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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Lauf und sieh zu, daß du dich selbst rettest!«
    »Habt Ihr den Verstand verloren?«
    »Wenn diese Männer mich haben wollen, dann hören sie vielleicht auf mein Flehen und lassen Vaters Krieger frei. Ein Leben für zwölf scheint mir zwar ein ärmlicher Ersatz, aber ich muß es versuchen, so dumm es auch sein mag!«
    »Ja, und Ihr werdet wegen Eurer Dummheit sterben«, murmelte Beatrice, als sie Brenna zur Seite schob und in den Wald hineinlief.
    Eine Woge von Panik überkam Brenna, und sie wäre am liebsten hinter der Magd hergelaufen. Wenn Beatrice recht hatte, dann marschierte sie nun direkt in den Tod. Lieber Gott, sie fürchtete sich entsetzlich! Zu sterben erforderte Tapferkeit, und plötzlich war sie ziemlich sicher, daß sie auch diese Eigenschaft zu Hause gelassen hatte. Dennoch – sie konnte nicht verantworten, daß Harold und seine elf Männer durch ihre Feigheit sterben mußten. Auch wenn es eher unwahrscheinlich schien, daß es ihr gelang, die Dämonen zu überreden, die Soldaten freizulassen, sie mußte es wenigstens versuchen!
    Also setzte sie sich in Bewegung und eilte auf die Lichtung zu, während sie ein letztes, flehendes Gebet zu Gott schickte. Sie vergeudete keine Zeit mit Bitten um Vergebung für die kleineren und größeren Sünden, die sie in ihrem Leben begangen haben mochte. Es hätte einen Monat gedauert, sich an alle zu erinnern, sie zu ordnen und anschließend zu beichten, so daß sie sie statt dessen in einen Sack warf und in ihrer Gesamtheit um Absolution bat. Sie schloß ihr Gebet mit dem Wunsch, Er möge ihr eine Extraportion Klugheit schicken. Sie mußte sich unbedingt etwas einfallen lassen, wie sie die Männer und sich selbst retten konnte!
    Der gewisperte Singsang, »Lieber Gott, oh, lieber Gott«, begleitete ihre Schritte, und als sie schließlich die Biegung des Pfades erreichte, hinter der das Lager errichtet worden war, zitterte sie so heftig, daß sie kaum noch aufrecht stehen konnte. Dann fiel ihr der Dolch ein, den sie noch in der Hand hielt, und sie schob ihn zurück in die Falten ihres Rockes. Sie zwang sich, stehenzubleiben und holte tief Luft.
    Es würde ausgesprochen schwierig werden, diese Wilden dazu zu bewegen, eine Frau anzuhören. Falls sie stotterte oder ängstlich wirkte, dann hätte sie nicht einmal eine geringe Chance. Sie mußte frech sein. Forsch. Furchtlos.
    Endlich glaubte sie, bereit zu sein. Erneut stimmte sie ihren Singsang an, bat Ihn nochmals, ihr aus dieser Lage herauszuhelfen, und falls Er dazu gerade keine Lust hatte, würde Er ihr dann bitte helfen, schnell zu sterben? Jeden zweiten Schritt fügte sie der Bitte um einen schnellen Tod das Adjektiv »schmerzlos« hinzu und flehte dann wieder um genügend Gewitztheit, damit sie sich selbst helfen konnte. Sie war sicher, daß Gott sie sowohl hörte, als auch verstand.
    Die Männer warteten auf sie. Am liebsten wäre sie in Ohnmacht gefallen, als sie sie sah. Sie marschierte auf die Lichtung, blickte in ihr zugewandte Gesichter und hörte, wie die Heiden scharf die Luft einsogen. Nach ihren Mienen zu schließen, waren sie wie vom Donner gerührt, aber Brenna hatte keine Ahnung, was sie so erstaunt haben konnte. Zumal sie im Moment andere Sorgen hatte, als darüber nachzudenken.
    Es waren nicht mehr, als man zählen konnte. Beatrice hatte eindeutig übertrieben. Fünf Männer standen im Halbkreis hinter den Soldaten ihres Vaters, doch ihr Anblick reichte aus, um Brennas Knie zum Beben zu bringen. Ihr Magen verkrampfte sich angstvoll.
    Doch sie riß sich zusammen. Sie mußte an die Männer ihres Vaters denken. Harold und die Soldaten knieten in der Mitte der Lichtung. Alle hielten den Kopf gesenkt und hatten die Hände hinter dem Rücken verschränkt, doch als sie näher herankam, sah sie, daß keiner gefesselt war. Als ihr Blick hastig vom einen zum anderen glitt, um abzuschätzen, wie schwer sie verwundet waren, stellte sie überrascht fest, daß keiner auch nur einen Kratzer aufzuweisen schien.
    Sie mußte sich zwingen, die fremden Krieger erneut anzusehen. Himmel, ihr Anblick bot genügend Stoff für die Alpträume von mehreren Wochen! Allerdings waren es keine Dämonen. Nein, nein, es waren einfach nur Männer! Ein wenig panisch konzentrierte sie sich auf diese Erkenntnis. Nur Männer. Sehr große Männer. Beatrice hatte sie zudem noch als Wilde bezeichnet, und Brenna stimmte diesem Titel aus vollem Herzen zu. Überhaupt schien dies das einzige zu sein, was die vor Furcht halb wahnsinnige Frau

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