Und so verlierst du sie
die Woche lauft ihr aneinander vorbei, und sie ist ein wunderbarer Anblick, eine wahre Gazelle – diese Effizienz, diese Bewegungen und dieser unglaublich geile cuerpazo. Ihr Gesicht ist wie das einer Latina geschnitten, aber dein Radar funktioniert schon so lange nicht mehr, dass sie genauso gut eine morena sein könnte. Wenn ihr euch begegnet, lächelt sie. Du überlegst, dich vor ihr fallen zu lassen – Mein Bein! Mein Bein! –, aber das wäre unglaublich cursí. Also hoffst du einfach, dass du sie mal zufällig in der Stadt siehst.
Das Laufen funktioniert wunderbar, bis du nach sechs Monaten Schmerzen im rechten Fuß bekommst. Ein Brennen am Innenrist, das auch nach mehreren Ruhetagen nicht vergeht. Bald humpelst du sogar beim normalen Gehen. Du schaust bei der Notfallambulanz vorbei, und der Pfleger drückt mit seinem Daumen auf die Stelle, sieht, wie du dich windest, und erklärt, du hättest einen Fersensporn.
Du hast keine Ahnung, was das ist. Wann kann ich wieder laufen?
Er reicht dir ein Merkblatt. Manchmal dauert so was einen Monat. Manchmal sechs Monate. Manchmal ein Jahr. Er stockt. Manchmal länger.
Das zieht dich so runter, dass du nach Hause gehst und dich im Dunkeln auf dein Bett legst. Du hast Angst. Ich will nicht wieder so abstürzen, erklärst du Elvis. Dann lass es, antwortet er. Als Dickkopf versuchst du, weiter zu laufen, aber die Schmerzen werden schlimmer. Schließlich gibst du auf. Du räumst die Schuhe weg. Schläfst aus. Wenn du andere Leute auf den Laufstrecken siehst, drehst du dich weg. Vor Sportgeschäften kommen dir die Tränen. Aus heiterem Himmel rufst du deine Ex an, aber natürlich meldet sie sich nicht. Dass sie ihre Nummer nicht geändert hat, flößt dir eine seltsame Hoffnung ein, obwohl du gehört hast, dass sie jetzt mit einem anderen zusammen ist. Angeblich soll der Typ sie supergut behandeln.
Elvis redet dir gut zu, du sollst es mit Yoga probieren, diesem Bikram-Yoga für Anfänger, das man unten am Central Square lernen kann. Hammergeile Weiber da, sagt er. Tonnenweise Weiber. Zwar ist dir im Moment nicht nach Weibern, aber du willst auch nicht die Kondition verlieren, die du aufgebaut hast, also versuchst du es mal. Auf diesen Namaste-Mist könntest du gut verzichten, aber du findest dich schnell ein und ziehst die Vinyasas voll mit durch. Und Elvis hatte absolut recht. Es sind wirklich hammergeile Weiber dort, und alle strecken den Hintern in die Luft, aber keine gefällt dir besonders. Eine kleine blanquita versucht dich anzumachen. Es scheint sie zu beeindrucken, dass du als einziger Typ im Kurs nie dein Shirt ausziehst, aber du nimmst vor ihrem tumben Grinsen Reißaus. Was zum Teufel sollst du mit einer blanquita?
Sie bis zum Umfallen vögeln, meint Elvis.
Sie deine Nüsse knacken lassen, unterstützt dein Kumpel Darnell ihn.
Ihr eine Chance geben, schlägt Arlenny vor.
Aber das alles tust du nicht. Nach den Stunden beeilst du dich, deine Matte abzuwischen, und sie versteht den Wink. Sie versucht es nicht noch einmal bei dir, beobachtet dich nur manchmal während der Übungen sehnsuchtsvoll.
Du wirst richtig Yoga-besessen, und es dauert nicht lange, bis du deine Matte überallhin mitnimmst. Die Tagträume, deine Ex würde vor deiner Wohnung auf dich warten, hören auf, aber ab und zu rufst du sie noch an und lässt es klingeln, bis das Handy auf die Mailbox weiterschaltet.
Endlich fängst du mit der Arbeit an deiner Achtziger-Jahre-Weltuntergangsgeschichte an – wobei endlich anfangen heißt, dass du einen Absatz schreibst –, und in einem Anfall von Zuversicht bandelst du mit dieser jungen morena von der Harvard Law School an, die du im Enormous Room kennenlernst. Sie ist halb so alt wie du, ein echtes Genie, hat mit neunzehn ihren Bachelor gemacht und ist wirklich hinreißend. Elvis und Darnell sehen das auch so. Klasse, sagen sie. Arlenny hat Bedenken. Sie ist richtig jung, oder? Ja, sie ist richtig jung, und ihr vögelt wie die Weltmeister, wobei ihr euch aneinanderklammert, als ginge es um euer Leben, aber danach zieht ihr euch zurück, als würdet ihr euch schämen. Die meiste Zeit hast du den Verdacht, dass du ihr leidtust. Sie sagt, sie fände deinen Verstand anziehend, aber da sie klüger ist als du, bezweifelst du das. Deinen Körper findet sie anscheinend wirklich anziehend, sie kann die Hände nicht von dir lassen. Ich sollte wieder Ballett machen, überlegt sie, während sie dich auszieht. Dann verlierst du deine Kurven, bemerkst du, und
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