...und Don Camillo mittendrin...
Waffenschrank nicht aufgeplatzt. Und so wäre eine große Gefahr nicht gebannt und dem armen Pfarrer keine Gelegenheit geboten worden, aus der Sache etwas herauszuschlagen: daß nämlich die von einem echten Blitz zerstörte Spitze des Kirchturms repariert wird. Im übrigen aber ist in Betracht zu ziehen, daß Gotteslästerung in ihrer Überheblichkeit bestraft werden muß.»
«Don Camillo», sagte Christus, «du bist also überzeugt, recht gehandelt zu haben?»
«Nein», antwortete Don Camillo. «Gott gibt den Menschen die Möglichkeit, den rechten Weg zu finden und den rechten Weg zu wählen. Ich habe den falschen Weg gewählt. Ich sehe das ein und werde es auch bereuen.»
«Bereust du es in dieser Stunde noch nicht?»
«Nein, Herr», raunte Don Camillo. «Es ist noch zu früh. Ich bitte um einen Aufschub.»
Christus seufzte, und Don Camillo ging schlafen. Obwohl er ein entsetzlich schlechtes Gewissen hatte, schlief er fest und träumte davon, daß man seinem Kirchturm ein goldenes Dach aufgesetzt hatte.
Als er erwachte, rief er sich seinen Traum wieder in Erinnerung und freute sich. Dann aber stellte er fest, daß er eine ganz wichtige Sache vergessen hatte.
Schnell schlief er wieder ein und träumte, daß auf seinem goldenen Kirchturmdach auch noch ein prachtvoller Blitzableiter angebracht war.
Die Altarkerze
Im Jahre 1946 hatte sich Signor Alcibiade Santini wie alle anderen Grundbesitzer wegen des Landarbeiterstreiks in großen Schwierigkeiten befunden, und er hatte hart kämpfen müssen, um sein Vieh zu retten und die Ernte nicht aufs Spiel zu setzen.
Als das Durcheinander beendet war, sagte sich Signor Alcibiade , daß man mit fünfundsechzig darauf Anspruch hat, ruhiger zu leben. Er übertrug die Geschäftsführung seines Gutsbetriebes einem tüchtigen Verwalter und ließ wissen, daß er nun in den Ruhestand getreten sei.
Damit soll nicht gesagt sein, daß Signor Alcibiade kein Interesse mehr am Gedeihen seines Betriebes hatte. «La Grande» war ein großes Gut, das viele Arbeitskräfte benötigte, und wenn man es mit Taglöhnern zu tun hat, muß man die Augen offenhalten, denn nur die Augen des Besitzers sehen alles.
Signor Alcibiade hatte stets auf den direkten Kontakt mit seinen Arbeitern verzichtet, und auch auf die Einsichtnahme in die Abrechnungen und sonstigen Einzelheiten. Schließlich hatte er es zum Direktor des Gutsbetriebes gebracht und konnte so zu Hause ein bißchen Ruhe genießen.
Schon seit acht Jahren funktionierte dieses System. Man muß zugeben, daß es gut funktionierte, denn sowohl der Verwalter wie auch der Rechnungsführer waren sehr tüchtige Leute. Sie wurden mit allen Schwierigkeiten allein fertig, ohne den Chef zu belästigen. Nur in Ausnahmefällen kamen sie zu ihm, und einer dieser Ausnahmefälle war genau der Fall Bazziga .
Der alte Alcibiade sah also eines Morgens, wie der Rechnungsführer vor ihm aufkreuzte, der ein unzufriedenes Gesicht machte.
«Was gibt’s?» fragte der alte Alcibiade .
«Ich hab’ Schwierigkeiten mit dem Bazziga . Dreimal hab’ ich ihm geschrieben und ihn aufgefordert, mir die Differenz zu schicken, die uns für die gesetzliche Mieterhöhung zusteht. Er hat nie geantwortet. Dann hab’ ich ihn zu Hause aufgesucht. Aber er wollte keinen Centesimo herausrücken, ja er hat mich sogar noch bedroht.»
Der alte Alcibiade war erstaunt:
«So was hat Bazziga gemacht? Haben Sie ihm nicht erklärt, daß diese Mieterhöhung vom Gesetz vorgeschrieben ist?»
«Ich hab’ es ihm erklärt. Ich hab’ ihm auch die gedruckten Vorschriften gezeigt. Er hat geantwortet, daß ihn das nicht interessiere. Er sagte: »
Der Alte zuckte fragend die Schultern.
«Unsere Angelegenheiten? Zwischen mir und ihm? Neunzehnhundertsechsundvierzig hab’ ich ihm das Haus für fünfzigtausend Lire pro Jahr vermietet. Schauen Sie nach; da muß es einen regulären Vertrag geben.»
Der Rechnungsführer hatte schon von sich aus nach dem Vertrag gesucht; er zeigte ihn dem alten Alcibiade , der seine Brille aufsetzte und das Dokument überflog.
«Mir scheint, daß hier kein Grund zu Mißverständnissen vorliegt», sagte er schließlich und reichte dem Rechnungsführer das Blatt. «Der Mietvertrag ist von Bazziga unterschrieben und ordnungsgemäß registriert. Und hier steht einfach, daß ich Bazziga für die Dauer von zehn Jahren und für fünfzigtausend Lire pro Jahr ein Haus mit
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