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Und führe uns nicht in Versuchung

Und führe uns nicht in Versuchung

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Arm.
    «Hey, Tanja, du kennst den Mann doch gar nicht.» Tanja wischte sich mit dem Ärmel ihres Jogginganzugs die Tränen aus dem Gesicht. Die Geste hatte etwas so verzweifelt Kindliches, daß es Susanne das Herz zusammenzog. «Das macht es doch nicht besser! Ich weiß einfach, daß er es ist. Meinst du, mir gefällt das? Und selbst wenn er sich für mein Zeltlager in der Eifel interessieren würde – ich darf ihm nichts Privates erzählen, ihn nicht einladen, mit mir am Rhein spazieren zu gehen, ihn nicht fragen, ob er mit mir ein Glas Wein trinken möchte. Das möchte er zwar bestimmt nicht, aber es ist so bitter, daß ich das noch nicht einmal ausprobieren kann. Das ist so schrecklich, ich habe so was noch nie erlebt!» Sie weinte wieder. «Solange dieser Fall nicht geklärt ist, ist dieser Mann für mich tabu. Und um alles noch schlimmer zu machen, weiß ich genau, daß er im Moment auf der Suche nach Vogels Mörder ist. Jacobi ist in Gefahr, das macht mich ganz verrückt. Und wenn es ihm gelingt, den Mann vor uns zu finden, dann …», sie schluckte, «dann ist er entweder tot, oder er sitzt für die nächsten Jahre im Gefängnis. Es ist verrückt, und es macht mich verrückt.» Susanne wartete schweigend, bis Tanja sich etwas beruhigt hatte. «Bist du dir denn wirklich sicher, daß du ihn liebst?» Tanja richtete sich auf. «So sicher, wie ich niemals sicher war. Du glaubst doch an Gott? Erzähl mir mal, was er sich dabei gedacht hat!» Susanne zuckte mit den Schultern. «Das wüßte ich oft genug selbst gern.» Tanja strömten wieder die Tränen aus den Augen. «Weißt du, wann ich mich das letzte Mal verliebt habe? Das ist Jahre her. Und ich hab damals nicht die Hälfte von dem gefühlt, was ich jetzt fühle. Und damals war ich Anfang Zwanzig, noch ganz grün hinter den Ohren. Jetzt bin ich eine erwachsene Frau, ich weiß, was ich fühle und was nicht, sollte man jedenfalls meinen. Eigentlich ist Jacobi überhaupt nicht mein Typ! So ein kühler Intellektueller, und dann noch aus einer Studentenverbindung. Stell dir vor, er hat Schmisse im Gesicht. Ich hab so Typen immer für reaktionäre Arschlöcher gehalten, und jetzt sehne ich mich danach, diese Narben zu küssen. Zu küssen!! Das ist doch Kitsch, oder?» Sie starrte ihre Freundin verzweifelt an. Susanne schüttelte den Kopf. «Mir klingt’s nach Liebe auf den ersten Blick, aber ob dieser Mann der Richtige für dich ist, das kannst leider nur du allein beurteilen. Meinst du denn, Jacobi hat recht damit, daß der Mord in Zusammenhang mit dem Iran-Irak-Krieg steht?» Tanja beruhigte sich etwas. «Es spricht einiges dafür. Jacobi hat uns längst nicht alles erzählt, ich glaube, so merkwürdig das klingt, auch um uns zu schützen. Mir hat auch seine Erklärung, warum sie die Firma nicht weitergeführt haben, nicht ganz eingeleuchtet. Da steckt mehr dahinter. Dann haben wir noch die Geschichte mit Johannes Friedrich, dem verschwundenen Mitarbeiter von Vogel. Auch hier hat uns Jacobi nicht alles erzählt. Warum hat sich Vogel die Mühe gemacht, in Thailand nach Friedrich zu suchen? Dafür muß er gute Gründe gehabt haben. Und wir müssen unbedingt dahinter kommen, was ‹Bastille› bedeutet. Jacobi mag überzeugt sein, daß das nichts mit dem Mord zu tun hat. Aber ich will wissen, warum er seine Freundin – und ich bin inzwischen überzeugt, es handelt sich um seine Freundin – mit einem Codewort im Kalender absichert. Jacobi und Vogel mögen Seelenverwandte gewesen sein – wenn es um die Liebe geht, dann erzählen sich auch Freunde nicht alles. Übrigens, weißt du, wer gleich nach Jacobi kam?» «Nein», antwortete Susanne, obgleich sie die Antwort ahnte. «Bauernberg, stell dir vor. Er hat gestanden, Steffen Vogel zusammengeschlagen zu haben. Den Mord streitet er allerdings ab. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Für die Körperverletzung hat er keine Konsequenzen zu befürchten. Steffen Vogel hat ihn nicht angezeigt, das ist sein Glück. Sein Geständnis hat für ihn keine juristischen Folgen. Es könnte also sein, daß er alles nur gestanden hat, um von dem Mord abzulenken. Was meinst du?» «Ich weiß es nicht», sagte Susanne. Das war ehrlich, und sie hatte nicht gegen das Beichtgeheimnis verstoßen. Wohl war ihr dennoch nicht. War Bauernberg ein Mörder?
    «Laufen wir noch einen kurzen Sprint bis zur Kapelle?»

    * * *

    Susanne lag am Boden. Der Ansturm ihrer Neffen Peter und Paul hatte sie buchstäblich umgeworfen. Die beiden Racker

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