Und führe uns nicht in Versuchung
sie so freundlich gelächelt, du kennst sie ja, wie sie lächeln kann, und hat gesagt: ‹Wir Frauen sollten doch zusammenhalten, Sie wissen ja, Frau Schmidt, daß Sie sich auf meine Unterstützung voll und ganz verlassen können. Wenn Sie private Schwierigkeiten haben sollten, die den Fortgang der Ermittlungen behindern, einfach, weil Sie mit Ihren Gedanken nicht ganz bei der Sache sind, dann können Sie sich vertrauensvoll an mich wenden.›» Tanja schaute Arne an. «Ich mich an die Klaas-Selter wenden! Eher entleibe ich mich! Aber es kam noch schlimmer!» Arne zog fragend die Augenbrauen hoch. «‹Sie können sich an mich wenden, oder› – und dann hat Sie besonders lieb geschaut – ‹ich kann Sie an einen unserer Polizeipsychologen vermitteln. Fähige Leute, wirklich, Frau Schmidt, ich bin mir sicher, die haben schon in viel schwierigeren Fällen geholfen.›» Tanja atmete tief durch. «Ich hasse sie, Arne, du weißt nicht, wie sehr ich sie hasse. Und von dieser blöden Kuh hängt Rumä nien ab!» Arne wippte mit seinem Schreibtischstuhl. Dann setzte er sich in den Schneidersitz, führte Daumen und Mittelfinger zusammen und hielt die Hände in Meditationspose nach oben. «OMMMM, Tanja, ganz entspannt im Hier und Jetzt. Wir beide kennen doch die Klaas-Selter, und wir werden Sie nicht ändern können. Das einzige Mittel gegen sie ist unser Erfolg. Und glaub mir, wir sind nicht weit davon entfernt. Ich fühl’s einfach, wir sind der Lösung nahe. OMMMMM!» Arne verdrehte verzückt die Augen. «Und weißt du was, wir konvertieren zum Buddhismus. Dann können wir wenigstens glauben, daß die Klaas-Selter im nächsten Leben als Ameise auf die Welt kommt. Oder als Ratte. Oder als Motte vielleicht?» Tanja mußte lachen. Dann schleuderte sie noch einen Ball gegen die Tür. «Okay, für eine Klaas-Selter als Motte rasier ich mir wirklich die Haare ab und geh in Orange.» Arne lachte.
«Du in Orange!» Er entknotete seine Beine. Dann grinste er hinterlistig: «Ob du in dieser Farbe und mit rasiertem Schädel Herrn Jacobi gefällst?» Tanja warf sich auf ihren Kollegen und trommelte mit den Fäusten auf seine Brust.
«Du bist gemein!!!» Arne hielt ihre Handgelenke fest.
«Schon gut, Tanja, beruhige dich. Wir haben schließlich noch einiges zu tun, wenn wir deine rumänische Zukunft sichern wollen. Zum Beispiel diese unzähligen frustrierenden E-Mails durchsehen, die alle nur das Eine bestätigen: Johannes Friedrich ist wie vom Erdboden verschwunden.» Tanja rieb sich die Handgelenke. «Wer weiß, wie wir den Friedrich entdecken? Vielleicht wird er auch an eine Platane genagelt, mich würde nichts mehr wundern.» Arne trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. «Oder er war derjenige, der gehämmert hat. Das kann doch kein Zufall sein, daß er verschwunden ist. Glaub mir, das ist eine von langer Hand geplante Geschichte. Und Vogel hat eine Ahnung gehabt, sonst hätte er doch nicht in Thailand nach Friedrich gesucht.»
* * *
Der Tag war für Susanne, Peter und Paul ein voller Erfolg gewesen. In der Schule nahmen die beiden Kinder gerade die Römerzeit durch. Mit ihrer Klasse hatten Peter und Paul bereits das Weltkulturerbe Limes besichtigt und waren zur Saalburg gefahren. Den Isistempel betrachteten daher zwei echte Kenner des Römischen Reichs. Susanne nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit mit den beiden Pompeji und Herculaneum zu besuchen. Sie waren genau im richtigen Alter für eine solche Reise. «Hättet ihr Lust, mit mir in den Herbstferien nach Italien zu fahren? Wir könnten zwei Städte besichtigen, die nach einem Vulkanausbruch völlig verschüttet waren. Da sieht man genau, wie eine römische Stadt aufgebaut war. Wir können richtig durch die Häuser laufen. Ein großes Amphitheater gibt es auch noch. Am besten, wir zelten auf einem Campingplatz am Meer und fahren dann zum Vesuv. Das ist der Vulkan, der damals ausgebrochen ist.» «Lebt der noch?» erkundigte sich Peter gespannt. «Vulkane leben nicht, du Blödi», Paul haute seinem Bruder den Kinoprospekt auf den Kopf. «Ruhe dahinten, sonst muß ich anhalten!» Susanne schaute streng in den Rückspiegel. Die Jungs beruhigten sich, nur Peter zwickte seinen Bruder heimlich in die Seite. «Aua, du bist gemein! Und Vulkane leben doch!» «Der Vesuv ist ein aktiver Vulkan», erklärte Susanne. «Er könnte schon wieder ausbrechen. Aber heute wissen wir mehr über Vulkanausbrüche als die Menschen zur Zeit von Pompeji und Herculaneum. Die wurden
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