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Und die Großen lässt man laufen

Und die Großen lässt man laufen

Titel: Und die Großen lässt man laufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Wahlöö Maj Sjöwall
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»Trank er viel?« fragte er.
    »Ja, manchmal.«
    »Wie wurde er, wenn er getrunken hatte? Aggressiv?«
    Sie antwortete nicht gleich. Ging zurück zum Tisch und setzte sich, »Manchmal wurde er wütend. Weil er seinen Job verloren hatte. Er schimpfte auf den Scheißstaat und so. Ich bekam es bald satt, immer wieder das gleiche zu hören, wenn er sich hatte vollaufen lassen.«
    »Es soll auch Streit in der Wohnung gegeben haben, wird behauptet«, sagte Kollberg. »Wie kam das?«
    »Ach, richtiger Streit war das eigentlich nicht. Wir krachten uns manchmal, und einmal wurden die Kinder mitten in der Nacht wach und fingen an zu spielen, während wir schliefen. Da holte jemand einen Streifenwagen. Wir haben manchmal natürlich laut gesprochen, aber wir haben uns nicht geschlagen oder so.« Kollberg nickte. »Haben Sie sich an den Mieterverband gewandt, als man Ihnen mit der Kündigung drohte?« fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wir waren da nicht Mitglied. Und außerdem hätte es gar nichts genützt. Wir mußten einfach raus.«
    »Wo haben Sie dann gewohnt?«
    »Ich kam günstig an eine Einzimmerwohnung heran, die wir als Zweitmieter mieteten. Da wohnte ich, bis ich herzog, während Bertil in ein Junggesellenhotel ziehen mußte, als wir geschieden wurden. Jetzt wohnt er in Malmö.«
    »Hm«, sagte Kollberg. »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    Eva Svensson fuhr mit den Fingern durchs Nackenhaar, überlegte eine Weile. »Letzten Donnerstag, glaube ich. Er tauchte urplötzlich hier auf, aber nach einer Stunde mußte ich ihn wieder wegschicken. Ich hatte ja zu arbeiten. Er hätte Ferien, sagte er, und wollte ein paar Tage in Stockholm bleiben. Ich bekam sogar etwas Geld von ihm.«
    »Seitdem hat er nichts mehr von sich hören lassen?«
    »Nein, danach ist er sicher nach Malmö zurückgefahren. Ich habe ihn jedenfalls nicht mehr gesehen.« Sie drehte sich um und warf einen Blick auf den Wecker, der auf dem Kühlschrank stand. »Ich muß jetzt Tomas abholen«, sagte sie. »Die mögen es nicht, wenn man die Kinder zu lange daläßt.« Sie stand auf und ging in ihr Zimmer, ließ aber die Tür offen.
    »Warum haben Sie sich scheiden lassen?« fragte Kollberg und erhob sich.
    »Wir hatten uns über. Alles war ja zum Teufel gegangen. In der letzten Zeit hatten wir nur noch Krach miteinander. Und Bertil saß immer zu Hause herum und jammerte und stöhnte. Zum Schluß konnte ich ihn nicht mehr sehen.« Sie kam zurück in die Küche. Sie hatte sich gekämmt und Sandalen angezogen. »So, jetzt muß ich aber wirklich gehen«, sagte sie.
    »Nur noch eine Frage«, sagte Kollberg. »Hat Ihr Mann seinen höchsten Chef, Direktor Palmgren, gekannt?«
    »O nein, ich glaube, er hat ihn nicht ein einziges Mal gesehen«, sagte sie. »Der saß doch nur in seinem Büro und erledigte alles von dort aus. Ich glaube, daß er nie seine Firmen besucht hat. Die wurden ja von anderen geleitet, Unterdirektoren sozusagen.« Sie nahm ein Einkaufsnetz, das am Küchenherd an einem Haken hing, und öffnete die Küchentür. Kollberg hielt ihr die Tür auf und ließ sie vorgehen. Dann schloß er die Tür und sagte: »Was für Zeitungen lesen Sie?«
    »Expressen, aber nur manchmal. Besonders am Sonntag. Dann noch Hennes und Min Värld, jede Woche. Obwohl ich es ziemlich teuer finde, Illustrierte zu kaufen. Warum fragen Sie danach?«
    »Ach, es hat mich nur interessiert«, entgegnete Kollberg.
    Sie trennten sich unten vorm Hauseingang, und er sah sie in Richtung Odenplan gehen, klein und spillerig in ihrem schlechtsitzenden Kleid.
    Es war Nachmittag geworden, als Kollberg in Malmö anrief, um über das Ergebnis seiner Nachforschungen zu berichten. In der letzten halben Stunde war Martin Beck auf dem Flur auf und ab gegangen. Er konnte seine Ungeduld kaum noch zügeln, und als der Anruf endlich kam, riß er den Hörer an sich, bevor das erste Klingelzeichen verhallt war.
    Er setzte das Tonbandgerät in Gang, das mit dem Telefon gekoppelt war, und ließ Kollberg erzählen, ohne ihn zu unterbrechen oder Bemerkungen zu machen. Als Kollberg geendet hatte, sagte Martin Beck: »Gut, Lennart. Ich glaube, jetzt brauche ich dich nicht mehr zu bemühen.«
    »Zum Glück«, sagte Kollberg. »Ihr scheint den richtigen Burschen aufgespürt zu haben. So, jetzt muß ich mich wieder um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, aber laß von dir hören, wenn ihr mehr wißt. Grüß all die, die es verdienen. Hej.«
    Martin Beck nahm das Tonbandgerät und ging zu

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