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Und morgen in das kühle Grab

Und morgen in das kühle Grab

Titel: Und morgen in das kühle Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Frage hinauswillst. Ich
kenne tatsächlich jemanden. Carley, unter den
Pharmakonzernen herrscht eine harte Konkurrenz. Jeder
will ein Mittel finden, das Alzheimer heilt und das
Gedächtnis wiederherstellt. Die Kehrseite dieser
Forschungen ist, dass man in den Labors mittlerweile eine
ganze Menge darüber herausgefunden hat, wie man
Gedächtnis zerstören kann. Es ist kein großes Geheimnis
mehr, dass seit sechzig Jahren bewusstseinsverändernde
Drogen eingesetzt werden, um Informationen von
verhafteten Spionen zu erhalten. Heutzutage sind diese
Drogen um ein Vielfaches raffinierter. Sicherlich hast du
schon von Rohypnol gehört. Die Pillen sind geschmack-
und geruchlos.«
    Daraufhin erzählte ich ihm von dem Verdacht, der sich
seit einiger Zeit in meinem Kopf festgesetzt hatte: »Ken,
ich möchte dir meine Version unterbreiten. Ich glaube,
dass Vivian in großer Panik in das Haus der Nachbarin
gerannt ist und sogar Angst hatte, von dort aus zu
telefonieren und Hilfe zu holen. Sie hat den Wagen
genommen und wurde verfolgt. Ich glaube, dass man ihr
bewusstseinsverändernde Drogen verabreicht hat, um
herauszufinden, ob Nick Spencer möglicherweise den
Absturz überlebt hat. In der Firma habe ich erfahren, dass
etliche Leute vermuteten, dass sie und Nick ein Verhältnis
hatten. Die Leute, die sie entführt haben, könnten darauf
spekuliert haben, dass Nick auf ihre Anrufe antworten
würde, falls er noch am Leben war. Nachdem das nicht
geschah, gaben sie ihr eine Droge, um ihr
Kurzzeitgedächtnis zu löschen, und ließen sie im Wagen
zurück.«
    Eine Stunde später war ich zu Hause und schaltete als
Erstes den Fernseher ein. Ned Cooper wurde immer noch
gesucht. Wenn er in Richtung Boston gefahren war, wie
spekuliert wurde, hatte er möglicherweise ein Versteck
gefunden. Es hörte sich so an, als ob sämtliche Beamten
im Staat Massachusetts unterwegs seien und nach ihm
Ausschau hielten.
    Meine Mutter rief an. Sie klang besorgt. »Carley, du hast
dich in den letzten zwei Wochen fast überhaupt nicht
gemeldet, und das ist ganz und gar ungewöhnlich. Der
arme Robert hört fast nie etwas von Lynn, aber du und ich,
wir stehen uns doch sehr nahe. Ist irgendetwas nicht in
Ordnung?«
    Eine ganze Menge ist nicht in Ordnung, Mom, dachte
ich, aber nicht zwischen uns. Natürlich konnte ich ihr
nicht sagen, worüber ich mir wirklich Sorgen machte.
Stattdessen beruhigte ich sie mit der Ausrede, dass die
Titelgeschichte mich praktisch Tag und Nacht in Beschlag
nehmen würde. Allerdings war ich einen Moment lang
sprachlos, als sie mit dem Vorschlag kam, es wäre doch
nett, wenn Lynn und ich an einem Wochenende
zusammen zu Besuch kommen würden und wir zu viert
ein bisschen Zeit miteinander verbringen könnten.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, machte ich mir ein
Sandwich mit Erdnussbutter, kochte eine Kanne Tee,
stellte beides auf ein Tablett und ließ mich an meinem
Schreibtisch nieder, um ein paar Stunden zu arbeiten. Die
Unterlagen über Spencer hatte ich auf dem Tisch
aufgestapelt, und die Zeitungsausschnitte, die ich nach
Einzelheiten über den Flugzeugabsturz durchforstet hatte,
lagen kreuz und quer darauf verstreut. Ich kramte sie
zusammen und legte sie in den Ordner zurück, dann nahm
ich mir die Broschüren und Prospekte vor, die ich bei
Garner Pharmaceuticals mitgenommen hatte.
    Ich hatte lediglich vorgehabt, sie kurz durchzublättern,
um festzustellen, ob sie irgendwelche Hinweise auf Genstone enthielten. Doch in einer Broschüre entdeckte ich
etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es
war genau das Gleiche, was ich im Empfangsraum bereits
undeutlich wahrgenommen und unbewusst registriert
hatte.
    Vielleicht eine halbe Stunde lang saß ich da und nippte
an meiner zweiten Tasse Tee, ohne zu bemerken, dass er
bereits ganz kalt geworden war.
    Ich hielt den Schlüssel zu allem, was sich ereignet hatte,
in der Hand. Es war, als ob ich einen Safe geöffnet hätte,
in dem sich alles befand, wonach ich gesucht hatte.
    Oder als würde ich ein Kartenspiel in der Hand halten
und alle Karten nach ihrer Farbe sortieren. Vielleicht war
dieser Vergleich besser, weil zu einem Kartenspiel der
Joker gehört, der bei bestimmten Spielen jeder Farbe
zugeordnet werden kann. In dem Kartenspiel, mit dem wir
spielten, war Lynn der Joker, und zu welcher Farbe sie
gehörte, das sollte sich sowohl auf ihr Leben wie auch auf
das meine auswirken.
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    ALS ER WIEDER IN DER

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