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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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fort: «Weil unsere Seele nämlich gerettet wird, wenn wir Gottes Plan gehorchen. Der heilige Paulus hat uns ein Beispiel gegeben. Als die Brüder und Schwestern ihn anflehten, sich nicht in die Hände seiner Verfolger zu begeben, da sagte Paulus: ‹Warum weint ihr und macht mir das Herz schwer? Ich bin bereit, mich in Jerusalem nicht nur fesseln zu lassen, sondern auch für Jesus, unseren Herrn, zu sterben›.»
    «Amen», sagt Maria und bekreuzigt sich rasch.
    «Wurde Paulus denn auch ans Bett gefesselt?», rutscht es mir raus.
    Josef, der gerade seine Pfeife anzünden will, hält inne und blickt konsterniert zu Maria. Die zuckt hilflos mit den Schultern.
    Ihr Mann wirft mir einen abfälligen Blick zu, dann setzt er den Pfeifentabak in Brand. Sekunden später ziehen ekelhaft süßliche Rauchschwaden durch die Luft.
    «Was hat Abel Ihnen eigentlich über seine Probleme erzählt?», frage ich.
    «Nicht viel», erwidert Josef. «Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Als die Maria damals schwanger war, da hat der Abel sich bloß aus der Affäre ziehen wollen. Deshalb hat er diesen Blödsinn erfunden, dass er Gott ist. Man kennt das doch von Leuten, die nicht zum Militär wollen. Die sagen dann auch, dass sie schwul sind. Oder bekloppt.»
    «Ähm, meines Wissens ist Homosexualität kein Hinderungsgrund mehr für eine militärische …» Ich unterbreche mich und winke ab. Es hat sicher keinen Sinn, mit Josef über homosexuelle Amtsträger zu reden.
    «Wissen Sie noch, wann Abel zum ersten Mal behauptet hat, Gott zu sein?», frage ich.
    «Der Christian ist im Sommer einundzwanzig geworden», antwortet Maria. «Also logischerweise vor zweiundzwanzig Jahren.» Sie bekreuzigt sich erneut, als könne himmlischer Beistand nicht schaden, wenn es um ihre Affäre mit Abel Baumann geht.
    «Und haben Sie beide damals versucht, Abel zu helfen?»
    Josef nickt energisch. «Zum Pastor Oettinger höchstpersönlich hab ich den Abel geschleppt. Aber der Oettinger konnte auch nichts für ihn tun. Unser Pastor hat dann die Diözese informiert. Der Bischof hat zurückgeschrieben, dass die Kirche nicht zuständig ist. Wenn der Abel vom Teufel besessen gewesen wäre, dann hätte man ihn exorzieren können. Aber gegen Leute, die von Gott besessen sind, da kann selbst der Vatikan nichts ausrichten.»
    «Und dann haben wir ihn zu diesem Professor Spindler gebracht», ergänzt Maria. «Das ist auch so ein Irrenarzt, wie Sie einer sind. Und der meinte dann, dass der Abel zwar schon ziemlich deppert ist, aber auch wieder nicht so deppert, dass man ihn wegsperren müsst. Schließlich würde es in Bayern eine Menge Leute geben, die glauben, dass sie Gott sind, und sich auch so aufführen. Abel wäre da noch einer der harmlosen Fälle, hat der Professor gemeint.»
    Erstaunlich, wie einfach die Welt in Bayern sein kann.
    «Wirklich. Wir haben alles versucht», erklärt Maria abschließend.
    «Das haben wir», bestätigt Josef und schmaucht seine Pfeife. «Jetzt kann nur noch der Allmächtige helfen. Lasst uns also für den armen Abel einen heiligen Rosenkranz beten.»
    «Sehr, sehr gern, aber ohne mich. Ich muss leider los», sage ich rasch. «Abel und ich wollen ja noch weiter, und außerdem sollte ich darauf achten, dass er keinen Unfug anstellt. Aber es schadet ganz bestimmt nicht, wenn Sie beide für uns beten. Und vielen Dank für das Essen.»
    Als Josef mir ein aufmunterndes «Dann Gott mit Ihnen» zuruft, bin ich bereits durch die Tür. Nichts gegen einen konstruktiven Dialog mit den Himmelsmächten, aber ich glaube, man sollte ihnen auch nicht ständig am Rockzipfel hängen.

    «Und? Was hältst du von den beiden?», will Abel wissen, als wir wenig später mit der Regionalbahn durch die eingeschneite Landschaft zuckeln. «Sind schon ein bisschen anstrengend, oder?»
    Da es eine rhetorische Frage ist, spare ich mir die Antwort.
    «Lebt euer Sohn deshalb nicht in München?», frage ich. «Weil seine Mutter und sein Stiefvater ihm auf die Nerven gehen?»
    Abel lacht. «Schön wär’s. Christian ist der Schlimmste von allen. Die beiden waren ihm nicht fromm genug. Deshalb ist er Mönch geworden. Nicht mal ich hab das verhindern können.» Abel blickt auf seine Uhr. «Außerdem ist Christian genau genommen nicht mein Sohn, sondern der Sohn von Abel Baumann. Hab ich dir doch erzählt.»
    «Nein, hast du nicht», erwidere ich. «Jedenfalls nicht richtig.»
    Abel merkt auf. «Ach, ja? Wirklich?»
    Ich nicke. «Wirklich.»
    Er schaut wieder auf die

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