Und Jimmy ging zum Regenbogen
begegnet war …
»Was machen Sie im ›Ritz‹?«
Der rundliche Mann hatte seine Virginier gemustert und den silberhaarigen Kopf gewiegt.
»Graf Romath ist einem Unglück zum Opfer gefallen.«
»Was?«
»Leise.«
»Aber wie …«
Groll berichtete schnell, was Romaths Putzfrau an diesem Morgen entdeckt hatte, als sie zur Arbeit kam.
»Vielleicht war es wirklich ein Unfall?«
»Die Beamten, die den Fall untersuchen, sind davon überzeugt.«
»Sie nicht?«
»Ich nicht. Gar nicht. Deshalb habe ich mich hier ein wenig umgesehen. Der Sender, den der Graf in seinem Büro hatte, ist verschwunden. Der Receptionschef – der Dienstälteste hier – hat provisorisch die Leitung des Hotels übernommen. Alle sind sehr betroffen oder tun so. Und man hat mich händeringend gebeten, kein Aufsehen zu erregen. Sie wollen es unbedingt bei dem Unglücksfall bleiben lassen – verständlich.«
Dieses Gespräch fand in der vorderen Halle statt, gleich nachdem Manuel ins Hotel gekommen war. Sie unterhielten sich flüsternd miteinander.
»Sie glauben an
Mord?
«
»Nein.«
»Woran dann?«
»Selbstmord«, antwortete Groll. »Ich kannte den Grafen lange. Er war ein … er hatte seine Besonderheiten. Und er war in Ihren Fall verwickelt, das wissen wir. Ich könnte mir gut vorstellen, daß man etwas von ihm verlangt hat, was er nicht zu tun bereit war. Dank seiner Veranlagung konnte man ihn erpressen. Es blieb ihm kein anderer Ausweg. Um das Hotel und seinen Namen zu schützen, inszenierte er einen Selbstmord, der genau wie ein Unfall aussah … so etwa.«
»Mein Gott!«
»Unterhalten Sie sich ab sofort mit niemandem mehr über unseren Fall in Ihrem Appartement oder überhaupt im Hotel«, sagte Groll. »Sie werden mir recht geben, wenn ich meine, daß das nun zu gefährlich ist. Unsere Freunde wissen sicher auch längst Bescheid.«
Das stimmte. Santarin und Grant waren durch den Hauselektriker Nemec informiert worden. Der Russe hatte sich trotz aller Verärgerung beeindruckt von der Tat des Aristokraten gezeigt, Grant nur geflucht. Sie benötigten Ersatz für Romath – und wo war der so schnell zu beschaffen?
»Noch etwas«, sagte Groll. »Tragen Sie die Fotografien dieses Penkovic und den Zettel aus Valerie Steinfelds Fotoschatulle bei sich?«
»Ja.«
»Geben Sie mir alles. Ich stecke es in ein Kuvert und schicke es an Doktor Stein. Er soll es auch in den Tresor legen.«
»Sie meinen, daß man von dem Grafen verlangt hat, diese Sachen zu stehlen?«
»So etwas Ähnliches muß es gewesen sein«, hatte Groll geantwortet und die Fotografien und das vergilbte Papier in Empfang genommen. »Ihre Freunde warten schon auf Sie. Fahren Sie mit dem Vertreter Ihres Vaters weg, wenn Sie jetzt mit ihm sprechen.«
»Wohin?«
»Irgendwohin. Auf den Cobenzl, zum Beispiel. Da gibt es eine sehr hübsche Espresso-Bar. Der Weg ist nicht zu verfehlen.«
»Um neunzehn Uhr habe ich mit meinem Botschafter ein Treffen vereinbart.«
»Zeit genug also …«
So war Manuel mit Cayetano auf dem Cobenzl gelandet und hatte sich angehört, was geschehen war.
»Verboten?« sagte er jetzt zu Cayetano. »Wer hat es Ihnen verboten?«
»Unsere Staatspolizei. Wir haben seit der Katastrophe Beamte in der Zentrale sitzen. Ich bin verhört worden, wir alle wurden verhört. Da ist der Teufel los, kann ich dir sagen, Manuel.«
»Aber wieso?«
»Laß mich weitererzählen. Die Leute aus La Copelina konnten nichts ausrichten. Nicht das Geringste. Vollkommen hilflos standen sie vor dem höllischen Flammenmeer. Wie die Untersuchung später ergab, waren Bomben mit Napalmfüllung und Zeitzünder explodiert – in solcher Anordnung und Reihenfolge, daß nichts, aber auch nichts von dem Werk übrigbleiben konnte.«
»Weiter! Weiter!«
Cayetano sagte: »Von La Copelina aus alarmierten die Leute Buenos Aires. Man rief mich an. Das Innenministerium schaltete sich sofort ein, ebenso das Verteidigungsministerium.«
»Das Verteidigungsministerium? Ich begreife nicht …«
»Ich hatte es alarmiert.«
»
Sie?
Aber warum?«
»Du kannst dir wirklich nicht denken, warum?«
»Nein!« rief Manuel, sehr verwirrt.
»Hm …« Cayetano starrte auf die Tischplatte. »Nun ja«, sagte er nach einer Pause. »Dann ist also wirklich alles so, wie ich dachte.«
»Was dachten Sie?«
»Der Reihe nach. Ich erzähle es dir gleich. Die Regierung nahm die Sache verflucht ernst.«
»Aber weshalb …«
»Laß mich reden! Drei Transall-Transporter mit ausgesuchten hohen
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