...und der grüne See (German Edition)
einzige Frage: „Herr Professor!
Wissen sie vielleicht mehr von Willi de Stieve?“
Denny wollte nicht ohne Willis Einwilligung von des
-
sen Anwesenheit auf dem Kolleggelände und seiner wahrer
Herkunft erzählen.
„Ja, soviel ich weiß, wird er weiter festgehalten und von
Egidius Felten unter Druck gesetzt. Willi de Stieve wird dazu
gezwungen, den Baron mit den seltensten und kostbarsten
Edelsteinen zu versorgen.“
Sauer hielt einen Moment inne und schien nachzudenken.
„Wenn ich es mir recht überlege, ist eine baldige Befreiung von
de Stieve und seiner Familie denkbar.“
„Wie meinen sie das, Herr Professor?“
Der Schulleiter klopfte ihm lächelnd auf die Schulter.
„Das, mein lieber Denny, musst du jetzt noch nicht wissen.“
Bereits im Eingangsbereich des Herrenhauses erklangen
Streichinstrumente, die sich einzustimmen versuchten. Denny
stutzte, denn er konnte sich nicht entsinnen, dass das Kolleg
ein Orchester unterhielt. Er schaute den Professor fragend an.
„Ach du wusstest nicht, dass unser Kolleg ein Orchester
hat, stimmt´s?“
Denny schüttelte nur den Kopf.
„Der Tradition entsprechend, geben einige Schüler zum
Jahresabschluss auf ihren Instrumenten immer ihr Bestes, ob-
wohl sie heute das allererste Mal miteinander spielen.“
„Wie kann das denn gehen?“, fragte Denny ungläubig.
Der Schulleiter grinste. Mit einer kleinen Fingerbewegung
stieß er die Flügeltür weit auf. In dem überfüllten Empfangssaal
wurde es still. Sauer schritt unbeeindruckt hinein. „Was ist,
Herrschaften?“, rief der Professor durch die Halle, „Ich möchte
hören, was ihr könnt.“
Sauers Worte waren das Startzeichen, und das Orchester
begann zu spielen. Verwundert blieb Denny stehen und starrte
nach vorne zum Rednerpult. Er konnte zunächst nur Streich-,
Blas- und andere Instrumente ausmachen, die nebeneinander
gereiht und wie von Geisterhand ein gemeinsames Stück spiel-
ten. Dann sah er sie: Auf einer Empore - nahe des Rednerpultes
- befand sich eine größere Anzahl von Schülern, von denen er
sogar einige aus seiner Baumgemeinschaft kannte. An deren
Armbändern leuchteten die Steine in verschiedenen Farben
und verschiedener Intensität. Die Schüler bewegten sich unter-
schiedlich in gleichem Rhythmus und wirkten auf ihr jeweiliges
Instrument.
Von der Musik ergriffen, lauschte Denny still, bis ihn je-
mand am Arm griff und an den Tisch der Uraner zog.
„Alter, wo warst du die ganze Zeit?“, flüsterte ihm Rüstem
zu.Mian und Moana bedachten ihn ebenfalls mit vorwurfsvol -
len Blicken.
„Wir haben die ganze Zeit bei Agatha und Willi auf dich
gewartet und sind fast zu spät aufgebrochen“, zischte Moana.
„Tut mir leid! Ich hatte ein Gespräch mit Sauer.“ Denny
brachte seine Freunde auf den neuesten Wissenstand, während
die Musik spielte.
„Dann werden wir wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit, in
der zweiten Ebene wieder mit den Xamamax zu tun haben“,
schlussfolgerte Rüstem nachdenklich.
Denny nickte. „Höchstwahrscheinlich!“
Die Musik hörte auf und die Instrumente kamen zum
Stillstand. Der Schulleitergab ein Räuspern von sich.
„Liebe Schülerinnen und Schüler der ersten bis achten
Ebene! Bevor wir zur Zeugnisvergabe übergehen, möchte ich
Ihnen noch folgendes mitteilen: den sich vielleicht noch daran erinnern, dass es in Aule Meille
Heilwasser zu kaufen gab. Das war vor über zehn Jahren. Ich
freue mich, ihnen mitteilen zu dürfen, dass in diesem Jahr ein
neuer Hüter des in Erscheinung getreten ist.
Seitdem kann in demselben Ort und an gleicher Stelle das hei-
lende Wasser für Mensch und Tier wieder gewonnen werden.
Haben sie bitte Verständnis dafür, dass der Name des neuen
Hüters aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden darf.>“
Durch eine kurze Redepause gab der Schulleiter allen
Anwesenden die Gelegenheit zum Applaudieren. Dann fuhr er
weiter fort. „Kommen wir nun zur Zeugnisvergabe und begin-
nen wir mit den Abschlüssen der achten Ebene.“
Es folgte ein längerer und für die meisten der Kollegschüler
eher langweiliger Zeitabschnitt, bei dem jeder einzelne Schüler
aufgerufen wurde, um sein Zeugnis entgegenzunehmen. Denny,
Rüstem und die Zwillinge waren die letzten, die ihr Zertifikat
von Professor Sauer erhielten.
„Herzlichen Glückwunsch, Denny“ murmelte Sauer ihm
leise zu und reichte ihm wie jedem Schüler die Hand, „mit
vierhundertundfünf Punkten, hast du deine erste Hürde
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