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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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richtig in Erinnerung behalten hatte. O ja, Wilde! Zumindest deutete die blaue Farbe, die sie sich ins Gesicht geschmiert hatten, auf ein altes, heidnisches Ritual hin. Brenna konnte nur hoffen, daß nicht auch noch Menschenopfer zu diesem Ritual gehörten.
    Ihre Kleidung wirkte ebenfalls primitiv, wenn auch irgendwie bekannt. Sie trugen gedecktfarbige Plaids in Braun, Gelb und Grün. Ihre Knie waren nackt, und die Füße steckten in Lederstiefeln, die mit Hilfe von Lederbändern bis zu den Waden hinauf geschnürt waren.
    Es waren Schotten! Konnte es sich um Feinde des Clansherrn MacNare handeln? Immerhin hatten sie auf diesem Land nichts zu suchen. Wollten sie sie töten, um sich für irgendwelche Sünden ihres zukünftigen Gatten zu rächen?
    Es gefiel ihr nicht, für jemanden zu sterben, den sie nicht einmal kannte. Allerdings mochte sie den Gedanken an den Tod so oder so nicht! Wenn sie sterben mußte – war es dann wichtig zu wissen, warum?
    Und warum redeten sie nicht mit ihr? Sie schienen sie seit einer Ewigkeit stumm anzustarren. So konnte es nicht weitergehen.
    Furchtlos, rief sie sich in Erinnerung. Du mußt Tapferkeit zeigen.
    Lieber Gott, oh, lieber Gott …
    »Ich bin Lady Brenna!«
    Sie wartete darauf, daß sie jemand angreifen würde, aber nichts geschah. Als sie sie gerade schon bitten wollte, ihr endlich – und am besten schnell! – zu sagen, was sie von ihr wollten, taten die Schotten etwas so Merkwürdiges, daß ihr vor lauter Überraschung der Atem stockte. Gleichzeitig ließen sich die fünf auf die Knie fallen und senkten die Köpfe. Sie zollten ihr Respekt … aber warum? Nein … nein, das konnte nichts mit Respekt zu tun haben! Gewiß machten sie sich über sie lustig. Aber wieso? Himmel, sie verstand die Welt nicht mehr.
    Als alle fünf wieder auf die Füße gekommen waren, versuchte sie, den Anführer auszumachen. Doch es wollte ihr nicht gelingen, zumal die blaue Farbe ihnen ein ähnliches Aussehen verlieh. Ihre Gesichter waren wie Masken, blau, grimmig, undurchdringlich.
    Schließlich entschied sie sich für den größten von ihnen, einen schwarzhaarigen Krieger mit grauen Augen. Sie starrte ihn an in der Hoffnung, ihn zum Reden zu bringen, doch wieder geschah nichts.
    Lieber Gott, oh, lieber Gott …
    »Warum sagt Ihr denn nichts?«
    Der Mann, den sie angestarrt hatte, lächelte plötzlich. »Wir haben gewartet, Mylady«, erwiderte er mit tiefer, kräftiger Stimme.
    Brenna runzelte die Stirn. Da er Gälisch gesprochen hatte, beschloß sie, ihm einen Gefallen zu tun, und ihm in derselben Sprache zu antworten. Sie und ihre Schwestern hatten auf unerbittliches Drängen ihres Vaters hin Gälisch gelernt, und nun war sie dankbar, daß er darauf bestanden hatte. Der Dialekt dieses Vogelfreien unterschied sich zwar sehr stark von dem, was sie gelernt hatte, doch sie konnte ihn immerhin verstehen.
    »Auf was gewartet?« fragte sie auf Gälisch.
    Der Schotte wirkte erstaunt, maskierte seine Überraschung aber rasch, indem er in die Ferne starrte.
    »Wir haben darauf gewartet, daß Ihr Euer Gebet zu Ende gesprochen habt!«
    »Mein Gebet?« wiederholte sie verwirrt.
    »Ja. Ihr scheint immer am Anfang steckenzubleiben, Frau. Könnt Ihr Euch nicht an den Wortlaut erinnern?« fragte ein anderer.
    Lieber Gott, oh, lieber Gott …
    »Da. Jetzt fängt sie schon wieder an«, flüsterte ein dritter.
    O Allmächtiger! Sie hatte laut gebetet.
    »Ich flehte unseren Herrn um Geduld und Ruhe an«, brachte sie so würdevoll wie möglich hervor. »Wer seid Ihr?«
    »MacAlisters Krieger.«
    »Der Name sagt mir nichts. Sollte ich ihn kennen?«
    Ein Krieger mit einer Narbe auf der Stirn und einer am Nasenflügel trat vor.
    »Ihr kennt unsern Laird sehr gut, Mylady!«
    »Ihr irrt Euch, Sir.«
    »Bitte nennt mich bei meinem Namen, Mylady. Er lautet Owen, und es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mich so ansprecht.«
    Brenna hatte enorme Schwierigkeiten zu begreifen, warum dieser Heide so ausgesucht höflich zu ihr war – die Situation war nun wirklich nicht dazu angetan. Würden sie sie nun umbringen oder nicht?
    »Also schön, ich nenne Euch Owen.«
    Der Krieger schien hocherfreut, aber Brenna hätte sich am liebsten die Haare gerauft. War es denn zu fassen? »Owen«, begann sie mühsam beherrscht. »Werdet Ihr mich und meines Vaters Getreuen nun abschlachten oder nicht?«
    Allein der Gedanke daran schien die Krieger zu entsetzen. Schließlich antwortete der Mann mit den grauen Augen. »Aber nein, Lady Brenna. Wir

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