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Und führe uns nicht in Versuchung

Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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und seine Hände tief gebräunt. «Können wir uns unterhalten?» fragte Tanja. «Ich habe gerade meinen besten Freund verabschiedet», antwortete Jacobi düster und entschieden. «Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung später. Jetzt brauche ich Zeit für mich. Heute abend können wir uns treffen. Soll ich ins Präsidium kommen?» Tanja überlegte kurz. Sie konnte Jacobi selbstverständlich zwingen, sich sofort einzufinden. Aber was wäre damit gewonnen? Sie schaute den Mann, nach dem sie seit Tagen gesucht hatten, nachdenklich an. Ein selbstbewußter Mensch, kühl und elegant, vielleicht knapp über 60 Jahre alt, mit einer Energie, die sie förmlich körperlich spüren konnte. Der Mann, der gerade aus Südafrika zurückgekommen war, hatte etwas Raubtierhaftes. Es würde für ihre Unterredung nicht förderlich sein, wenn sie ihn jetzt unnötig provozierte. So nickte sie zustimmend. «Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Wir können uns auch morgen treffen, wenn Sie wollen. Kommen Sie doch morgen vormittag ins Präsidium. Hier ist meine Karte. Wäre es Ihnen um 9.00 Uhr recht?» Jacobi nickte knapp und entfernte sich mit schnellen Schritten. Tanja beobachtete, wie vor dem Tor ein schwarzer Mercedes E-Klasse aufblinkte, als Jacobi den Schlüssel aus der Manteltasche zog. Sie konnte erkennen, daß der Mercedes ein Mainzer Kennzeichen hatte. Tanja hätte ihr Monatsgehalt darauf verwettet, daß Jacobi am nächsten Tag auf die Minute pünktlich im Präsidium sein würde. Leider hatte Arne es seit einiger Zeit abgelehnt, sich auf ihre Wetten einzulassen, es war ihm zu teuer geworden.
    Inzwischen hatte Susanne in der Trauerhalle Christian Vogel die Hand gereicht und sich verabschiedet. Immer noch strömten Menschen nach vorne, um Rosen vor dem Sarg niederzulegen. Aber Susanne wollte jetzt nur noch allein sein. Im Umkleideraum für die Geistlichen kamen ihr dann selbst die Tränen. Die Trauerfeier hatte sie mehr als andere Beerdigungen mitgenommen. Jetzt, da alles überstanden war, konnte sie sich eingestehen, daß sie die ganze Angelegenheit an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht hatte. Sie atmete tief durch, griff sich Talar und Autoschlüssel und nahm sich vor, an diesem Tag auszuruhen und nichts mehr zu arbeiten. Für heute, das spürte sie genau, war genug getan.

    * * *
    «Gekonnt ist gekonnt», meinte Tanja, die später am Nachmittag vorbeikam, um mit ihrer Freundin eine Tasse Tee zu trinken. «Eigentlich war mir der Steffen Vogel richtig unsympathisch, nach allem, was ich über ihn herausgefunden habe. Du hast so über ihn gesprochen, daß ich ihn am liebsten persönlich kennengelernt hätte. Stell dir vor, Arne hat fast geweint. Daß ich das noch mal erleben durfte!» Sie kicherte, wurde dann wieder ernst. «Leider ist unsere Arbeit noch überhaupt nicht zu Ende. Immerhin, die Trauerfeier hat mir Jacobi beschert, nach dem wir seit Tagen gesucht haben. Ich bin gespannt, was er uns morgen früh erzählen kann. Wir treten nämlich auf der Stelle. Die Gefriertruhe der Goldenen Gans hat außer Ärger mit dem Besitzer keine neuen Erkenntnisse gebracht. Ich weiß nicht, ob ich deinem trauernden Neffen trauen darf …» Susanne protestierte: «Das ist nicht mein Neffe, Gott sei Dank! Meine Neffen heißen Peter und Paul!» «Schon gut, schon gut», beruhigte Tanja die Freundin. «Also, ob ich deinem ‹Nicht-dein-Neffe› trauen darf. Ich bin mir sicher, daß er irgend etwas verheimlicht. Wir wissen nicht, was der rätselhafte Eintrag ‹Bastille› in Vogels Terminkalender bedeuten soll, und zu allem Überfluß hat das BKA festgestellt, daß zwei polizeibekannte Mitglieder der Chinesenmafia tatsächlich im fraglichen Zeitraum in Wiesbaden waren. Das BKA hat die Befragung übernommen, ich glaube, die sind da an einer großen Sache dran und wollen nicht, daß wir ihnen ins Handwerk pfuschen. Soll mir recht sein, mein Chinesisch ist seit dem Abitur auch nicht besser geworden. Weißt du was? Mir wäre es am liebsten, die finden heraus, daß es tatsächlich diese Asiaten waren. Es bewegt sich einfach nichts im Fall Vogel, und ich brauche dringend einen Erfolg. Die Chefin macht mir Druck, Arne und ich arbeiten wie die Blöden und kommen nicht voran. Es wird Zeit, daß sich etwas tut.»

    * * *

    Es war kaum noch auszuhalten. Eigentlich gar nicht mehr auszuhalten. Es mußte ein Ende haben. Irgend etwas mußte geschehen. Aber gab es ein Ende? Gibt es überhaupt ein Ende? Ist das Schicksal nicht höhnisch, ausgerüstet mit

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