...und der grüne See
Burmahemd an sich. Eine Minute vor Ladenschluss erreichte Denny die Kasse und bezahlte. Der Kleinwüchsige blickte ihn ausdruckslos an und sagte trocken: „Da haben wir aber Glück gehabt, was?“
Denny sagte nichts weiter, außer: „Kann ich noch `ne Tasche bekommen?“
Genervt und mit einem Augenrollen händigte der Mann ihm eine Papiertüte aus.
Tessa saß vor dem Gasthof entspannt vor einem Glas Holunderwein, als Denny sich völlig außer Atem zu ihr setzte.
„Du meine Güte! Wo bist du denn gewesen?
Was gab es denn so Wichtiges zu erledigen?“
Denny zeigte ihr seinen ersten Einkauf, den er alleine in Aule Meille mit Fünfsilber-Mark getätigt hatte.
Tessa kam aus dem Staunen nicht heraus.
„Donnerwetter, das nenne ich Glück! An solche Hemden ist schwer ranzukommen und es gibt kaum noch welche davon.“
Denny brauchte noch Zeit, um zu verschnaufen und bestellte sich erst mal einen Holundersaft, der diesmal von einer kleinwüchsigen Frau serviert wurde.
Auf der gegenüberliegenden Seite sah Denny ein leer stehendes, zerfallenes Geschäftshaus. las er an einem halb herunter hängenden Brett. Hinter der verschmierten Ladentür hing ein Schild mit der Aufschrift . Das Haus schien schon viele Jahre leer zu stehen. Hohe Gräser und Unkraut versperrten den Zugang und verschandelten die Hausfassade. Denny dachte sich nichts dabei. Geschäftsaufgaben waren in der heutigen Zeit nicht selten.
Mittlerweile hatte er sich von seinem Sprint erholt und ließ sich ein zweites Glas Holundersaft bringen.
Denny kräuselte die Stirn.
„Tessa, erklär mir doch mal, warum leben und arbeiten hier so viele kleinwüchsige Menschen?“
Seine Wächterin nippte genüsslich an ihrem Glas.
„Auf diese Frage von dir habe ich schon gewartet. Sie gehören nicht zu den Menschen, wie du sie bisher hin und wieder mal gesehen hast. Sie haben keine Gen-Erkrankungen. Es sind Zwerge!“
„Nee, ne?“ Dennys Blick wanderte zu der fleißigen Bedienung, die zwischen den Kunden hin und her eilte.
„Ja, du hast richtig gehört. Zwerge! Du kennst sie aus verschiedenen Märchen. Die Gewöhnlichen wissen rein gar nichtsvon deren Existenz - genauso wenig wie von unserer. Vor vielen Jahren waren sie ausschließlich in der Bergarbeit beschäftigt und versorgten uns Steinmagier mit Edelsteinen. Sie waren so ziemlich in allen Wäldern und Bergen Deutschlands anzutreffen. Vor etwa fünfzehn bis zwanzig Jahren begann für die Zwerge eine schlimme Zeit. Es gab einen mächtigen Steinmagier im Harz, der anfing, die Zwerge dort zu verfolgen und zu zwingen, für ihn Edelsteine zu bergen – und zwar ohne Gegenleistung. Diejenigen, die sich weigerten - und das waren nicht wenige - wurden eingesperrt oder von ihm getötet. Viele konnten flüchten. Für die Ältesten unserer Gemeinschaft war der Bogen überspannt und sie stellten ihn zur Rede. Es kam zu einem heftigen Streit innerhalb des Rates. Auch er gehörte für eine gewisse Zeit dem Ältestenrat an und hatte viele andere Steinmagier auf seine Seite gezogen. Dabei waren seine Anhänger nur solche, die es in unserer Gemeinschaft zu nichts gebracht hatten oder straffällig geworden waren. Dieser mächtige Steinmagier verließ schließlich die Gemeinschaft, zog mit seinen Gefolgsleuten in den Harz und gab sich und seinen Anhängern einen neuen Namen: Die Xamamax! Der Begründer dieser Gruppe verfolgte die Zwerge unbeirrt weiter. Sein Ziel ist es noch immer, sämtliche Steinmagier unter sich zu vereinen. Es kommt noch immer zu Auseinandersetzungen zwischen den Xamamax und uns, die nicht selten blutig enden. Letztendlich zahlte sich unsere Überlegenheit aus, und wir konnten verhindern, dass die Xamamax in anderen Landstrichen Einfluss bekamen. Zurzeit herrscht im Großen und Ganzen Ruhe. Im Harz ist es allerdings immer noch gefährlich für die Zwerge. Dort leben nur noch wenige von ihnen in Freiheit oder arbeiten für uns als Spione. Eine Unzahl floh damals ins Wiehengebirge oder zu uns in den Teutoburger Wald. Soviel Arbeit gab es hier für Bergleute nicht. Also wurden sie umgeschult und haben – wie du siehst – andere Beschäftigungen gefunden.“
Denny hatte aufmerksam zugehört.
„Nannte man den Anführer vielleicht den ?“
„Ja“, erwiderte sie verwundert, „aber woher weißt du das?“
„Als wir heute bei Josef wegen meiner Steine waren, hast du dich mit ihm in einem seltsamen Dialekt unterhalten und
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