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...und Don Camillo mittendrin...

...und Don Camillo mittendrin...

Titel: ...und Don Camillo mittendrin... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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guter Letzt gab es auch noch Stromschwankungen, und so mußten sie die
    Vorführung unterbrechen. Peppone hatte schwer geflucht.
    Don Camillo ging zu dem Gekreuzigten auf dem Hochaltar und kniete nieder.
    «Jesus, ich danke dir», sagte er.
    «Wofür, Don Camillo?»
    «Für das Gewitter und die Stromunterbrechung.»
    Christus seufzte.
    «Don Camillo, ich habe mit der Elektrizität nichts zu schaffen. Du weißt, daß ich Zimmermann war und kein Elektriker. Was das Unwetter angeht, glaubst du wirklich, der himmlische Vater habe die Winde, die Wolken und die Blitze nur bemüht, um Peppone an der störungsfreien Vorführung seines Films zu hindern?»
    Don Camillo senkte den Kopf.
    «Wahrhaftig nicht», stammelte er. «Es ist eine schreckliche Untugend von uns armen Sündern, Gott für etwas zu danken, das uns in den Kram paßt, und zu glauben, daß es um unsretwillen geschehen sei.»

    Gegen Mitternacht schwächte sich das Gewitter ab, aber um drei Uhr morgens legte es erneut los, noch viel wütender als beim ersten Mal, und auf einmal ließ ein entsetzlicher Donnerschlag Don Camillo hochfahren. Don Camillo hatte noch nie ein so heftiges und so nahes Krachen gehört. Er sprang aus dem Bett und stürzte ans Fenster, um festzustellen, was zum Teufel geschehen war, und blieb mit offenem Mund stehen. Die Spitze des Kirchturms war weg! Der Blitz hatte sie buchstäblich pulverisiert.
    Es war eine äußerst einfache Sache, aber Don Camillo schien es eine unglaubliche Zurechtweisung, und so ging er zu Christus, um sich auszusprechen.
    «Jesus», sagte er mit vor Erregung zitternder Stimme, «der Blitz hat in den Kirchturm eingeschlagen!»
    «Ich verstehe, Don Camillo», antwortete Christus ruhig. «Es passiert oft, daß ein Blitz während eines Gewitters ein Gebäude trifft.»
    «Aber der Blitz hat in den Kirchturm eingeschlagen!» beharrte Don Camillo verdutzt.
    «Ich habe es verstanden, Don Camillo.»
    Verwirrt schaute Don Camillo den Gekreuzigten an.
    «Warum?» fragte er mit Bitterkeit in der Stimme.
    «Während eines Gewitters hat der Blitz in einen Kirchturm eingeschlagen», sagte Jesus. «Glaubst du, es sei erforderlich, dein Gott müsse sich für sein Handeln vor dir verantworten? Vor kurzem noch hast du ihm dafür gedankt, daß ein Gewitter deinen Nächsten geschädigt hatte, und jetzt bist du aufgebracht, weil dasselbe Gewitter dir einen Schaden zugefügt hat.»
    «Es hat nicht mir, sondern dem Haus Gottes einen Schaden zugefügt», antwortete Don Camillo.
    «Das Haus Gottes ist die Unendlichkeit und die Ewigkeit. Selbst wenn alles, was diese Welt bevölkert, zu Staub würde, das Haus Gottes wird unversehrt bleiben. Während eines Gewitters hat ein Blitz in einen Kirchturm eingeschlagen, Don Camillo. Das ist alles, was man dazu sagen oder denken kann. Irgendwo mußte er ja einschlagen!»
    Don Camillo sprach zwar mit Christus, aber er dachte an seinen schönen Kirchturm, dem die Spitze abgeschlagen wurde, und der Gedanke daran ging ihm nicht aus dem Kopf.
    «Dieser Blitz hätte besser überhaupt nicht eingeschlagen!» sagte Don Camillo.
    Christus erbarmte sich seines Kummers und sprach sanft weiter.
    «Beruhige dich, Don Camillo, und überlege einmal vernünftig. Gott hat die Welt geschaffen, und die Welt ist ein harmonisches Gefüge, in dem alle Dinge unauflösbar auf direktem oder indirektem Weg miteinander verbunden sind. Jedem Ding kommt eine Bestimmung zu und eine Notwendigkeit. Wenn nun jener Blitz nicht genau in jenem Augenblick genau an jenem Ort eingeschlagen hätte, wo er einschlagen mußte, wäre diese Harmonie zerstört worden. Diese Harmonie ist vollkommen, und wenn der Blitz in jenem Augenblick an jenem Ort niederfuhr, so ist das richtig, und man muß Gott danken, wie man dem Schöpfer für alle Dinge danken muß, die er der Welt schenkt, und für alles, was in ihr passiert. Denn jedes Ding ist ein Beweis der Unfehlbarkeit Gottes, des Schöpfers, und seiner Vollkommenheit. Der Blitz mußte dort einschlagen und keinen Millimeter daneben, Don Camillo. Wer einen Fehler gemacht hat, ist der Mensch, der einen Kirchturm genau an dieser Stelle erbaut hat. Er hätte ihn auch zwei Meter weiter weg bauen können.»
    Don Camillo dachte an seinen «geköpften» Kirchturm, und sein Herz war noch immer voll Bitterkeit.
    «Wenn alles, was geschieht», nahm Don Camillo den Faden wieder auf, «den Willen Gottes im Universum offenbart, weil alles vorherbestimmt ist, da sonst das System nicht vollkommen wäre, dann bedeutet

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