Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
gegen seinen Rücken.
    »Ja, ja … genauso mach weiter … ganz genauso …«
    Er antwortete nicht. Seine Bewegungen blieben dieselben.
    »Jetzt gleich … gleich … da … da!« Sie schrie laut auf. Er preßte seinen Mund auf den ihren, als sie sich zu verströmen begann. Es nahm kein Ende. Da war es wieder. Und wieder. Und noch einmal. Wenn ich jetzt sterben würde, dachte Bianca, ich wäre der glücklichste Mensch von der Welt. So schön ist das also. So unbeschreiblich schön. Und ich hatte solche Angst davor, solche Angst. Ach, Heinz, Heinz, mein Geliebter …

21
    So begann es.
    Und es ging weiter, mit Unterbrechungen, in denen sie still lagen und sich ansahen, mit Pausen, in denen sie – nackt – ins Wasser liefen.
    Sie saßen ganz dicht nebeneinander, ihr Kopf an seinem, und sie sahen auf des Wasser des Stroms, das in der Sonne glänzte. Sie küßten sich. Von neuem stieg Erregung in ihnen hoch. Sie sanken ins Gras. Und sie waren glückselig, beide.
    Dann lagen sie wieder nebeneinander, momentan entspannt, sie rauchten, sie redeten leise …
    »Diesen Tag werde ich nicht vergessen, und wenn ich hundert Jahre alt werde …«
    »Ich auch nicht, Bianca, ich auch nicht …«
    »Niemand hätte so wie du …«
    »Niemand liebt dich so wie ich …« Er neigte sich über sie. »Es geht alles, wie wir es uns gewünscht haben. Jetzt kann es nicht mehr lange dauern …«
    »Aber die Untersuchungen«, murmelte sie, ermattet, mit geschlossenen Augen. Die Sonne stand nun bereits tief. Ihr Kopf lag in seinem Schoß. »Die waren doch schon. Wir haben die Ergebnisse nur noch nicht.« Heinz sprach glücklich. »Das kann gar nicht mehr lange dauern, und wir werden benachrichtigt. Dann noch eine Gerichtsverhandlung, und ich bin frei! Frei, Bianca … ein Arier wie die anderen … Wieder ins Institut darf ich … Wir werden uns zeigen können, öffentlich, überall … kein Verstecken mehr … Alle Jungen werden mich beneiden …«
    Bianca fühlte plötzlich eine Woge der Erregung in sich aufsteigen.
    »Und alle Mädchen mich …« Sie wandte den Kopf, um sich noch enger an ihn zu schmiegen. Sein Körper reagierte sofort. Er sagte atemlos: »Bianca … du …«
    Halb zehn Uhr abends und schon dunkel war es, als sie sich endlich anzogen. Der Mond schien, die Sterne leuchteten, die Luft war immer noch warm. Er half ihr in die Kleider, sie ihm. Sie küßten und streichelten sich dabei. Langsam gingen sie über den Sand der Insel zu der Stelle, an welcher das Boot lag. Sie hatten die Arme umeinandergelegt. Plötzlich bemerkte Heinz etwas.
    »Psst!«
    Er legte einen Finger auf den Mund, duckte sich und rannte dann los. Beim Boot, das sah Bianca im Licht des Mondes, kniete ein Mensch, der gerade versuchte, den Kahn ins Wasser zu schieben. Er kam nicht mehr dazu, denn Heinz stürzte sich auf den Überraschten und riß ihn zu Boden. Bianca lief.
    Heinz! Heinz! Wenn Heinz etwas geschah …
    Heinz geschah nichts. Der Mensch, den er umgerannt hatte, lag auf dem Rücken – ein kleiner, magerer Mann mit ausgemergeltem Gesicht. In den dunklen Augen stand Todesangst. Sein Haar war kurz geschoren, die Wangen waren eingefallen, spitz standen die Knochen hervor. Bleich und unrasiert war das armselige Gesicht, schmutzig waren die grün-grauen Fetzen, die der Mann am Leib trug. Ja, Fetzen waren das nur noch – eine Hose, eine Jacke, ein Hemd ohne Kragen darunter, Stiefel mit Sohlen voller Löcher. Der Mann hatte einen ebenso zerrissenen Mantel und einen schmierigen Brotbeutel in den Kahn gelegt.
    Heinz kniete über ihm.
    Der Mann sprach verzweifelt, er konnte nur wenige Brocken deutsch: »Nichts tun … bitte … ich gut … Herr … mich lassen … mich lassen, bitte …«
    »Heinz! Wer ist das?« Bianca war herangekommen.
    »Frau … mir helfen … ich gut … arm … schwach … Mann mir wehtun …« Heinz hatte den Liegenden an einem Arm gepackt. »Ah! Nicht … nicht …« Der Mann rollte auf den Rücken, die Jacke rutschte hoch. Auf seinem Hemd standen mit weißer Ölfarbe die Buchstaben SU . »Ein Kriegsgefangener!« Bianca preßte die Hände an die Brust. »Ein Russe!«
    »Ja.« Seine Stimme, eben noch so zärtlich, war nun kalt. »Ausgerissen. Geflohen. Hat sich hier versteckt …«
    »O Gott, hier … auf der Insel …«
    »Geschlafen …« Der halb verhungerte Mann sprach gegen den Boden, keuchend, undeutlich. Heinz hielt seinen Arm eisern fest.
    »Ganzen Tag … in Busch …«
    »Lüg

Weitere Kostenlose Bücher