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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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auch phantastisch. Aber immer noch realistischer als die, daß Ihr Vater vor dreißig Jahren in Buenos Aires etwas tat, wofür sich Valerie nun in Wien gerächt hat …« Irene sank auf einen Stuhl. »Und ich glaubte, Valerie zu kennen. Ich muß wissen, was da passiert ist. Ich muß es wissen! Ich finde keine Ruhe mehr …«
    »Ich auch nicht«, sagte Manuel. Er stand auf, trat zu Irene und strich behutsam über ihren Rücken. »Ich werde morgen wieder mit Landau sprechen. Und dann muß ich diesen Forster, den Rechtsanwalt, finden. Hoffentlich lebt der noch. Wenn das alles nicht so lange her wäre, wenn nicht so viel Zeit vergangen wäre seitdem …«
    »Ich glaube, daß meine Mutter lügt«, sagte Irene abrupt.
    »Ich glaube es auch«, sagte Manuel sehr verlegen.
    Sie sahen einander ratlos an.
    Ein Schneepflug ratterte draußen vorüber.
    Manuel sagte nach einer Pause: »Chemiker wollte der Junge werden … Mein Vater war auch Chemiker …«
    »Ein Zufall«, sagte Irene. Der Kaffee war fertig. Sie holte eine Zuckerdose, Kondensmilch, Geschirr. Sie goß zwei Tassen voll. »Übrigens – diese tief verschleierte Frau, die zu Valeries Begräbnis kam und so weinte, hat angerufen.«
    »Wann?«
    »Gegen acht. Sie war sehr aufgeregt. Sie hatte schon im ›Ritz‹ angerufen, aber Sie waren nicht da. Also versuchte sie es hier.«
    »Was wollte sie? Wie heißt sie?«
    »Bianca Barry. Die Frau eines Malers. Sie war eine Jugendfreundin von Heinz, sagte sie. Und sie habe nun erfahren, daß wir versuchen, herauszufinden, was geschehen ist.«
    »Von wem hat sie das erfahren?«
    »Von Martin Landau. Er hat sie angerufen und gewarnt.«
    »Gewarnt?«
    »Vor uns. Besonders vor Ihnen. Wem damit gedient wäre, wenn nun alles ans Licht käme, fragte Landau Frau Barry. Er habe mit seiner Schwester gesprochen. Sie sei seiner Meinung. Und darum bat er Frau Barry, sich so zu verhalten, wie er sich verhalten hat: Wenn Sie auftauchen – oder ich –, dann soll sie uns abweisen, keinesfalls etwas erzählen …«
    »Der nette Herr Landau.«
    Irene zündete am Stummel ihrer Zigarette eine neue an. Hastig blies sie den Tabakrauch aus.
    »Frau Barry sprach in größter Eile. Ihr Mann sei gerade für kurze Zeit nicht zu Hause, sagte sie. Aber er sei zu Hause gewesen, als Landau anrief. Und er sei der gleichen Meinung wie sie: Wenn wir wissen wollen, was damals geschah, dann muß man es uns sagen! Frau Barry hat nichts zu verbergen, erklärte sie. Gleich darauf strafte sie sich selber Lügen.«
    »Wieso?«
    »Von dem Friedhofsbesuch wisse ihr Mann nichts. Darüber dürften wir keinesfalls reden. Sie stotterte herum, sehr nervös. Eifersüchtig, ihr Mann, immer schon gewesen. Hätte aber nicht den geringsten Grund. Nie gehabt. In der Art. Ich bekam den Eindruck, daß sie liebend gerne tun würde, worum Landau sie gebeten hat.«
    »Und warum verhält sie sich dann so?«
    »Weil ihr Mann doch daheim war, als Landau anrief! Jetzt kann sie nicht anders. Wir sollen morgen vormittag zu ihr kommen. Alseggerstraße, ich habe die Hausnummer. Elf Uhr. Ihr Mann wird auch da sein. Er hat sein Atelier in der Villa. Ich sagte, wir würden kommen. Nach einem Nachtdienst habe ich immer den nächsten Vormittag frei und …«
    Die Glocke der Apotheke schrillte durchdringend.
    Irene ging in den Verkaufsraum. Manuel hörte sie aufschreien. Er rannte ihr nach. Draußen vor der Tür, im Schnee und im Licht der Lampen der neuen Klinikbauten, lag ein Mann, reglos, mit verdrehten Gliedern, das Gesicht nach unten.

46
    LOT ABER GING VON ZOAR HINAUF UND LIESS SICH MIT SEINEN BEIDEN TÖCHTERN IM GEBIRGE NIEDER. DENN ER HATTE ANGST, IN ZOAR ZU WOHNEN. SO NAHMEN ER UND SEINE BEIDEN TÖCHTER WOHNUNG IN EINER HÖHLE .
    ERSTES BUCH MOSE, KAPITEL 19, 30
    In großen Buchstaben standen die Worte auf der Leinwand, weiß, Untergrund schwarz. Nach einer Weile verschwand das Insert, und es folgten Bilder einer Höhenlandschaft und einer Höhle, vor der ein sehr alter Mann, mit langem Stab, weißem Haar und tatterigen Bewegungen, und zwei hübsche Mädchen, eine Blonde und eine Dunkle, sich häuslich einrichteten.
    Ein weiterer Zwischentitel erschien:
    DA SPRACH DIE ÄLTERE ZU DER JÜNGEREN : » UNSER VATER IST ALT, EIN MANN IST NICHT DA, DER MIT UNS VERKEHREN KÖNNTE, WIE ES IN ALLER WELT BRAUCH IST. KOMM, WIR WOLLEN UNSEREN VATER MIT WEIN BERAUSCHEN UND UNS DANN ZU IHM LEGEN, DAMIT WIR VON IHM NACHKOMMEN ERHALTEN .«
    ERSTES BUCH MOSE, KAPITEL 19, 31/32
    Wilde Musik erklang,

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