Und raus bist du: Kriminalroman (German Edition)
und hatte gefeiert. Zuerst war sie ihm mit gebührender Zurückhaltung begegnet, aber er hatte einen gut platzierten Keil in ihre Rüstung getrieben, hatte so interessante Sachen zu erzählen gewusst, dass sie sich am Ende zu einem Glas Tee in ihrer Wohnung überreden ließ. Und dann hatte das eine zum anderen geführt. Aber sie bereute nichts, verlor in der Situation niemals den Kopf und machte sich keine falschen Hoffnungen, im Gegenteil. Und dasselbe schien für ihn zu gelten. Sie hatten sich noch ein paarmal kurz gesprochen, auf eine abgeklärte Art und ohne Heuchelei. Wie richtige Erwachsene.
Als sie den Trålgränd erreicht hatten, suchten Petra und Hamad Bertil Schwartz auf, einen alleinstehenden Mann von etwa sechzig Jahren, der nichts über die tote Frau und ihre Kinder zu erzählen wusste. Sie seien ihm nie aufgefallen, und Hamad und Westman fanden nichts, was ihnen einen Grund gegeben hätte, an seiner Aussage zu zweifeln. Die Liste in der Waschküche hatte ihnen bestätigt, dass Catherine Larsson tatsächlich an diesem Dienstagvormittag eine Zeit reserviert hatte.
Ihre nächsten Nachbarn, mit denen sie das Stockwerk teilte, hatten auch nichts Wesentliches beizutragen. Niemand von ihnen hatte näheren Kontakt zur Familie Larsson gehabt, aber alle im Haus waren sich einig, dass sie kein großes Aufhebens von sich gemacht hätten, dass die Kinder artig gewesen seien und die Mutter immer freundlich grüßte.
Man habe bemerkt, dass ein Mann mit schwedischem Aussehen eine Rolle in ihrem Leben spielte, aber ob es sich dabei um Herrn Larsson oder einen anderen Mann handelte, wusste niemand zu sagen. Auch er sei ein stiller Zeitgenosse gewesen, wenngleich er im Treppenhaus stets grüßte. Möglicherweise habe er auch gelegentlich dort übernachtet; allerdings wusste niemand mit Sicherheit zu sagen, wie es sich damit verhielt. Der große Altersunterschied hätte vielleicht dagegen gesprochen, aber auf der anderen Seite konnte er ja auch nicht ihr Vater sein. Hin und wieder sei dieser Mann dabei beobachtet worden, wie er mit den beiden Kindern aus dem Haus gegangen oder wiedergekommen sei.
Catherine Larsson habe darüber hinaus auch regelmäßig Besuch von einer Frau in ihrem Alter bekommen, die ebenfalls asiatisch ausgesehen habe. Keiner der Nachbarn war jemals Zeuge von Krach oder lautem Geschrei in der Wohnung der Familie Larsson geworden. Zum Zeitpunkt des Mordes, der von der Rechtsmedizin mittlerweile auf die Zeit zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen eingegrenzt worden war, hatte niemand im Haus etwas Ungewöhnliches wahrgenommen oder bemerkt, dass Catherine Larsson Besuch bekommen hätte.
In dem Nachbarhaus, in dem auch Bertil Schwartz wohnte, befragten die beiden Polizisten eine junge Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren, Elin Lange. Sie war ziemlich klein, hatte blondes, kurz geschnittenes Haar und machte in ihren engen Jeans und einem T-Shirt in den Farben Brasiliens einen frischen und sportlichen Eindruck. Es stellte sich heraus, dass Elin Lange Catherine Larsson tatsächlich einmal begegnet war – und das ausgerechnet in der Waschküche. Weil sie unlängst eine Reise durch Asien unternommen hatte, hatte sie Catherine aus reiner Neugierde nach ihrer Herkunft gefragt und erfahren, dass sie von einer philippinischen Insel stammte, die sie auf ihrer Reise ebenfalls besucht hatte, nämlich Negros. Negros war laut Elin Lange ein sehr armer Teil der Philippinen, sodass sie es nicht weiter bemerkenswert fand, dass sich Catherine auf einer anderen Insel namens Mindoro einen Job in der Tourismusbranche gesucht hatte. Dort hatte sie irgendwann einen schwedischen Mann kennengelernt, in den sie sich verliebt hatte und dem sie nach Schweden gefolgt war, wo sie geheiratet und Kinder bekommen hatten. Catherine hatte Elin anvertraut, dass sie mittlerweile getrennt lebten, aber die Kinder in Schweden verwurzelt seien und auch sie selbst sich hier unter den freundlichen Schweden wohlfühlte. Aber wenn sie ganz tief in sich hineinhorchte, wäre sie am liebsten wieder nach Hause gegangen – wenn die Kinder nicht gewesen wären.
»Tourismusbranche ...?«, fragte Westman.
Elin Lange musterte sie misstrauisch, bevor sie ihren Überlegungen zögerlich Ausdruck verlieh.
»Ja, also ... Wir sind ja nicht in die Details gegangen, es war einfach nur nett, sich mit ihr zu unterhalten. Die Filipinos sind ein unheimlich freundlicher Menschenschlag, und man muss sie einfach mögen. Aber, na ja ... wenn man die
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