und ein schlimmer Verdacht
deiner Mutter passiert?«, hakte Georg nach.
Anne blickte zu Georg hoch. »Sie ist auf der Kellertreppe gestolpert und dabei umgeknickt.«
Georg machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mach dir keine Sorgen. Wenn es etwas Schlimmeres wäre, hätte sie es bestimmt gesagt.«
Anne seufzte. »Du hast wahrscheinlich Recht«, sagte sie und sprang auf die FüÃe. »Auf jeden Fall soll ich dich herzlich von meinen Eltern grü Ãen. Und dich natürlich auch, Tim«, ergänzte sie lachend und streichelte dem Hund kurz über den Kopf.
Plaudernd stiegen die Mädchen die Stufen zur oberen Etage hinauf, wo sich am Ende des Ganges ihr gemütliches Zimmer befand.
Anne widmete sich wieder ihrer Lektüre und Georg hörte Musik. Sie hatte vor kurzem von ihren Eltern ein Ãberraschungspaket bekommen, in dem sich ein Radio mit Kopfhörern befand.
Tim gefiel das gar nicht, wenn sein Frauchen sich diese schwarzen Dinger über den Kopf stülpte, denn dann hatte sie nur Ohren für die Musik und beachtete ihn kaum.
»Keine Angst, mein Lieber«, sagte Anne zu dem Hund. »Noch ist das Gerät neu, aber bald hat es bestimmt seinen Reiz verloren.«
Anne vertiefte sich in ihr Buch und so verging die Zeit im Nu. Erst als sie spät in der Nacht durch einen bösen Traum erwachte, erinnerte sie sich wieder an das Gespräch mit der Mutter. Sie beschloss, sie am nächsten Tag anzurufen, um sich nach ihrem Knöchel zu erkundigen. Und auch ihren Brüdern wollte sie Bescheid geben.
Doch am nächsten Morgen wurde ihre Aufmerksamkeit zunächst voll und ganz von der Mathematikarbeit in Anspruch genommen. In den ersten beiden Stunden sollte die Klasse gemeinsam die gesamte Arbeit durchgehen. So lange wurden sie auf die Folter gespannt, denn erst am Ende der zweiten Stunde bekamen sie die Arbeiten ausgehändigt. Anne atmete auf. Sie war wieder unter den Besten. Das würde die Mutter sicher aufheitern. In dem Moment fiel ihr wieder ein, dass sie auch die Brüder anrufen wollte.
Als die Glocke zur groÃen Pause läutete, packte Anne ihre Sachen zusammen. Sie wollte sich direkt auf den Weg zum Sekretariat machen, obwohl sie
eigentlich erst am Nachmittag telefonieren durften.
Auf dem Flur wurde sie von Jenny aus ihrer Klasse zurückgehalten. »Anne, bitte, kannst du mir helfen? Ich habe diese eine Aufgabe in Mathe überhaupt noch nicht verstanden. Du kannst mir den Rechenweg doch sicher noch einmal schnell erklären, oder?«
»Natürlich«, antwortete Anne und seufzte innerlich. Jenny etwas in Mathe zu erklären, war ein schwieriges Unterfangen, denn in diesem Fach war die Klassenkameradin ganz und gar keine Leuchte. »Komm, suchen wir uns ein ungestörtes Plätzchen im Pausenraum, dann zeige ich dir, wie es geht.«
Die ganze Pause verbrachten die Mädchen damit, die Aufgabe wieder und wieder zu rechnen. Sie schafften es gerade noch, ihren Pausenimbiss zu verspeisen, als es auch schon zur nächsten Stunde schellte. Anne musste das Telefonat auf später verschieben. Als die Schülerinnen schlieÃlich zur Mittagspause entlassen wurden, knurrte ihr heftig der Magen. Sie freute sich auf das Mittagessen. Gleich anschlieÃend wollte sie dann ihre Mutter anrufen.
»Mmmhh, die Köchin hat sich mal wieder selbst übertroffen«, schwärmte Georg und schob sich eine Portion Nudeln mit Gulasch in den Mund. Auch Anne lieà es sich schmecken. »Nachdem ich gestern so voll gefuttert war, dachte ich, ich könnte nie wieder was essen. Aber jetzt habe ich schon wieder einen Riesenappetit.«
Auf einmal sahen sie Frau Schneider, die Internatssekretärin, im Eingang zum Speisesaal stehen. Sie blickte sich suchend um. Als sie Anne und Georg entdeckte, kam sie geradewegs zu ihrem Tisch geeilt. Anne ahnte nichts Gutes. Ohne Umschweife bat Frau Schneider die beiden Mädchen, in das Zimmer der Rektorin zu kommen.
Nach einer knappen BegrüÃung teilte ihnen die Rektorin mit, dass Annes Mutter wegen ihres Knöchels nun doch operiert werden müsse. Nachdem der Fuà dick angeschwollen war, war sie endlich zum Arzt gegangen, der sie sofort ins Krankenhaus überwiesen hatte. Von dort hatte sie angerufen, um Anne und Georg die Nachricht und liebe GrüÃe ausrichten zu lassen. Sie sollten sich bitte keine Sorgen machen, und es täte ihr Leid, dass sie nun die Ferien nicht zu Hause verbringen könnten.
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