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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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fragen, was das zum Teufel heißen soll, daß er hier bei uns sein wird?«
    »Drake, verstehst du denn nicht?«
    »Was ist da zu verstehen? Dein Institut mag sich ja für die Sache interessieren, aber ich nicht. Was haben wir persönlich denn damit zu tun? Das ist doch Angelegenheit des Instituts, nicht wahr?«
    »Aber Darling«, sagte Rose geduldig. »Der Hawkin-Doktor will in einem privaten Haus wohnen, wo er von keinen offiziellen Zeremonien behelligt wird und wo er seinen eigenen Neigungen nachgehen kann. Ich finde das nur verständlich.«
    »Warum in unserem Haus?«
    »Weil unser Haus eben für diesen Zweck geeignet ist, nehme ich an. Man fragte mich, ob ich damit einverstanden sei, und offen gesagt …« Etwas steif fügte sie hinzu: »Ich betrachte das als eine Auszeichnung.«
    »Sieh mal.« Er fuhr sich mit allen Fingern durch seine braunen Haare, die er erfolgreich zerzauste. »Wir haben uns ein angenehmes kleines Heim, errichtet, zugegeben. Hier ist vielleicht die schönste Stelle von der ganzen Welt. Aber es ist gerade groß genug für uns. Jedenfalls sehe ich nicht ein, warum wir außerirdische Gäste bei uns aufnehmen sollen.«
    Rose sah besorgt aus. Sie nahm ihre Brille ab und steckte sie in das Etui.
    »Er kann in dem kleinen Extrazimmer wohnen. Er wird für sich selbst sorgen. Ich habe bereits mit ihm gesprochen, und er ist wirklich sehr freundlich. Ehrlich, alles, was wir tun müssen, ist, ein gewisses Entgegenkommen zu zeigen.«
    »Sicher, nur etwas Entgegenkommen«, sagte Drake. »Die Hawkin-Bewohner atmen Zyanid. Wir müssen uns eben nur anpassen, nehme ich an.«
    »Er trägt Zyanid in einem kleinen Behälter bei sich. Du wirst es nicht einmal bemerken.«
    »Und was werde ich sonst noch nicht bemerken?«
    »Nichts sonst. Er ist völlig harmlos. Du lieber Gott, die Hawkin-Bewohner sind sogar Vegetarier.«
    »Und was bedeutet das? Müssen wir ihn mittags mit einem Heuballen füttern?«
    Roses Unterlippe zitterte.
    »Drake, du bist wirklich gehässig. Es gibt viele Vegetarier auf der Erde. Und die essen auch kein Heu.«
    »Und wir? Dürfen wir Fleisch essen, oder denkt er sonst, wir sind Kannibalen? Ich werde ihm zuliebe nicht nur von Salat leben. Ich warne dich.«
    »Du benimmst dich einfach lächerlich.
    Rose kam sich ziemlich hilflos vor. Sie hatte verhältnismäßig spät geheiratet. Ihre Karriere war ihr wichtiger gewesen, und sie hatte stets Erfolg gehabt. Sie war Mitglied der biologischen Abteilung am Jenkins-Institut für Naturwissenschaften und hatte bereits mehr als zwanzig wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Ihr Lebensweg war klar vorgezeichnet gewesen. Sie hatte nur für ihren Beruf leben und ledig bleiben wollen. Und jetzt, mit fünfunddreißig, erstaunte es sie noch immer ein wenig, daß sie vor nicht ganz einem Jahr geheiratet hatte.
    Sie blickte ihm gerade in die Augen und sagte einfach: »Es bedeutet mir sehr viel.«
    »Warum?«
    »Sieh mal, Drake. Wenn er längere Zeit bei uns bleibt, kann ich ihn aus nächster Nähe beobachten. Biologie und Psyche der Hawkin-Bewohner sind noch ziemlich unerforscht, wie das bei den meisten extraterrestrischen Wesen der Fall ist. Wir wissen zwar einiges über ihre Gesellschaftsordnungen und ihre Geschichte, natürlich. Das ist aber auch alles. Du mußt doch einsehen, wie notwendig es ist, daß er bei uns wohnt. Wir können ihn beobachten, mit ihm sprechen, seine Angewohnheiten studieren …«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Oh, Drake, ich verstehe dich nicht.«
    »Du willst sagen, daß ich sonst anders bin, nicht wahr?«
    »Ja, sonst bist du anders.«
     
    Drake schwieg eine Weile. Er schien sich in sich selbst zurückzuziehen, und in seinem Gesicht mit den hohen Backenknochen und dem breiten Kinn arbeitete es. Endlich sagte er: »Auf Grund meiner eigenen Arbeit weiß ich einiges über die Hawkin-Bewohner. Du sagst, ihre Gesellschaftsordnung sei zwar erforscht, nicht aber ihre Biologie. Sicher. Die Hawkin-Bewohner können es nämlich bestimmt nicht leiden, als Spezies studiert zu werden, uns wäre das ebenso unangenehm. Ich habe mit einigen Männern gesprochen, die im Auftrag des Sicherheitsdienstes verschiedene Hawkin-Missionen auf der Erde beobachteten. Die Teilnehmer der Mission verließen die ihnen zugeteilten Räume nur, wenn es sich um wichtige offizielle Angelegenheiten handelte. Sie kamen in keinen höheren Kontakt mit den Erdbewohnern. Offensichtlich finden sie uns genauso abstoßend wie ich sie.
    Und ich kann tatsächlich nicht

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