hand tiefer in die Manteltaschen und warf Greg einen Seitenblick zu. “Was meinst du, jetzt, wo du einige der Ladenbesitzer kennen gelernt hast?” Ihr Shop kam wieder in Sicht. Das Wetter hatte sich verschlechtert, ein arktischer Wind wehte harte Eiskristalle durch die Straßen. Lanas Zehen und ihre Nase waren inzwischen praktisch gefühllos. Trotzdem war sie traurig, dass die Führung schon zu Ende war.
“Es sind nicht gerade die freundlichsten Leute”, entgegnete Greg.
“Immerhin willst du ihre Läden schließen.”
“Wie oft muss ich dir noch erklären, dass es nichts Persönliches ist? Es ist rein geschäftlich.”
Sie blieb stehen und sah ihn an. “Für mich ist es persönlich.”
Er blieb ebenfalls stehen. In seiner Wange zuckte ein Muskel. “Du solltest nicht zulassen, dass persönliche Verstrickungen dein Urteilsvermögen als Unternehmerin beeinträchtigen.”
“Ich kann keine Entscheidungen treffen, ohne an die Betroffenen zu denken”, sagte sie sanft. “So bin ich einfach nicht.”
“Ich bin nicht verantwortlich für diese Leute. Wenn deren Lebensunterhalt so eng mit ihrem Geschäft verbunden ist, wieso hat nie einer versucht, das jeweilige Gebäude zu kaufen?”
“Weil sie es sich nicht leisten können.” Sie jedenfalls konnte sich keine Hypothek auf das Gebäude leisten, in dem sich ihr Shop befand.
“Das ist richtig. Sie können sich weder eine Hypothek noch die Grundsteuer, noch die Instandhaltung leisten. Trotzdem wollen sie ein Mitspracherecht darüber, was aus dem Gebäude wird. Nur das Risiko will niemand auf sich nehmen.”
Da hatte er nicht Unrecht. “Gestern Abend hast du gesagt, du würdest helfen.”
“Gestern Abend war ich abgelenkt.” Er klang bedauernd.
Enttäuschung breitete sich in ihr aus. “Das heißt also, du hättest alles gesagt, um mir näher zu kommen?”
Er rieb sich das Kinn. “Leg mir keine Worte in den Mund. Ich sagte, ich würde versuchen zu helfen, und das werde ich auch. Aber hier stehen nicht nur ein paar kleine Geschäfte auf dem Spiel. Und jetzt muss ich los. Ich habe schon genug Zeit ver…” Er hielt inne, aber es war klar, was er hatte sagen wollen. “Ich muss los”, wiederholte er bloß.
Sie ließ sich ihren Schmerz nicht anmerken. Sie hatte ja auch keinen Grund, verletzt zu sein. Greg Healey bedeutete ihr nichts. Sie nahm einen Ordner mit fotokopierten Notizen aus ihrer Segeltuchtasche - ihre Vorschläge zur Neugestaltung von Hyde Parkland. “Was immer du davon halten magst, dies sind meine Ideen.” Sie drückte ihm den Ordner in die Hand. “Bis dann.”
Damit überquerte sie die Straße und ging auf ihren Shop zu. Zum Glück kannte sie den Weg im Schlaf, denn sonst hätte sie ihn wegen der Tränen in ihren Augen vielleicht
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