Und Jimmy ging zum Regenbogen
nicht, Baas.«
De Brakeleer wurde es richtig übel. O Gott, dachte er. Wenn ich ihn nicht herumkriege … Der verfluchte Film … Mercier schickt ihn der Flugzeugfirma … Ich bin meinen Job los …
Der rosige Holländer zwang sich zu einem Lächeln. »Sagen Sie nicht gleich Nein! Wie ich schon bemerkte, spielt Geld bei dieser Sache keine Rolle. Sie können verlangen, was Sie wollen …«
»Ich habe genug Geld. Ich brauche nichts.«
»Unsinn. Jeder Mensch braucht Geld!« De Brakeleer war den Tränen nahe.
»Ich nicht. Wirklich nicht. Ich habe in meinem Leben lange und schwer gearbeitet. Und ich bin nicht mehr im Gewerbe, das wissen Sie doch, mein lieber Baas.«
»Herr Sirus … Professor … Ich bitte Sie! Sie sind der einzige Mann, der für eine solche Sache in Frage kommt! Sie erhalten jede Unterstützung! Sie müssen nur sagen, was Sie brauchen – es wird beschafft. Sie haben jeden Schutz. Tun Sie es, ich flehe Sie an. Mir zuliebe! Erinnern Sie sich an 1947? Die Volksbank in Den Haag? Ich wußte, daß Sie es waren, ich wußte es!«
»Gar nichts wußten Sie, Baas.«
»Aber ja doch!«
»Und warum haben Sie mich dann nicht verhaften lassen?«
»Weil … Ich … Sehen Sie, Professor, ich empfand damals solche Bewunderung für Sie … für Ihr Genie … und ich …«
»Ach, hören Sie auf! Das ist doch Gefasel. Einen Dreck wußten Sie.« Sirus setzte sich gleichfalls. Er legte die Spitzen der schönen Finger aneinander und stützte das Kinn darauf. »Sie werden erpreßt, Baas, wie?«
De Brakeleer nickte nur.
»Schlimm?«
»Sehr schlimm.«
»Hm. Und Ihre Freunde brauchen das, was in dem Tresor liegt, sehr dringend?«
»Außerordentlich dringend, Professor!« De Brakeleer fühlte neue Hoffnung. »Die gehen auf jede Bedingung ein! Auf jede.«
»Sind Sie da ganz sicher?«
»Absolut sicher!«
»Nun gut«, sagte Sirus. »Wir werden sehen, ob Sie recht haben.«
»Wie? Wie?« De Brakeleer zitterte vor Erregung.
»Was mich an Monet so fasziniert«, sagte Sirus, »das ist seine einzigartige Begabung, Atmosphäre durch das Licht, durch die Spiele des Nebels, der Sonne und des Wassers zu schaffen … Da gibt es ein Bild von ihm – ›Die Mohnblumen‹. 1873 entstanden. Nach diesen ›Mohnblumen‹ bin ich verrückt. Ich träume von ihnen! Ich muß sie haben! Ich muß sie haben, Baas, verstehen Sie mich?«
»Aber ja doch, natürlich!« De Brakeleers Worte überstürzten sich. »Sie wünschen das Bild – wunderbar! Sie werden es bekommen!«
»Langsam«, sagte Sirus. »Es muß doch einen Grund haben, daß ich das Bild noch nicht besitze, wenn ich es so sehr liebe, wie?«
»Ja …« De Brakeleers Hochgefühl sank wieder.
»Ich kann es nicht bekommen. Um keinen Preis. Ich habe schon alles versucht. Nichts zu machen. Das Bild hängt in Paris, im Musée de l’Impressionisme. Unverkäuflich.« Sirus’ Stimme hob sich etwas. »Aber ich verliere noch den Verstand, wenn ich die ›Mohnblumen‹ nicht habe. Und das ist Ihre Chance!« Er sprach wieder mit seiner normalen, leisen und kultivierten Stimme. »Die Franzosen schicken Sie, nicht wahr?«
»Das sagte ich doch. Die Franzosen wollen unbedingt …«
»Sie wollen unbedingt, ja, ja. Wenn die Franzosen mich wirklich unbedingt wollen, Herr De Brakeleer, dann sollen sie dafür sorgen, daß mir das Musée de l’Impressionisme die ›Mohnblumen‹ verkauft! Ich zahle. Ich zahle, was man verlangt. Aber man muß mich kaufen lassen, verstehen Sie? Man muß das Bild freigeben!«
»Und wenn man es freigibt … dann wären Sie bereit …«
Mit verhaltener Bewegtheit sprach Anton Sirus: »Dann würde ich noch einmal an die Arbeit gehen, ja. Das wäre es mir wert …«
71
»Wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen, Herr Cayetano – es blieb den Herren keine andere Wahl.«
»Entschuldigen? Ich verstehe nicht …«
»Die Untersuchungsbeamten in Buenos Aires haben Ihnen nicht die Wahrheit gesagt. Auch die Vertreter der Ministerien nicht. Sie wurden absichtlich belogen und falsch informiert – im Interesse der Ermittlungen«, sagte der argentinische Botschafter. Er hatte ein zerfurchtes Gesicht, eckige Kinnbacken, stahlgraue Augen, und er gehörte zu einer der ältesten und vornehmsten Familien seines Landes. Obwohl er sich hervorragend beherrschte, zeigte er doch Zeichen von Spannung und Nervosität – wie alle Anwesenden in dem großen Salon des Wiener Botschaftsgebäudes. Die Ausnahme war Manuel Aranda. Den hatte plötzlich eine eisige
Weitere Kostenlose Bücher