Und so verlierst du sie
Freundin.
Seine Tochter kam im Februar zur Welt. Wäre sie ein Junge geworden, hätte Elvis ihn Irak genannt, hat dir seine Frau erzählt.
Das war bestimmt nur ein Witz.
Sie sah nach draußen, wo er an seinem Pick-up herumschraubte. Glaube ich nicht.
Er legt dir seine Tochter in die Arme. Such dir eine gute dominikanische Frau, sagt er.
Unsicher hältst du das Baby fest. Deine Ex wollte nie Kinder haben, aber kurz vor dem Ende hat sie dich zu einem Fruchtbarkeitstest geschickt, falls sie es sich in letzter Minute anders überlegen sollte. Du drückst die Lippen auf den Bauch des Babys und prustest. Gibt es die überhaupt?
Du hattest eine, oder?
Hattest du.
Du bringst dein Leben auf die Reihe. Mit den ganzen alten sucias machst du Schluss, sogar mit der Iranerin, die du während der gesamten Zeit mit deiner Verlobten gevögelt hast. Du willst ein neues Kapitel aufschlagen. Es dauert eine Weile – schließlich sind alte Schlampen eine hartnäckige Angewohnheit –, aber irgendwann hast du dich losgerissen, und dann fühlst du dich leichter. Das hätte ich schon vor Jahren machen sollen, erklärst du, und deine Freundin Arlenny, die nie mit dir rumgemacht hat (Gott sei Dank, grummelt sie), verdreht die Augen. Du wartest, na, etwa eine Woche, damit sich die negative Energie verflüchtigen kann, bevor du wieder anfängst, dich zu verabreden. Wie ein ganz normaler Mensch, erklärst du Elvis. Ohne Lügen. Elvis sagt nichts, er lächelt nur.
Am Anfang läuft es ganz okay: Du bekommst ein paar Telefonnummern, aber es ist keine Frau dabei, die du deiner Mutter vorstellen würdest. Aber die erste gute Welle versickert bald. Was folgt, ist nicht nur eine Durststrecke, sondern das verdammte Arrakeen. Du gehst ständig aus, aber keine beißt an. Nicht mal die Mädels, die schwören, sie würden
Latinos lieben
, und als du erzählst, dass du Dominikaner bist, sagt eine Kleine doch tatsächlich, Ach du Scheiße, und rennt sofort zur Tür. Ernsthaft?, fragst du. Du überlegst schon, ob auf deiner Stirn ein geheimes Zeichen prangt. Ob ein paar von diesen Schlampen es
wissen
.
Du musst Geduld haben, sagt Elvis. Er arbeitet für so einen Ghettovermieter und nimmt dich mit, wenn er die Mieten einsammelt. Wie sich zeigt, bist du als Verstärkung großartig. Die Schmarotzer werfen nur einen Blick auf deine finstere Visage und rücken wie ein geölter Blitz die Kröten raus.
Ein Monat, zwei Monate, drei Monate, und dann ein Hoffnungsschimmer. Sie heißt Noemi, eine Dominikanerin aus Baní – alle Domos in Massachusetts scheinen aus Baní zu kommen –, und ihr lernt euch im Sofia’s kennen, ein paar Monate, bevor es schließt, was der Latinogemeinde in New England den Rest gibt. Sie kommt nicht annähernd an deine Ex heran, ist aber nicht übel. Sie ist Krankenschwester, und als Elvis über seinen Rücken klagt, zählt sie allen möglichen Mist auf, an dem es liegen könnte. Sie ist groß, hat unglaubliche Haut, und das Beste ist, dass sie kein priva anrührt; sie ist richtig
nett
. Sie lächelt oft, und wenn sie nervös ist, bittet sie, Erzähl mir was. Minuspunkte: Sie arbeitet ständig und hat einen vierjährigen Sohn namens Justin. Sie zeigt dir Fotos; der Kleine sieht aus, als könnte er eine Platte rausbringen, wenn sie nicht aufpasst. Der Vater ist ein Banilejo, der noch vier andere Kinder mit vier anderen Frauen hat. Und warum genau hast du gedacht, mit dem Typen solltest du was anfangen?, fragst du. Weil ich dumm war, gibt sie zu. Wo hast du ihn kennengelernt? Da, wo ich dich auch kennengelernt habe. Beim Ausgehen.
Normalerweise wäre das ein K.o.-Kriterium, aber Noemi ist nicht nur nett, sie ist auch ziemlich heiß. Eine von diesen scharfen Müttern, und zum ersten Mal seit über einem Jahr bist du erregt. Schon, wenn du neben ihr stehst, während eine Kellnerin die Speisekarten holt, bekommst du eine Erektion.
Nur sonntags hat sie frei – an diesem Tag passt der fünffache Vater auf Justin auf, oder besser gesagt, passen er und seine neue Freundin auf den Jungen auf. Bald entwickelt ihr eine kleine Routine: Samstags gehst du mit ihr essen – weil sie dabei so gar nicht abenteuerlustig ist, landet ihr immer beim Italiener –, und danach schläft sie bei dir.
Und, wie war ihr toto?, fragt Elvis nach ihrer ersten Nacht bei dir.
Keine Ahnung, weil Noemi dich nicht ranlässt! Drei Samstage nacheinander schläft sie bei dir, und drei Samstage nacheinander nada. Ein bisschen Knutschen, ein bisschen Fummeln, aber
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