Und die Großen lässt man laufen
keine Rolle, daß man ihn jetzt ins Gefängnis stecken werde. Sein Leben sei ohnehin verpfuscht, und zu einem Neubeginn habe er nicht die Kraft.
Als sie mit der Vernehmung fertig waren und es nichts mehr zu sagen gab, drückte er Martin Beck und Mänsson die Hand und bedankte sich, bevor man ihn in die Arrestzelle führte.
Nachdem man die Tür hinter ihm geschlossen hatte, blieb es noch lange still im Raum. Schließlich stand Mänsson auf, ging ans Fenster und blickte auf den Hof hinaus. »Verdammte Scheiße«, murmelte er.
»Hoffentlich bekommt er ein mildes Urteil«, sagte Martin Beck.
Es klopfte und Skacke trat ein. »Na, wie ist es gegangen?« fragte er. Er bekam nicht gleich eine Antwort. Dann sagte Mänsson: »Nun, etwa so, wie wir es uns vorgestellt hatten.«
»Das muß ein ziemlich kaltblütiger Hund sein. Einfach ins Hotel zu spazieren und Palmgren niederzuknallen«, meinte Skacke. »Warum hat er das getan? Ich wäre zu ihm nach Hause gefahren und hätte ihn durch die Gartenhecke oder so erschossen. Beim Sonnen im Garten…«
»Es hat sich etwas anders abgespielt, als du glaubst«, sagte Martin Beck. »Warte mal, dann kannst du es dir selber anhören.«
Er stellte den Rücklauf des Tonbandgeräts ein, das während des ganzen Verhörs angestellt gewesen war und das Geständnis Svenssons mitgeschnitten hatte. »Ich glaube, hier ist es.« Er drückte einen Knopf, und das Band begann zu laufen.
»Aber woher wußten Sie, daß Palmgren in diesem Augenblick im Savay sein würde?«
Das war Mänssons Stimme.
»Das habe ich gar nicht gewußt. Ich bin rein zufällig vorbeigekommen.«
Das mußte Bertil Svensson gewesen sein.
»Es ist vielleicht am besten, wenn Sie ganz von vorn anfangen. Sagen Sie uns, was Sie an diesem Mittwoch gemacht haben.«
Das war die Stimme Martin Becks.
BS: Mein Urlaub hatte am Montag angefangen, und ich hatte also viel freie Zeit. Am Vormittag machte ich nichts Besonderes, sondern lungerte nur zu Hause herum. Ich habe ein paar Hemden gewaschen und Unterwäsche, denn bei dieser Affenhitze muß man sich ja öfter umziehen. Dann habe ich zum Lunch ein paar Spiegeleier gemacht und Kaffee getrunken, und nachdem ich abgewaschen hatte, ging ich einkaufen. Ich war bei Tempo am Värnhemstorg. Das ist zwar nicht gerade das nächstgelegene Geschäft, aber ich wollte die Zeit totschlagen. Ich habe in Malmö nicht viele Bekannte, nur ein paar Arbeitskollegen, und die meisten waren mit ihren Familien im Urlaub. Nachdem ich eingekauft hatte, ging ich wieder nach Hause. Es war schrecklich warm draußen, und ich hatte keine Lust, wieder aus dem Haus zu gehen, sondern legte mich aufs Bett und las ein Buch, das ich bei Tempo gekauft hatte.
»Der Haß«, von Ed McBain. Am Abend wurde es etwas kühler, und so gegen halb sieben fuhr ich mit dem Fahrrad zum Schießplatz. MB: Zu welchem Schießplatz?
BS: Zu dem, wo ich immer schieße. In Limhamn. PM: Hatten Sie Ihren Revolver bei sich?
BS: Ja, man kann ihn zwar im Klubhaus einschließen, aber ich nehme ihn immer mit nach Hause.
PM: Bitte erzählen Sie weiter.
BS: Dann habe ich eine Stunde oder so geschossen. Eigentlich kann ich mir diesen Spaß gar nicht leisten; Mitgliedsbeitrag und Munition gehen ganz schön ins Geld, aber ein Vergnügen muß der Mensch ja haben.
PM: Seit wann besaßen Sie diesen Revolver?
BS: Oh, ziemlich lange. Ich habe ihn vor etwa zehn Jahren gekauft, als ich etwas Geld im Toto gewonnen hatte. Ich habe mich schon immer fürs Schießen interessiert. Als ich noch ein kleiner Junge war, habe ich mir immer ein Luftgewehr gewünscht, aber meine Eltern waren arm und konnten es sich wohl nicht leisten, mir eins zu kaufen, selbst wenn sie gewollt hätten. Wahrscheinlich wollten sie aber auch nicht. Damals war das Schönste für mich, auf dem Rummelplatz auf diese Blechtiere zu schießen.
MB: Sie sind ein guter Schütze?
BS: Ja, das kann man sagen. Bei Wettbewerben habe ich ein paarmal gewonnen.
MB: Nun, als Sie mit dem Schießen fertig waren…
BS: Als ich mit dem Schießen fertig war, fuhr ich wieder in die Stadt zurück.
PM: Und der Revolver?
BS: Den hatte ich in einer Kiste auf dem Gepäckträger. Ich fuhr auf dem Radweg am Limhamnsfältet entlang, dann um Turbinen herum und am Museum und am Gerichtsgebäude vorbei. Als ich an die Ecke Norra Vallgatan-Hamngatan kam, stand die Ampel auf Rot, und ich mußte halten; und in dem Augenblick entdeckte ich ihn.
PM: Viktor Palmgren?
BS: Ja. Durch das Fenster des Savoy. Er stand,
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