Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
wollte Jenny wissen.
Petra Westman beugte sich zu ihr hinüber und sagte:
»Mädchen wie dich verzehrt er zum Frühstück.«
Angesichts dieser Neuigkeiten oder wegen der auffälligen Erscheinung ihres Vaters, breitete sich ein Lächeln auf Jennys Gesicht aus.
»Das waren ja klare Worte«, sagte Sandén mit einem Lachen. »Hör nicht auf sie, mein Schatz. Sie ist die kleine Krösa-Maja unserer Polizeiwache.«
Er warf einen Blick auf die Wanduhr.
»Vierzig Sekunden bis zum Antreten, Westman. Jetzt müssen wir aber einen Zahn zulegen.«
*
»Die Ermittlungen haben eine unerwartete Wendung genommen«, eröffnete Sjöberg die Versammlung.
Es war Viertel nach fünf, und mitten auf dem Tisch in dem blauen, ovalen Raum stand ein Tablett mit belegten Brötchen, die Jenny ein paar Minuten zuvor dort abgestellt hatte.
»Ihr könnt übrigens gern zugreifen«, sagte Sjöberg und deutete auf das Tablett.
Er selbst fühlte sich eher am Rande der Übelkeit und begnügte sich mit dem Mineralwasser, das er bereits in der Hand hielt, während seine Kollegen mit großem Appetit zugriffen.
»Zuerst möchte ich hören, ob sonst jemand etwas herausbekommen hat. Petra und Jens?«
»Catherine Larsson hat sich der Raumpflege gewidmet, weiter nichts«, sagte Petra Westman.
»Und darin war sie eine Meisterin, wenn man den Kunden glauben darf, mit denen wir gesprochen haben«, ergänzte Sandén. »Sie nahm neunzig Kronen die Stunde, und es dürften etwa dreißig Stunden in der Woche zusammengekommen sein. Das sind 2700 schwarze Kronen die Woche. Das ist ordentlich, reicht aber nicht für eine Wohnung am Hammarbyhamnen.«
»Nichts Auffälliges bei den Kunden«, fuhr Westman fort. »Sie leben ziemlich verteilt über Stockholm und die Vororte, scheinen ganz normale Leute zu sein und waren ziemlich betroffen, als sie hörten, was passiert ist. Wir werden die Familien im Kriminalregister überprüfen, aber bislang sind wir auf nichts Verdächtiges gestoßen. Niemand wusste irgendetwas Wesentliches über ihr Privatleben zu sagen.«
»Gut, danke«, sagte Sjöberg. »Arbeitet weiter mit den Kunden und gleicht sie mit den Registern ab. Trotz dem, was ich euch jetzt erzählen werde.«
Eine spürbare Spannung erfüllte plötzlich den Raum. Das Kauen wurde eingestellt, und Sandén richtete sich in seinem Stuhl auf. Westman strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Hamad legte sein Brötchen auf dem Tisch ab und verschränkte die Arme vor der Brust. Rosén schaute von seinem Collegeblock auf. Alle Blicke waren auf Sjöberg gerichtet.
»Jamal hat noch einmal die Kinder in Larssons Kindergarten besucht«, begann Sjöberg. »Der geheimnisvolle ›Erik‹ ist jetzt identifiziert, und es hat sich erwiesen, dass tatsächlich er derjenige war, der die Kosten für Catherine Larssons Wohnung übernommen hat.«
Sjöberg legte eine Pause ein, bevor er fortfuhr. Im Besprechungsraum war nichts zu hören außer dem schwachen Summen des Lüftungssystems.
»Was ich euch jetzt mitzuteilen habe, sind äußerst sensible Informationen, und ich möchte, dass ihr dementsprechend damit umgeht. Sie sind vertraulich, und ich möchte alle bitte, sie nicht aus diesen Mauern herauszutragen, bis wir mehr wissen. Die Angelegenheit sollte darüber hinaus so unvoreingenommen und professionell wie immer behandelt werden. Ganz unabhängig davon, was man persönlich davon halten mag.«
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Sjöberg verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch und ließ den Blick über seine Zuhörer wandern, als wollte er ihre unausgesprochenen Schwüre auf Respekt und Professionalität entgegennehmen.
»Catherine Larssons Wohltäter heißt in Wirklichkeit nicht Erik«, sagte Sjöberg. »Er heißt Einar Eriksson.«
Ein paar Sekunden lang fiel kein Wort und niemand rührte sich. Dann ließ Rosén seinen Stift auf die Tischplatte fallen und seinen langen Körper in den Stuhl zurücksinken. Hamad griff nach seinem Käse-Schinken-Brötchen und biss hinein. Westman schüttelte den Kopf und betrachtete Sjöberg mit einem Blick, als wollte sie ihn bitten, das Gesagte wieder zurückzunehmen. Sandén machte sich zum Dolmetscher für sie alle.
»Das kann doch nicht wahr sein«, sagte er nur.
Sjöberg ließ die Informationen eine Weile sacken, bevor er wieder das Wort ergriff.
»Die Faktenlage ist folgende: Die Morde an Catherine Larsson und ihren Kindern wurden irgendwann in der Nacht von Samstag auf Sonntag begangen. Irgendwann zu dieser
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