Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und nie sollst du vergessen sein

Und nie sollst du vergessen sein

Titel: Und nie sollst du vergessen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Boehm
Vom Netzwerk:
Hause war. Obwohl sie mehrfach Sturm klingelte, wurde die schwere Holztür nicht geöffnet und auch an der Gegensprechanlage meldete sich niemand. Da auch einige Fensterläden geschlossen waren und in der Einfahrt kein Auto stand, musste Emma wohl oder übel davon ausgehen, dass wirklich niemand zu Hause war.
    Ich werde ihn schon noch treffen, dachte sie, während sie den Heimweg antrat.
    â€žJeder, dem ich bisher begegnet bin, erzählt mir etwas über die Rosenballnacht und Charlottes Verschwinden vor 15 Jahren, aber niemand hat auch nur irgendeine weiterführende Information für mich. Wo soll ich da nur anfangen?“, sinnierte sie laut vor sich hin und schaute gedankenverloren nach oben. Wenigstens reißt der Himmel etwas auf, dachte sie und fühlte sich gleich ein wenig besser, als sie bereits in die Hofeinfahrt der Villingers einbog und ihren Schlüssel aus ihrer Hosentasche hervorholte.
    Sie hatte den Schlüssel noch nicht ganz ins Schloss gesteckt, da wurde ihr von innen bereits die Tür geöffnet.
    â€žHallo Emma. So trifft man sich wieder. Erst sieht man sich ganze 15 Jahre nicht und dann hat man gleich zweimal an einem Tag das Vergnügen“, sagte Roswitha Villinger mit ihrem gewohnt sanftmütigem Lächeln. Emmas Vermieterin kam ihr, in einen dicken Anorak gepackt und mit Autoschlüssel und Mülltüte bewaffnet, entgegen und hatte es anscheinend sehr eilig.
    â€žAlles okay?“, fragte Emma, die sich innerlich schon auf ein weiteres längeres Schwätzchen mit Ihrer Vermieterin eingestellt hatte, so beiläufig wie möglich.
    â€žIch muss meinen Sohn Markus am Witznaustausee abholen. Da unten ist der Franz, ein Bauer aus dem Dorf, tot im See gefunden worden.“
    â€žTot?“ Emma konnte kaum glauben, was sie da gerade gehört hatte.
    â€žJa, das hat er mir so erzählt. Er wollte sich nämlich alles aus der Nähe ansehen. Also hat er sich, als er die Nachricht beim Einkaufen im Lädele gehört hat, sein Fahrrad geschnappt und ist die drei Kilometer den Berg runtergefahren. Der arme Franz.“
    â€žWas ist denn passiert?“
    â€žAnscheinend ist er im Witznausee ertrunken“, sagte sie. Sie bewegte ihre Hand Richtung Mund und tat so, als würde sie trinken.
    â€žDer Alkohol. Aber jetzt ist er endlich bei seiner geliebten Martha und hat damit hoffentlich seinen Frieden mit sich und der Welt gefunden. Er hat, oder besser gesagt, er hatte den Tod seiner Frau nämlich bis heute nicht überwunden.“
    â€žUnd warum sind Sie so sicher, dass der Bauer unglücklich in den See gefallen und dabei ertrunken ist?“
    Roswitha Villinger fing laut an zu lachen: „Also Emma, wir leben doch nicht in Berlin, Stuttgart oder in sonst einer Großstadt, wo jede Minute etwas Schlimmes passiert. Wir wohnen in Nöggenschwiel, da bekommt man vielleicht einen Herzinfarkt beim Wandern oder bricht sich beim Skifahren auf dem Feldberg ein Bein, aber man wird hier doch nicht einfach so umgebracht. Da geht deine Phantasie nun wirklich mit dir durch. Aber ich muss jetzt los, denn wir wollen gleich essen und im Tal funktionieren die Handys leider nicht. Also bis dann.“ Roswitha Villinger lächelte ihr freundlich zu, ließ die Garagentür automatisch hochfahren und stieg in ihren kleinen blauen Polo.
    Emma schaute der kleinen, leicht rundlichen Frau, die nun mit aufheulendem Motor vom Hof fuhr, hinterher. „Wir sind doch nicht in einer Großstadt. Wir wohnen in Nöggenschwiel, da wird man nicht einfach so umgebracht“, ließ sie sich Roswitha Villingers Worte immer und immer wieder durch den Kopf gehen. Und was, wenn es doch nicht einfach nur ein Unglück war? Was, wenn jemand nachgeholfen hatte?

sechzehn
    Ãœberall da, wo der Weg nicht mit Steinen ausgelegt war, hatte sich über die vergangenen Tage so viel Wasser gesammelt, dass sich zentimetertiefe Pfützen gebildet hatten.
    Ich muss aufpassen, dass ich nicht ausrutsche, ermahnte er sich zu einer gewissen Vorsicht. Schon einmal, da war er gerade sieben Jahre alt gewesen, hatte er beim Spielen nicht aufgepasst, war über einen Stein gestolpert und in ein für Nöggenschwiel sehr untypisches, da ungepflegtes Rosenbeet gefallen. Sein Knie hatte er sich dabei aufgeschürft, sodass ihm das Blut in die offenen Sandalen lief. Auch sein Gesicht hatte einige Schrammen abbekommen. Nur knapp hatte ein Stachel, der die edlen Blumen

Weitere Kostenlose Bücher