Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
murmelte er.
Hamad schaute ihn fragend an.
»Einar war glücklich zusammen mit Catherine Larsson«, sagte Sjöberg. »Die Kinder liebten ihn. Was ist da schiefgegangen?«
Sie waren der entscheidenden Frage lange genug ausgewichen. Hamad stellte die unvermeidliche Frage.
»Glaubst du, dass Einar sie umgebracht hat?«
Sjöberg dachte eine Weile nach, bevor er antwortete.
»Was weiß man schon über die Menschen? Die meisten Morde werden innerhalb der Familie verübt. Es fällt mir schwer, Einar als einen rücksichtslosen Kindermörder zu sehen. Aber ich muss zugeben, dass es mir genauso schwerfällt, ihn mir als fürsorglichen Familienvater vorzustellen.«
Hamad nickte nachdenklich.
»Noch dazu mit zwei Frauen«, fügte er hinzu.
»Machst du ihm deswegen Vorwürfe?«
»Tja ... Nein, wenn die Frau so lange krank war, wie du sagst. Was fehlt ihr eigentlich?«
»Das werde ich herausfinden. Ich werde morgen früh nach Arboga fahren.«
Sjöberg hatte sich im selben Moment entschieden, als er es aussprach.
»Arboga?«
»Das Heim, in dem sie betreut wird, liegt außerhalb von Arboga«, erläuterte Sjöberg. »Außerdem wohnt auch Christer Larssons Exfrau dort. Bisher konnte ich sie nicht erreichen.«
»Sollten wir uns nicht darauf konzentrieren, Einar zu finden?«, meinte Hamad.
»Absolut. Das ist auch der Grund für meine Reise. Ich kann mir verschiedene Gründe dafür vorstellen, dass Einar verschwunden ist.«
Das war eine Einladung für seinen jungen Kollegen, und Hamad biss sofort an:
»Er kann Catherine Larsson und ihre Kinder ermordet und anschließend die Flucht ergriffen haben. Seine Frau könnte uns Dinge erzählen, die uns helfen, ihn zu finden. Oder ihn zu verstehen.«
Sjöberg nickte zustimmend, und Hamad spekulierte weiter:
»Christer Larsson könnte der Mörder sein. Dann würde es sich höchstwahrscheinlich um ein klassisches Eifersuchtsdrama handeln. Einar könnte ... schwer zu finden sein. Du bist doch Christer Larsson begegnet, wäre er in der Lage ...?«
»Er ist depressiv. Lebt alleine und hat kein Alibi für die Mordnacht. Er ist ein richtiger Hüne, Einar hätte ihm nicht viel entgegenzusetzen. Ich muss mit Larssons Exfrau sprechen.«
»Er ist nicht vorbestraft«, wandte Hamad ein.
»Einar auch nicht.«
Hamad zog die Augenbrauen hoch, enthielt sich aber eines Kommentars.
»Falls Einar es getan hat, dann hatte er vier Tage Zeit, das Land zu verlassen«, bemerkte Hamad.
»Ich glaube nicht, dass er die finanziellen Möglichkeiten dafür hat«, sagte Sjöberg. »Er nagt bereits am Hungertuch. Ich werde seiner finanziellen Situation direkt auf den Grund gehen.«
»Du scheinst ja schon eine Menge zu wissen«, kommentierte Hamad.
»Wie gesagt, ich habe schon eigene Nachforschungen angestellt.«
»Trotzdem beeindruckend, dass er seine angetraute Ehefrau nicht im Stich lässt. Besonders, nachdem er eine andere Frau kennengelernt hat.«
»Oder feige. Jamal, du rufst die anderen zu einer Besprechung um siebzehn Uhr zusammen. Auch Rosén. Sag ihm, dass es wichtig ist. Was wir hier besprochen haben, bleibt bis dahin unter uns, damit sie unbefangen an dem weiterarbeiten können, was sie sich vorgenommen haben. Und dann bringst du die Fahndung nach Einar in Gang.«
»Festnahme in Abwesenheit?«
Sjöberg betrachtete ihn mit kühlem Blick.
»Vermisst im weitesten Sinne des Wortes.«
*
Kurz vor fünf Uhr kehrten sie zur Polizeiwache zurück, um an der Besprechung teilzunehmen, zu der Hamad sie telefonisch gebeten hatte. Sandén blieb gleich am Eingang stehen, um sich den Schnee abzuklopfen, den er an diesem unberechenbaren Märztag mit hereingebracht hatte. Westman ging entschlossen auf den Empfangsschalter zu, sobald sie gesehen hatte, dass Jenny dort saß.
»Ich habe gehört, dass du heute Besuch bekommst«, kam sie sofort zur Sache.
»Ja«, antwortete Jenny vertrauensselig, »Jamal kommt mich besuchen.«
Sandén versuchte den nassen Schnee aus seinen Haaren zu bekommen, indem er zu Lottens Vergnügen nach Hundemanier den Kopf schüttelte.
»Davon würde ich abraten«, sagte Westman.
Jenny schaute sie verdutzt an.
»Aber warum?«
Lotten lachte laut über Sandéns Bemühungen, was ihn offenbar dazu animierte, noch ein bisschen draufzulegen.
»Das ist eine schlechte Idee«, fuhr Westman fort. »Er ist kein guter Junge.«
»Nein?«
»Nein, du solltest achtgeben.«
Sandén hatte seine Einmannshow beendet und stapfte auf den Empfangsschalter zu.
»Was hat er denn getan?«,
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