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Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
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naturgemäß vor Angreifern schützen sollte, sein Auge verfehlt. Dafür verfingen sich gleich mehrere Rosen in seinen Haaren und so hatte Lisa Eckert keine andere Möglichkeit gesehen, als ihn mit der großen Gartenschere aus ihren Rosenranken herauszuschneiden. Dass er nach dem Radikalschnitt aussah, als habe er selbst versucht, sich blind die Haare zu schneiden, war der alten Frau dabei nahezu gleichgültig gewesen. Dessen war er sich auch jetzt und viele Jahre nach diesem für ihn fast schon traumatischen Ereignis sicher.
    Ich war das Gespött des ganzen Dorfes, blickte er mit Groll zurück und trat dabei so fest in eine Wasserlache, dass ein matschiger Regenschauer hoch spritzte und sich auf sein gesamtes Hosenbein verteilte.
    Wenigstens sind damals meine geliebten Schönheiten nur wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur eine Pflanze musste die Eckert ausstechen und durch eine neue ersetzen. Die hat sich ja nie wirklich etwas aus Rosen gemacht, erzürnte ihn die Leidenschaftslosigkeit, mit der die inzwischen pensionierte Grundschullehrerin ihre Pflanzen damals behandelt hatte und heute auch immer noch behandelte.
    Als er am Gewächshaus angekommen war, blitzte die Sonne kurz hinter ihrem dichten Wolkenkleid hervor und spielte mit ihren Strahlen auf den matten und leicht angelaufenen Scheiben. Kondenstropfen perlten herab und sammelten sich schließlich an der ersten Querstrebe des gläsernen Winterdomizils für Blumen und Pflanzen.
    Ein Strom warmer Luft, die mit viel Feuchtigkeit gesättigt war, schlug ihm entgegen, als er vorsichtig das Treibhaus betrat. Er nahm die durchsichtige Sprühflasche und begann, jede einzelne Pflanze zu befeuchten, bis er endlich bei ihr angelangt war. „Remember me“ war ihr Name und sie gehörte zu den bedeutendsten Edelrosen.
    â€žIch bin der Einzige in ganz Nöggenschwiel, der auf deine Liebe setzt“, sprach er laut zu sich selbst, während er ein verwelktes Blatt behutsam abriss und die Kerze gerade stellte, die er vor dem Rosenstrauch drapiert hatte.
    â€žMöge das Licht mit uns sein. Dass niemand dich in deinem ewigen Schlafe stören wird. Und wenn, dann bin ich da und passe auf dich auf. Ich lasse nicht zu, dass dir jemand wehtut. Auch der Alte musste erfahren, was es heißt, deine friedvolle Ruhe zu stören“, lobte er sich selbst.
    â€žKurzen Prozess habe ich mit ihm gemacht, und das werde ich mit jedem anderen auch tun, der es wagt, unser Geheimnis lüften zu wollen“, sagte er und verlangte dabei nach einer Bestätigung für seine Tat.
    â€žDu gehörst mir. Mir allein.“ Entschlossenheit funkelte in seinen Augen.
    â€žWarum sagst du denn jetzt nichts? Das habe ich ja schließlich auch für dich getan“, erhob er seine Stimme, um im nächsten Augenblick wie ein eingeschüchtertes Kind in sich zusammenzusacken: „Du kannst nichts dafür, verzeih mir bitte. Ich wollte dich nicht so anherrschen. Aber du bist eben das Wichtigste für mich: du bist mein Leben.“

siebzehn
    Die ersten, wenn auch nur vorläufigen Ergebnisse aus Freiburg kamen bereits am späten Samstagnachmittag und damit viel schneller als erwartet. Die Kollegen der Rechtsmedizin hatten die Anweisung von höchster Stelle, sich mit der Obduktion zu beeilen. Ein Mord in Nöggenschwiel war einfach zu außergewöhnlich. Zumal das Rosendorf einer der Publikumsmagnete des Südschwarzwaldes war. Mit großem Abstand vor Orten wie Höchenschwand oder Bannholz rangierte Nöggenschwiel an erster Stelle, was die Übernachtungen und Buchungen pro Jahr betraf. Selbst in der schwachen Nebensaison wie im November, wenn die Tage zu grau, kalt und ungemütlich für ausgedehnte Spaziergänge waren, aber genauso zu trocken und zu warm für Schnee und damit fürs Skifahren auf dem nahegelegenen Feldberg oder für die Langlaufloipen, hatte der Ort verhältnismäßig viele gebuchte Zimmer und Ferienwohnungen zu verzeichnen. Ein Grund mehr, ein Gewaltverbrechen schnellstens aufzuklären, um Urlauber und Touristen nicht zu verschrecken und den Ort damit möglicherweise in Verruf zu bringen. Das hatte auch die Staatsanwaltschaft so gesehen und bereits frühzeitig den Fall an die zuständige Mordkommission in Waldshut übertragen.
    Dass sich diese Möglichkeit nun bewahrheitet hatte, war nicht nur für Stefan Alt und Karl Strittmatter etwas Überraschendes und

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