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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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die so entworfen worden war, daß sie wie ein Kieselstein aussah, ein harmloser, unverdächtiger Kieselstein. Mit anderen Worten – eine Tarnung, eine schlaue, beängstigend erfolgreiche Tarnung.
    Hatte vorher bereits eine andere getarnte Kreatur erfolgreich die Sperre überschritten, bevor sie wieder errichtet worden war, in einer Gestalt, die der gedankenlesende Organismus des Planeten dem Denken der Menschen an Bord des Schiffes entnommen hatte? Sah die Kreatur vielleicht zufällig wie ein Briefbeschwerer aus? Oder wie ein verzierter Messingnagelkopf im altmodischen Stuhl des Captains? Und wie konnte man die Kreatur finden? Sollte man das ganze Schiff nach den verräterischen grünen Flecken durchsuchen – sogar die Mikroben?
    Und warum tarnte die Kreatur sich? Wollte sie eine Zeitlang unentdeckt bleiben? Warum? Wollte sie warten, bis das Schiff auf der Erde gelandet war?
    Eine Infektion nach der Landung konnte nicht geheilt werden, indem man das ganze Schiff in die Luft sprengte. Die Bakterien, der Humusboden, die Protozoen würden zuerst befallen werden. Und innerhalb eines Jahres würde das nichtmenschliche Sein in unzählige Billionen auf der Erde eintreffen.
    Weiss schloß die Augen und versuchte sich einzureden, daß es nicht so schlimm sein würde. Es würde keine Krankheiten mehr geben, denn die Bakterien würden sich nicht mehr unbegrenzt vermehren, sondern sich mit einem angemessenen Anteil am Leben zufriedengeben. Es würde keine Übervölkerung mehr geben. Die Menschheit würde sich dem Nahrungspotential anpassen. Es würde keine Kriege mehr geben, keine Verbrechen, keine Habgier.
    Aber es würde auch keine Individualität mehr geben.
    Die Menschheit würde in absolute Sicherheit eingebettet sein, ein Rad in einer riesigen biologischen Maschine. Der Mensch wurde zum Bruder des Bazillus, der Leberzelle.
    Er stand auf. Er mußte mit Captain Loring sprechen. Sie würden ihren Bericht auf die Erde durchgeben und das Schiff in Atome zersprengen, genau wie Saybrook.
    Dann setzte Weiss sich wieder. Saybrook hatte Beweise gehabt, während er nur über die Mutmaßungen eines geängstigten Verstands verfügte, aufgerüttelt durch den Anblick zweier grüner Punkte auf einem Kieselstein. Konnte er zweihundert Menschen töten, auf einen vagen Verdacht hin?
    Er mußte nachdenken.
     
    Er war sehr erregt. Warum sollte er warten? Wenn er doch nur die willkommen heißen könnte, die jetzt an Bord waren. Jetzt!
    Aber sein kühl denkender, vernünftiger Teil sagte ihm, daß er das nicht tun konnte. Die kleinen Bakterien würden ihren neuen Status in höchstens fünf Minuten verraten, und die scharfen Denker beobachteten sie ständig. Sogar wenn sie nur mehr eine Meile von der Oberfläche ihres Planeten entfernt waren, würde es noch zu früh sein. Dann konnten sie sich mit ihrem Schiff immer noch selbst vernichten.
    Er wartete besser, bis die Hauptschleusen sich öffneten, bis die kleinen Bakterien in der Erdenluft heranwirbelten. Dann konnte er jede einzelne von ihnen begrüßen, sie in die Brüderschaft des vereinten Lebens aufnehmen und sie vorausschicken, damit sie die Botschaft verbreiteten.
    Dann war das Werk vollbracht! Eine andere Welt war vollständig organisiert!
    Er wartete. Dumpf pochten die Motoren, als das Schiff sich langsam zur Erde senkte. Bald wird ein Ruck durch die Riesenmaschine gehen, wenn sie auf der Erdoberfläche landet, und dann …
    Er schaltete den Empfang ein und hörte den Jubel der scharfen Denker, und seine eigenen jubelnden Gedanken antworteten ihnen. Bald würden sie imstande sein, seine Gedanken genauso zu empfangen wie er die ihren. Vielleicht nicht gerade diese Fragmente, aber die anderen, die aus dem neuen Sein erwachsen würden.
    Bald mußten sich die Hauptschleusen öffnen …
    Und alles Denken verlöschte.
     
    Verdammt, dachte Jerry Thorn, irgend etwas ist schiefgelaufen.
    »Tut mir leid«, sagte er zu Captain Loring. »Eine Betriebstörung. Die Schleusen öffnen sich nicht.«
    »Sind Sie sicher, Thorn? Die Lichter sind an.«
    »Ja, Sir. Wir sehen mal nach.«
    Er trat neben Roger Oldenn, der neben der Leitungsnetz-Box stand.
    »Was ist denn nicht in Ordnung?«
    »Augenblick mal«, sagte Oldenn. Er untersuchte die Drähte. »Verdammt, da ist ein sechs Zoll breiter Riß in der Zwanzig-Ampere-Leitung.«
    »Was? Das gibt es doch nicht.«
    Oldenn hielt die zerschnittenen Drähte hoch, mit ihren scharf und sauber abgesägten Enden.
    Dr. Weiss trat hinzu. Er sah müde aus, und sein

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