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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Sorgen nach. Ein Bild tauchte vor seinem inneren Auge auf: Einar, der jeden Morgen einsam in seiner kleinen Wohnung aufwachte, obwohl er seit mehr als dreißig Jahren verheiratet war. Einar, der sich jeden Tag zur Arbeit schleppte, obwohl er sich dort offensichtlich nicht wohlfühlte. Aber es war die Arbeit, für die er ausgebildet war, die Arbeit, die er so dringend brauchte, um das Pflegeheim für seine Frau bezahlen zu können. Ihm wurde bewusst, wie sehr Einar Eriksson seine Frau lieben musste, trotz der Krankheit und aller Widrigkeiten, wenn er bereit war, so viel Geld für ihre Betreuung auszugeben. Er hatte sie nicht in das nächstbeste Heim gesteckt, sondern in einer »Perle in Bergslagen, in naturschöner Umgebung« untergebracht. Er hatte sie auch nicht sich selbst überlassen, sondern setzte sich jeden Samstagmorgen in sein Auto und fuhr den ganzen Weg bis nach Fellingsbro. Wo sollte er sonst seine Samstage verbringen?
    Sjöberg setzte sich in seinem Stuhl auf und wandte sich dem Rechner zu. Mit dem rechten Zeigefinger rief er die Startseite von Eniro auf. Er klickte auf den Reiter »Karten« und fand nach einigen Versuchen eine Karte von Västmanland, auf der die kleine Siedlung Fellingsbro eingezeichnet war. Es stellte sich heraus, dass sie außerhalb von Arboga lag, auf dem Weg nach Lindesberg. Plötzlich wurde ihm klar, warum Eriksson seine kranke Frau ausgerechnet dort untergebracht hatte; sie stammte von dort. Worunter sie auch immer leiden mochte, er ließ sie in ihrer Heimat pflegen. Einar Eriksson bekam eine ganz andere Statur in Sjöbergs Augen. Aber warum war er von dort weggezogen?
    Ein schüchternes Klopfen am Türrahmen riss ihn aus seinen Gedanken. Sjöberg winkte Jamal Hamad herein, der heute Chinos mit breitem Gürtel und ein hellblaues Hemd trug. Seine dunklen Augen blitzten im matten Licht der Schreibtischlampe, und Sjöberg erkannte diesen Blick sofort. Er spiegelte den Eifer und die Erregung seines Kollegen wider; Hamad hatte etwas herausgefunden. Dennoch waren seine Schritte vorsichtig, und die kleine Andeutung eines Lächelns, die Hamads Entdeckungen sonst immer begleitete, konnte Sjöberg nirgendwo erkennen. Mit einer Geste forderte er ihn auf, sich in den Besucherstuhl zu setzen. Hamad räusperte sich, sagte aber nichts.
    »Wie läuft es?«, eröffnete Sjöberg das Gespräch.
    »Keine Treffer. Weder bei der Zahnklinik noch bei der Kinderklinik. Es handelte sich um ganz alltägliche Sachen, und einen Erik hatten sie auch nicht unter ihren Angestellten.«
    »Aber ...?«, hakte Sjöberg nach.
    »Aber was?«
    »Ich sehe dir doch an, dass du etwas hast.«
    Hamad seufzte, und obwohl Sjöberg freundlich lächelte, behielt der jüngere Kollege seinen ernsten Gesichtsausdruck bei und wich seinen Blicken aus.
    »Du wirst mir böse sein.«
    »Böse?!«, lachte Sjöberg. »Großer Gott, ich bin dir doch noch nie böse gewesen. Jetzt lass hören.«
    »Es war ein gewagter Versuch«, sagte Hamad. »Es mag weit hergeholt erscheinen, aber ich hatte dieses Gefühl ...«
    »Eigentlich bin ich hier derjenige, der für die Intuition zuständig ist«, sagte Sjöberg, immer noch lächelnd. »Du solltest hier den sachlichen Typen geben.«
    »Leider ist es auch nicht ganz unsachlich ...«
    »Leider? Jetzt aber raus mit der Sprache.«
    Hamad setzte sich auf, und Sjöberg konnte sehen, wie angespannt er war. So hatte er ihn noch nie erlebt.
    »Conny, erinnerst du dich an diesen Pullover, der zu Hause bei Catherine Larsson im Flur hing?«, begann er.
    Sjöberg wurde eiskalt. Plötzlich wusste er, was Hamad ihm sagen wollte, und ihm wurde klar, dass er unbewusst bereits dieselbe Überlegung angestellt hatte. Trotzdem hatte er, bevor Hamad fortfahren konnte, schon beschlossen, dass er sich querstellen würde. Er nickte misstrauisch.
    »Ich glaube, dass es Erikssons Pullover ist«, fuhr Hamad fort und senkte die Augen.
    »Welcher Eriksson?«, blaffte Sjöberg.
    Der barsche Ton brachte auch Hamad in Rage. Trotzig begegnete er Sjöbergs Blick.
    »Einar, verdammt noch mal. Ich hab doch gesagt, dass du böse werden wirst.«
    »Natürlich werde ich böse«, antwortete Sjöberg herablassend. »Es ist ein ganz normaler Pullover von Åhléns. Was glaubst du, wie viele es davon in Stockholm gibt?«
    »Hunderte, vielleicht Tausende, ich weiß. Aber ich glaube trotzdem, dass es seiner ist.«
    »Und wo kommt jetzt das ›nicht ganz Unsachliche‹ ins Spiel?«, fragte Sjöberg sarkastisch.
    »Ich habe an dem Pullover

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