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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Beamten und Offizieren, Brandspezialisten, Kriminalbeamten und Regierungsvertretern flogen los. Ich mußte mitfliegen. Es war das erste Mal, daß ich nach La Copelina kam.«
    Ist das auch wahr? dachte Manuel. Ist das auch wirklich wahr? Du, der Stellvertreter meines Vaters, warst nie in La Copelina? Bei La Copelina lag das Entwicklungszentrum für AP Sieben, davon bin ich überzeugt. Völlig überzeugt. Zerstört wurde es gewiß in trautem Übereinkommen von Amerikanern und Sowjets. Die hatten, was sie wollten. Mein Vater war tot. Nun mußten alle Zeugen und Mitarbeiter, alle Mitwisser verschwinden. Das ganze Werk mußte verschwinden! Keine Hinweise, kein Verrat mehr. Man soll nicht sagen, daß die Herrschaften zimperlich sind …
    Unterdessen hatte Cayetano weitergesprochen: »Wir kamen gegen siebzehn Uhr an. Das Gelände brannte immer noch. Du kannst dir nicht vorstellen, bis zu welchem Grad es verwüstet war. Nur die Landepiste hatte nichts abbekommen. Sie liegt zu weit entfernt. Spezialisten löschten die Flammen. Eine Untersuchung war erst am nächsten Morgen möglich. Die Leute in dem zerstörten Werk waren alle tot. Ohne Ausnahme. Verbrannt und verkohlt bis zur Unkenntlichkeit. Man brauchte Tage, um sie zu identifizieren. Napalm! Wir mußten mit Gasmasken arbeiten, dieser Gestank – unerträglich. Und dann noch die Tierkadaver …«
    Na also, dachte Manuel mit trauriger Genugtuung.
    »Versuchstiere?«
    Cayetano verzog das Gesicht.
    »Versuchstiere, ja. Pferde, Kühe, Ochsen, Affen, Schweine … verreckt in ihren Ställen und Käfigen. Das ganze Werk ein einziger zusammengeschmolzener Trümmerhaufen …« Ja, dachte Manuel. Napalm. Hitze genug, um auch die letzte Mikrobe, das letzte Gift zu vernichten. Napalm – eine gute Idee. Saubere Arbeit.
    »Hör mal«, sagte der schwere Mann. »Ich sehe, du willst mir kein Vertrauen schenken.«
    »Wirklich, Cayetano, ich …«
    »Sei ruhig. Ich weiß nicht, was du inzwischen in Wien herausgefunden hast. Du sagst es mir nicht. Gut, dann will ich es dir sagen!«
    »Sie?«
    »Ja.« Cayetano legte eine Faust auf den Tisch. »Ich. Du hast herausgefunden, daß dein Vater mit B -Waffen experimentiert hat. Daß er eine Erfindung mit nach Wien brachte und sie hier den Vertretern anderer Mächte zum Kauf anbot …«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das weiß ich von den verfluchten Kerlen aus dem Verteidigungsministerium, die mir in den letzten Tagen nicht von der Seite gewichen sind! Und die wieder wissen es aus Wien! Die Botschaft hält sie auf dem laufenden über das, was du hier treibst! Ich kann dich verstehen, Manuel. Es ist schlimm für dich, dir sagen zu müssen, daß dein Vater ein Verbrecher war, ein Schuft, ein Schwein … Das ist auch für mich schlimm. Aber es ist die Wahrheit!«
    »Und woher will denn unser Verteidigungsministerium wissen, was mein Vater gemacht hat?« fragte Manuel schnell. Cayetano war jetzt sehr aufgeregt. Vielleicht verriet er etwas.
    »Woher?« Der schwere Mann klopfte mit der Faust auf die Tischplatte.
    »Dein Vater, die QUIMICA ARANDA , bekam seinerzeit von unserem Verteidigungsministerium den Geheimauftrag, einen möglichst wirkungsvollen B -Kampfstoff zu entwickeln!«
    Manuel starrte Cayetano an. Er schluckte schwer und würgte ein paar Worte hervor: »Das … Verteidigungsministerium hat ihm … den Auftrag … gegeben?«
    »Ja! Nur er und ich und die Chemiker und Techniker in La Copelina waren informiert. Und alle waren wir auf absolutes Stillschweigen vereidigt worden. Argentinien hat keine Atomwaffen …«
    »Cayetano, ich
schwöre
Ihnen, ich habe bis zu dieser Minute nichts von dem Auftrag geahnt!«
    »
Das
glaube ich! Aber daß dein Vater hier, in Wien, sein eigenes Geschäft mit dem Auftrag machen wollte, das hast du herausbekommen – lüg mich nicht an!«
    »Ich lüge Sie nicht an, Cayetano«, sagte Manuel. »Ja, das habe ich herausbekommen …«

70
    »… die frühen Fotografen haben ihn gelehrt – und er wiederum hat die Fotografen gelehrt –, welche überraschenden Wirkungen man durch die Wahl eines engen Bildausschnitts, den Blickwinkel steil von oben herab, wie hier bei dieser Tänzerin, oder auch von unten herauf, gewinnen kann. Sehen Sie sich die unübertrefflich kultivierte Komposition an …!« Der schlanke, große Mann mit dem mächtigen Kopf und den scharfen Augen des Chirurgen verharrte reglos vor einem Bild, das auf einem Dreifuß stand. Auch seine schönen, kraftvollen Hände erinnerten an die eines

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