Und morgen in das kühle Grab
selbst umfassend über die
Krankheit und die existierenden
Behandlungsmöglichkeiten informiert. Ich wusste, wer
Nick war, und ich hatte alles über seine Forschungen
gelesen. Ich habe ihn angefleht, seinen Impfstoff an mir
auszuprobieren. Er hat ihn mir zum ersten Mal am 12.
Februar gespritzt, am zwanzigsten bin ich nach Hause
zurückgekehrt. Heute, zweieinhalb Monate später, bin ich
krebsfrei.«
Als wir uns eine Stunde später verabschiedeten, wurde
die Haustür von außen geöffnet. Eine außerordentlich
hübsche Frau und zwei Mädchen im Alter zwischen zehn
und fünfzehn Jahren traten ein. Alle drei hatten
wunderschönes rotes Haar. Offensichtlich handelte es sich
um Holdens Frau und seine Töchter, denn sie umringten
ihn sofort.
»Hi«, sagte er lächelnd. »Ihr Mädchen seid aber früh
dran. Ist euch das Geld ausgegangen?«
»Nein, das nicht«, sagte seine Frau, ihre Hand auf seinen
Arm legend. »Wir wollten uns nur vergewissern, dass du
immer noch da bist.«
Während wir zu unseren Autos liefen, sagte Ken: »Es
könnte sich doch tatsächlich um eine Spontanheilung
handeln, auch wenn die Wahrscheinlichkeit noch so gering
ist.«
»Du weißt genau, dass es nicht so ist.«
»Carley, Medikamente und Impfstoffe wirken auf
verschiedene Weise bei verschiedenen Menschen.«
»Er ist geheilt, das ist alles, was ich weiß.«
»Warum sind dann die Labortests schief gegangen?«
»Das fragst du nicht mich, Ken, das fragst du dich selbst.
Und dir fällt dazu auch nur eine Antwort ein:
Irgendjemand hat gewollt, dass es so aussähe, als ob der
Impfstoff ein Fehlschlag sei.«
»Ja, an diese Möglichkeit habe ich auch schon gedacht.
Nicholas Spencer muss den Verdacht gehabt haben, dass
die Tests mit dem Impfstoff bewusst manipuliert wurden.
Das würde die geheimen Tests erklären, die er in Europa
finanziert hat. Du hast ja gehört, wie Holden erzählt hat,
dass er zur Geheimhaltung verpflichtet wurde und unter
keinen Umständen Nick im Büro anrufen oder
Nachrichten hinterlassen sollte. Er hat niemandem
vertraut.«
»Er hat Vivian Powers vertraut«, sagte ich. »Er hatte
sich in sie verliebt. Ich glaube, dass er ihr nichts über
Holden oder seinen Verdacht erzählt hat, weil er das
Gefühl hatte, dass dieses Wissen sie in Gefahr bringen
könnte, und wie es aussieht, hatte er Recht damit. Ken, ich
möchte, dass du mit mir mitkommst und dir Vivian
Powers persönlich anschaust. Diese Frau täuscht keinen
Gedächtnisverlust vor, und ich habe einen Verdacht, was
mit ihr passiert sein könnte.«
Allan Desmond saß im Wartezimmer neben der
Intensivstation. »Jane und ich sind abwechselnd hier«,
sagte er. »Wir möchten nicht, dass Vivian allein ist, wenn
sie aufwacht. Sie ist verwirrt und verängstigt, aber sie wird
durchkommen.«
»Ist ihr Gedächtnis zurückgekehrt?«, fragte ich.
»Nein. Sie glaubt immer noch, sie sei sechzehn. Die
Arzte sagen, es sei möglich, dass ihr Gedächtnis der
letzten zwölf Jahre nie mehr zurückkehren wird. Diese
Tatsache wird sie akzeptieren müssen, wenn es ihr wieder
so gut geht, dass sie es begreifen kann. Aber die
Hauptsache ist, dass sie am Leben ist und wir sie bald mit
nach Hause nehmen können. Das ist das Einzige, worauf
es ankommt.«
Ich erklärte ihm, dass Ken mit mir an dem Artikel über
Spencer arbeite und dass er Arzt sei. »Es wäre wichtig,
dass er die Möglichkeit bekommt, Vivian zu sehen«, sagte
ich.
»Wir wollen versuchen herauszufinden, was ihr
zugestoßen ist.«
»Gut, unter diesen Umständen bin ich einverstanden,
Dr. Page.«
Nur ein paar Minuten später betrat eine Schwester das
Wartezimmer. »Sie wacht gerade auf, Mr. Desmond«,
sagte sie.
Allan Desmond saß an Vivians Seite, als sie die Augen
aufschlug. »Daddy«, sagte sie sanft.
»Ich bin da, Schatz.« Er nahm ihre Hand.
»Es ist etwas passiert, nicht? Ich hatte einen Unfall.«
»Ja, Schatz, das stimmt, aber es wird alles wieder gut.«
»Ist mit Mark alles in Ordnung?«
»Ja, es geht ihm gut.«
»Er ist zu schnell gefahren. Ich hab’s ihm noch gesagt.«
Ihre Augen fielen wieder zu. Allan Desmond blickte zu
Ken und mir und flüsterte: »Vivian hatte einen Autounfall,
als sie sechzehn war. Sie ist damals in der Notaufnahme
aufgewacht.«
Ken und ich verließen das Krankenhaus und liefen zum
Parkplatz. »Kennst du jemanden, bei dem du dich über
bewusstseinsverändernde Drogen erkundigen könntest?«,
fragte ich.
»Ich ahne, worauf du mit dieser
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