und das Pergament des Todes
Nähe.
Ich aktivierte die Linsen und konzentrierte mich. Großvater?, dachte ich. Großvater, bist du da?
Nichts. Ich seufzte. Es war sowieso sehr unwahrscheinlich gewesen. Ich hatte nicht wirklich…
Ein undeutliches Bild erschien vor meinen Augen. Alcatraz?, hörte ich eine weit entfernte Stimme.
Großvater?, dachte ich aufgeregt. Ja, ich bin ’ s!
Fahriger Farland! Wie konntest du mich über so eine Entfernung kontaktieren? Die Stimme war so schwach, dass ich sie kaum hören konnte, obwohl sie direkt in meinem Kopf erklang.
Großvater, wo bist du?
Die Stimme erwiderte etwas, aber zu leise, als dass ich sie hätte verstehen können. Ich konzentrierte mich noch stärker darauf und schloss die Augen. Großvater!
Alcatraz! Ich glaube, wir haben deinen Vater gefunden. Er war hier. Ich bin mir absolut sicher!
Wo, Großvater?
Die Stimme wurde noch schwächer. Die Bibliothek …
Großvater! Welche Bibliothek?
Bibliothek … von Alexandria …
Und dann war er weg. Ich richtete jeden einzelnen Gedanken darauf, aber die Stimme kam nicht zurück. Schließlich seufzte ich und öffnete die Augen.
»M it dir alles in Ordnung, Smedry?«, fragte Bastille und musterte mich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen.
»D ie Bibliothek von Alexandria«, fragte ich, »w o ist die?«
Bastille sah mich komisch an. »Ä h, in Alexandria?«
Klar. »U nd wo ist das?«
»Ä gypten.«
»D as richtige Ägypten? Mein Ägypten?«
Bastille zuckte mit den Schultern. »I ch denke schon. Warum?«
Ich sah über die Schulter in Richtung Cockpit.
»N ein.« Bastille verschränkte die Arme vor der Brust. »A lcatraz, ich weiß genau, was du jetzt denkst. Wir werden da nicht hinfliegen.«
»W arum nicht?«
»D ie Bibliothek von Alexandria ist extrem gefährlich. Sogar normale Bibliothekare fürchten sich davor, sie aufzusuchen. Niemand, der noch bei Verstand ist, geht da hin.«
»K lingt, als würde es passen«, erwiderte ich, »d enn Grandpa Smedry ist gerade da.«
»U nd woher willst du das wissen?«
Ich tippte an meine Linsen.
»D ie funktionieren nicht über so große Entfernungen.«
»H aben sie aber. Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Er ist da, Bastille.« Und er denkt … mein Vater auch.
Bei diesem Gedanken spürte ich ein Ziehen im Bauch. Ich war in dem Glauben aufgewachsen, dass meine beiden Eltern tot seien. Jetzt glaubte ich so langsam, dass sie beide noch lebten. Meine Mutter war eine Bibliothekarin und arbeitete für die falsche Seite. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich wissen wollte, wie mein Vater war.
Nein. Das stimmte nicht. Ich wollte unbedingt wissen, wie mein Vater war. Doch gleichzeitig hatte ich Angst davor.
Ich konzentrierte mich wieder auf Bastille.
»U nd du bist dir sicher, dass er dort ist?«, fragte sie.
Ich nickte.
»Z um Splitter noch mal«, murmelte sie. »A ls wir das letzte Mal so eine Nummer versucht haben, wurdest du fast getötet, dein Großvater wurde gefoltert, und ich habe mein Schwert verloren. Wollen wir das alles wirklich noch einmal durchmachen?«
»U nd was ist, wenn er in Schwierigkeiten steckt?«
»E r steckt immer in Schwierigkeiten.«
Wir schwiegen. Dann drehten wir uns gleichzeitig um und hetzten zurück zum Cockpit.
Kapitel Drei
Ich möchte jetzt einmal etwas klarstellen. Ich war nicht ganz fair zu euch. Was allerdings zu erwarten war, da ich schließlich ein Lügner bin.
Im ersten Band dieser Reihe habe ich einige pauschale Verallgemeinerungen über Bibliothekare verbreitet, von denen manche nicht ganz der Wahrheit entsprechen.
Jetzt muss ich die Hosen runterlassen. Es gibt mehrere Arten von Bibliothekaren. Zum einen die, von denen ich in meinem letzten Buch gesprochen habe – die Bibliothekare. Wir nennen sie auch Bibliothekare des Biblioden oder die Bibliothekare des Schreibers. Fast alles, was ich über diese bestimmte Gruppe gesagt habe, entspricht den Tatsachen.
Allerdings habe ich mir nicht die Zeit genommen zu erklären, dass sie nicht die einzige Art von Bibliothekaren sind, die es auf der Welt gibt. Deshalb könnte es sein, dass ihr jetzt annehmt, alle Bibliothekare wären niederträchtige Sektenanhänger, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen, die Menschheit versklaven und Unschuldige auf ihren Altären opfern. Das ist jedoch überhaupt nicht wahr. Nicht alle Bibliothekare sind niederträchtige Sektenanhänger. Einige Bibliothekare sind stattdessen rachsüchtige Untote, die einem die Seele aussaugen wollen.
Ich bin froh, dass
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