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Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Und Rache sollst du nehmen - Thriller

Titel: Und Rache sollst du nehmen - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Robertson
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gefolgt. Auf dem Hinweg zum Corinthian, auf dem Rückweg vom Corinthian. Von seinem Büro zum Tiger Tiger. Von der Glassford Street zum Clyde im Scotstoun.
    Er war wirklich nicht mein Typ, aber das spielte keine Rolle. Ich verachtete ihn nicht aus Eigennutz, nicht um potenzielle Schuldgefühle kurzzuschließen. Ich verachtete ihn, weil er ein Arschloch war.
    Im Corinthian fühlte er sich zu Hause. Er sonnte sich in der weitläufigen Bar, plusterte sein Ego unter der lächerlich verschnörkelten Kuppeldecke auf, unter den kunstvollen Simsen voller Seraphim und Cherubim.
    Mir ging das Corinthian gehörig auf die Nerven. Bis in die späten Zwanziger war es eine Bank gewesen, bevor es zum Obersten Gerichtshof wurde, um fast siebzig Jahre später in dieses Monument des schlechten Geschmacks umgewandelt zu werden. Man konnte darüber streiten, zu welcher Zeit sich die meisten Kriminellen darin getummelt hatten. Eigentlich war es ein prächtiges viktorianisches Bauwerk, das man so lang mit Blattgold
und Kristall zugepflastert hatte, bis es nur noch an eine alte Hure mit zu viel Make-up erinnerte. Das Corinthian strebte nach erlesener Eleganz und hatte es gerade mal zum besseren Puff gebracht.
    Carr und der fette Kerl, den er Alastair nannte, passten perfekt ins Bild. Dieses Etablissement, das zugleich so teuer und so billig war, schmeichelte ihnen. Die hohen Getränkepreise sollten den Pöbel fernhalten, die Flasche Champagner auf ihrem Tisch hatte locker sechzig Pfund gekostet. Aber das hier war Glasgow zur Mittagszeit. Hier und jetzt Champagner zu trinken, war absolut lächerlich.
    Eine junge Frau ging an ihrem Tisch vorbei, und sofort klebten Carrs Augen an ihrem Arsch. Er zog die Augenbrauen hoch und leckte sich die Lippen. Alastair lachte und sabberte fröhlich mit. Ich hasste sie alle beide.
    Dann waren sie fertig, wir konnten also endlich gehen. Ich passte hier nicht rein, und das gefiel mir nicht.
    Carr drehte die Champagnerflasche demonstrativ auf den Kopf, um sicherzustellen, dass sie leer war, bevor er einen Fünfer darunterschob – als Trinkgeld. Er schlug Alastair mit der flachen Hand auf den Rücken und steuerte auf die Tür zu.
    Ich drehte mich nicht nach ihnen um, sondern trank in Ruhe mein Bier aus und gab ihnen etwas Vorsprung. Ich wusste sowieso, wo sie hinwollten.
    Auf der Ingram Street sah ich sie wieder. Sie liefen die Straße hinunter, circa fünfzig Meter vor mir, direkt auf das Standbild des Duke of Wellington zu, der wie immer einen orange-weiß gestreiften Verkehrskegel auf
dem Kopf hatte. Ich wollte ihnen nicht zu nah kommen. Noch nicht.
    Überwachungskameras. Sie waren überall. Sicherlich war ich in diesem Moment in ihrem Blickfeld, genau wie Carr, genau wie Alastair. Sie beobachteten jeden Schritt, jedes Zucken, jeden Gedanken. Die Kameras machten mir das Leben schwer – allerdings nicht unmöglich. Es gab immer einen Weg.
    An der Gallery of Modern Art trennten sie sich. Alastair watschelte weiter zur Queen Street, Carr schlenderte Richtung Buchanan Street. Ich folgte Carr. Die Menschenmenge zwischen uns beschützte ihn – und mich.
    Für einen eins siebzig kleinen Kerl war seine Art zu gehen schlicht lachhaft. Er stolzierte geradezu, er schritt die Buchanan Street hinunter, als wäre sie sein Eigentum.
    Kurz darauf bog er in die Bath Street ein, in der sein Büro lag. Es war 14.30 Uhr. Ich sah zu, wie er die Stufen zur Nummer 1024 hinaufsprang und hinter den Mahagonitüren verschwand. Dort würde er den Nachmittag über bleiben, bis ich um 16.30 Uhr zurückkehren und im Café auf der anderen Straßenseite Stellung beziehen würde. Heute war Mittwoch, also würde er wahrscheinlich pünktlich aufhören und sich nach Milngavie aufmachen. Nach Milngavie, Heimat der Rothaarigen.
    Dreimal war ich ihm mittwochs gefolgt, und jedes Mal hatte er sie besucht. Was erzählte er wohl der blonden Gemahlin? Irgendwas von einem Bridge-Club, einem Geschäftsessen, einem Snooker-Match, einer Rotary-Veranstaltung? Mir konnte es egal sein.

    Später musste ich nur fünfzehn Minuten lang in dem Café sitzen, bis sich die Türen der Nummer 1024 öffneten und Carr die Stufen zur Bath Street hinabhuschte. Er war ein Mann, er hatte einen Plan, und er hielt sich daran. Er würde zur Parkgarage an der Renfield Street gehen und in seinen TT steigen, die Port Dundas Road bis zur A879 nehmen und dann die Auchenhowie Road nach Milngavie. Er würde eine Straße weiter parken, also nicht direkt vor dem Haus am Dorfrand, in

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