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Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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einfach einen Strich unter all das zu ziehen, was er ihr angetan hatte. Und all den anderen Frauen, die auf den Videoaufnahmen in Peder Fryhks Keller zu sehen waren.
    Dass es Hamad war, der die Kamera gehalten hatte, war so gut wie bewiesen. Er hatte sie überredet, ihn in die Hotelbar des Clarion zu begleiten, und sie direkt in die Arme des Vergewaltigers Fryhk getrieben. Hamad hatte ihre Passierkarte genommen und sie ins Pelikan gelockt, wo er ihr jede Menge Bier eingeflößt hatte, denn er wollte sich später damit in die Polizeiwache einlassen, um eine erotische Mail an den Polizeidirektor zu verschicken. Von ihrer Mailadresse und ihrem Computer aus, dessen Passwort nur sie und der Vergewaltiger kennen konnten. Und das Bild, das an Roland Brandt verschickt wurde, hatte sie später auch auf Hamads Computer gefunden.
    Und wenn das als Beweis noch nicht reichte, konnte sie es jederzeit schwarz auf weiß bestätigt bekommen, dass ihr Verdacht berechtigt war. Håkan Carlberg vom SKL, dem Schwedischen Kriminaltechnischen Labor in Linköping, besaß sowohl die Fingerabdrücke als auch die DNA des »anderen Mannes«, wie sie ihn genannt hatte, bevor er einen Namen bekam. Der andere Mann, der die Kamera gehalten hatte, während Peder Fryhk betäubte und bewusstlose Frauen vergewaltigte. Der Mann, der ebenfalls vergewaltigte, sich dabei aber niemals filmen ließ und keine Erinnerungen bei den Opfern hinterließ.
    Aber sie tat es nicht. Sie hatte Hamads Fingerabdrücke nicht nach Linköping geschickt. Weil es nicht nötig war, sie wusste es ja bereits. Und weil es ihr zu spät schien, jetzt noch damit vor Gericht zu gehen, schließlich hatte sie ein für alle Mal beschlossen, das Verbrechen nicht anzuzeigen. Und vielleicht gab es ihr in der herrschenden Situation auch eine gewisse Sicherheit. Denn wie würde sie reagieren, wenn der endgültige technische Beweis dafür vorlag, dass Hamad dieser andere Mann war? Ihr naher Freund und Vertrauter? Oder noch schlimmer: wenn sich nach so langer Zeit herausstellen sollte, dass er unschuldig war? In jedem Fall würde ihre Existenz – die sie sich nach diesen Vorfällen so hart wieder erarbeitet hatte – zusammenbrechen. Nein, sie hatte nicht die Kraft, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
    Aber Petra hielt Hamad auf Abstand, versuchte, sich ihm gegenüber neutral und sachlich zu verhalten, und gab ihm keine Chance, ihr zu schaden oder sich über sie zu erheben. Genau darauf war er aus, so hatte es auch Sjöberg gesehen, nachdem sie ihm von den genauen Umständen ihrer Vergewaltigung erzählt hatte. Macht und Rache – das waren die Motive, um die sich die Gedanken des anderen Mannes drehten. Macht, weil es bei einer Vergewaltigung im Grunde nur darum ging, und Rache, weil sie Peder Fryhk hinter Schloss und Riegel gebracht hatte. Das Pornobild an Brandt zu schicken war der nur haarscharf missglückte Versuch, sie aus ihrem Job zu katapultieren. Rache. Macht.
    Wie raffiniert er gewesen war, dieser Hamad. Früher, als er die Gelegenheit dazu hatte. Er war darauf bedacht, sich immer in ihrer Nähe aufzuhalten. Ein Fels in der Brandung. Er hatte sie gerne berührt, den Arm um sie gelegt, ihr tief in die Augen geschaut, sich interessiert. Aber niemals mehr als das. Keine Annäherungen, keine Grenzüberschreitungen. Und sie wäre nicht abgeneigt gewesen. Er war smart, gut aussehend, warmherzig und charmant, was konnte man mehr verlangen? Außerdem war er frisch geschieden. Aber die ganze Zeit hatte er sich im Grunde nur für eines interessiert: mit ihr tun zu können, was er wollte, gegen ihren Willen. Darum war es also gegangen, sie war nur ein Spielzeug für ihn gewesen, ein feuchter Traum.
    Aber es würde ihm nie gelingen, über sie zu triumphieren. Sie hatte sich ihm gegenüber nie schwach gezeigt. Sie hatte sich schnell erholt, war fast unmittelbar wieder auf die Füße gekommen. Ihr Interesse am männlichen Geschlecht war seit der Vergewaltigung vor anderthalb Jahren im Grunde erloschen, aber selbst da war sie mittlerweile wieder in der Spur. Woher auch immer das kommen mochte. Bei dem Gedanken an das Absurde in der Situation musste sie lächeln. Es würde niemals etwas daraus werden, es durfte nichts daraus werden, aber es war angenehm. Gut fürs Selbstbewusstsein. Ein One-Night-Stand mit einem reifen Mann in den besten Jahren. Familienvater. Es war nicht ihre Absicht gewesen, als sie sich vor einer Woche begegnet waren. Sie war mit ein paar Freundinnen unterwegs gewesen

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