und das Pergament des Todes
er sich. »E ndlich einmal gute Neuigkeiten auf dieser Reise.«
»W arte mal«, hakte ich nach. »D as sind also gute Neuigkeiten?«
»A ber sicher! Ich will mich dort schon seit Jahrzehnten gründlich umsehen. Habe aber nie eine überzeugende Ausrede gefunden. Ich werde schon mal ein paar Vorbereitungen treffen!« Und damit machte er sich auf den Weg den Korridor entlang in Richtung Cockpit.
»K az!«, rief Bastille ihm hinterher. Er blieb stehen und sah sich um.
»Z u deinem Quartier geht es da lang!« Sie zeigte auf einen Seitenkorridor.
»K okosnuss noch mal«, fluchte er leise und wandte sich in die Richtung, die Bastille ihm gezeigt hatte.
»A ch ja, richtig«, erinnerte ich mich. »S ein Talent, sich verlaufen.«
Bastille nickte. »D as Schlimme daran ist, dass er meistens als unser Führer fungiert.«
»W ie funktioniert das denn?«
»A uf eine sehr seltsame Art und Weise«, meinte sie, während wir uns wieder in Bewegung setzten.
Ich seufzte. »I ch glaube, er mag mich nicht besonders.«
»D iese Wirkung scheinst du öfter auf Menschen zu haben, wenn sie dir das erste Mal begegnen. Ich habe dich anfangs auch nicht sonderlich gut leiden können.« Sie beäugte mich kritisch. »U nd ich bin mir nicht sicher, ob sich daran inzwischen etwas geändert hat.«
»G anz reizend von dir.« Während wir den schlangenartigen Körper des Drachen entlangwanderten, sprang mir ein helles Glühen ins Auge, das oben zwischen den Schulterblättern an einem der Flügelpaare sichtbar wurde. An dieser Stelle glitzerte das Glas und glitt hin und her, als gäbe es dort viele glatte Flächen und zerbrechliche Einzelteile, die sich bewegten. In der Mitte dieser Masse entsprang das helle, gleichmäßige Glühen, das an ein schwelendes Feuer erinnerte. Hin und wieder wurde der Schein verdunkelt, wenn sich Teile davorschoben, die nicht lichtdurchlässig waren. So ließ das Glühen alle paar Sekunden nach und wurde dann wieder heller.
Ich deutete nach oben. »W as ist das?«
»D as Antriebssystem«, erklärte Bastille.
Es waren keine Geräusche zu hören, wie ich sie mit einem laufenden Motor in Verbindung gebracht hätte– kein Summen, keine stampfenden Kolben, kein Feuer. Noch nicht einmal Dampf. »U nd wie funktioniert es?«
Bastille zuckte mit den Schultern. »I ch bin kein Silimatik-Ingenieur.«
»U nd du bist auch kein Okulator«, merkte ich an. »T rotzdem weißt du genug über Linsen, um die meisten Leute zu verblüffen.«
»A ber nur, weil ich mich eingehend mit den Linsen beschäftigt habe. Silimatik hat mich nie sonderlich interessiert. Und jetzt komm, oder willst du nicht mehr in dein Quartier?«
Doch, das wollte ich, und ich war müde, also ließ ich mich von ihr weiterziehen. Tatsächlich ist es so, dass silimatische Antriebssysteme gar nicht so kompliziert sind. Sie sind um einiges einfacher zu verstehen als die Maschinen in den Ländern des Schweigens.
Es dreht sich dabei alles um eine bestimmte Art von Sand, genannt Leuchtsand, der anfängt zu glühen, wenn man ihn erhitzt. Und dieses Strahlen bringt dann bestimmte Glasarten dazu, seltsame Dinge zu tun. Einige fangen an zu schweben, wenn man sie dem silimatischen Licht aussetzt, andere wiederum fallen wie Blei zu Boden. Man muss also nur kontrollieren, welche Art von Glas wann das Licht auffängt, und schon hat man ein Antriebssystem.
Ich weiß, dass ihr Mundtoten das wahrscheinlich für Unsinn haltet. Ihr fragt euch Dinge wie: »W enn Sand so kostbar ist, warum gibt es ihn dann überall?« Aber ihr seid natürlich auch die Opfer einer grässlichen Verschwörung. (Wird das nicht langsam langweilig?)
Die Bibliothekare geben sich die größte Mühe, damit die Leute Sand nicht wahrnehmen. Sie haben sogar große Kosten auf sich genommen, um die Länder des Schweigens mit Trübsand zu überfluten– einer der wenigen Arten von Sand, die überhaupt nichts bewirken, selbst dann nicht, wenn man ihn schmilzt. Gibt es einen besseren Weg, die Leute dazu zu bringen, dass sie etwas ignorieren, als es vollkommen alltäglich wirken zu lassen? Vom ökonomischen Wert der Fusseln, die sich im Bauchnabel ansammeln, fange ich hier besser gar nicht erst an.
Endlich erreichten wir mein Quartier. Der Körper des Schlangendrachen war gut sechs Meter breit, es gab also jede Menge Platz, um an den Seiten Räume einzurichten. Mir fiel allerdings auf, dass die Wände alle durchsichtig waren.
»P rivatsphäre ist hier wohl nicht sehr verbreitet, was?«, fragte ich.
Bastille
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