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Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition)

Titel: Und Gott sprach: Wir müssen reden! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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abzuschminken.
    Ich halte nach einen bekannten Gesicht in der Menge Ausschau und erkenne den Irokesenschnitt von Eisen-Heinz. Im selben Moment sieht auch er mich, nebst Abels Familie und Ellen, die uns hergebracht hat. Sofort löst Heinz sich aus der Gruppe und kommt rasch auf uns zu.
    «Freut mich wirklich sehr, dass ihr gekommen seid. Er hat schon mehrmals nach euch beiden gefragt», sagt Heinz und deutet auf Maria und Christian. Josef runzelt beleidigt die Stirn, bemüht sich aber, seinen Missmut zu verbergen.
    «Er möchte Sie übrigens auch sprechen», fügt Heinz hinzu und zeigt diesmal auf mich. «Allerdings will er unbedingt allein mit Ihnen reden.» Ich nicke zur Bestätigung, während Heinz sich mit Maria und Christian auf den Weg ins Krankenzimmer macht. Josef steht einen Moment lang etwas unschlüssig da, dann seufzt er leise und trottet schicksalsergeben hinterher.
    Ich setze mich. Fühlt sich an, als hätte ich bereits die ganze Nacht hier zugebracht, obwohl ich gerade erst angekommen bin.
    Ellen mustert mich. «Meinst du, ich kann dich allein lassen?»
    «Klar. Danke für deine Hilfe.»
    «Keine Ursache. Wenn du noch irgendetwas brauchst, dann melde dich einfach.» Sie haucht mir einen Kuss auf die Wange. «Alles Gute, Jakob.»
    Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Eine Weile höre ich noch das Klackern ihrer Absätze auf dem Steinfußboden. Dann verschmilzt es langsam mit den Umgebungsgeräuschen und geht schließlich im großen Summen und Rauschen unter.
    «So sieht man sich also wieder», höre ich eine Stimme sagen. «Dann haben Sie es ja offensichtlich geschafft, einen Bogen um den Knast zu machen.»
    Ich öffne die Augen. Vor mir steht Dr. Kessels.
    «Wie geht es Ihrer Nase?», will er wissen und setzt sich neben mich.
    «Ganz okay», antworte ich.
    «Lassen Sie doch mal sehen», bittet er, legt mir eine Hand auf die Stirn und löst mit der anderen vorsichtig eine Ecke des Verbands.
    Er ist zufrieden mit dem, was er sieht. «Der kann im Prinzip runter, ich würde ihn aber noch ein paar Tage drauflassen. Nur zum Schutz. Ansonsten sieht alles sehr gut aus.» Er klebt den Verband wieder fest. «Alles klar. Wenn Sie nur der Nase wegen gekommen sind, dann habe ich Ihnen gerade ein paar Stunden Wartezeit erspart.»
    «Nein. Ich bin wegen Abel Baumann hier», sage ich.
    «Oh. Das tut mir leid», erwidert er. «Sind Sie ein Verwandter?»
    «Ein Freund, würde ich sagen. Obwohl wir uns noch nicht so lange kennen.» Ich überlege, ob Abel uns auch als Freunde bezeichnen würde, bleibe mir selbst aber die Antwort schuldig. «Außerdem bin ich sein Arzt», füge ich hinzu.
    Dr. Kessels stutzt.
    «Abel ist bei mir in Therapie», erkläre ich. «Ich bin sein Psychologe.»
    Kessels nickt in Zeitlupe. «Das erklärt vielleicht die etwas ungewöhnlichen Begleitumstände», entgegnet er und blickt nachdenklich zu den wartenden Zirkusleuten.
    «Ich glaube, ich kann Ihnen nicht ganz folgen», sage ich.
    «Ich meine nicht die Artisten», erklärt Kessels. «Ich habe schon gehört, dass die Truppe zufällig in der Stadt ist. Wenn all diese Menschen zwischen zwei Vorstellungen hier auftauchen, um ihrem alten Kollegen beizustehen, dann finde ich das schlicht großartig. Ich erlebe hier täglich Familien, die weitaus weniger Interesse an ihren Angehörigen haben.»
    «Und was sind dann die ungewöhnlichen Begleitumstände?», frage ich.
    «Sie wissen noch überhaupt nichts, oder?»
    «Nein. Ich habe nur durch Zufall erfahren, dass Abel im Krankenhaus liegt. Und man hat mir gesagt, dass er einen sehr schweren Unfall hatte.»
    «Das ist eine nette Untertreibung, würde ich sagen.» Sein Piepser meldet sich. Er wirft einen kurzen Blick darauf. «Ich muss leider los. Schon wieder ein Notfall.» Er steht auf.
    «Können Sie mir nicht wenigstens ganz kurz sagen, was passiert ist?»
    «Na ja. Ähm …» Er zögert. «Also, die Kurzversion lautet: Ihr Patient hat ein Schwert in der Brust stecken. Und zwar mitten im Herzen. Das Organ kann jede Sekunde kollabieren. Und im Grunde ist es ein Wunder, dass das nicht längst passiert ist. Leider können wir nichts für ihn tun, denn sobald wir das Schwert entfernen, wird das Herz ganz bestimmt kollabieren.»
    Ich starre ihn an, wie ich wohl auch Abel Baumann angestarrt habe, als der mir sagte, dass ich Gott höchstpersönlich vor mir habe.
    «Ich weiß schon, was Sie sagen wollen», fährt der Arzt fort. «Aber Ihr Patient weigert sich, an irgendwelche Apparate

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