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Und stehe auf von den Toten - Roman

Titel: Und stehe auf von den Toten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ersten Stock zu bahnen. Sie folgte ihm willig. Er kaufte zwei Gläser voll sprudelndem Wein zur Erfrischung.
    »Was ist das?«, fragte Cäcilia außer Atem.
    »Der Wein des Teufels«, antwortete ihr Begleiter mit einem spöttischen Lächeln. Wenn er glaubte, ihr damit Angst einjagen zu können, dann irrte er sich, denn sie wusste, dass man ein seltsames Getränk aus Frankreich so nannte, weil die Kellermeister bei seiner Herstellung zum Schutz des Gesichtes Eisenmasken trugen wie die Henker und Folterschergen. Aber sie hatte diesen sogenannten Champagner noch nie gekostet, übrigens keiner in Orvieto.
    Der Perlwein sprudelte auf ihrer Zunge. Es war, als ob die kleinen Blässchen sofort ins Blut drangen. Sie gaben ihr das Gefühl zu schweben, alles war auf einmal so licht und leicht.
    Sie hatte längst den Überblick verloren, wie viele Gläser sie getrunken hatte, als sie sich plötzlich allein in einer Ecke fand. Sie wunderte sich gerade, wo ihr Begleiter so plötzlich abgeblieben war, als jemand ihr vertraulich zuflüsterte:
»Komm, Principessa, Agrippa erwartet dich.« Sie folgte der in einen Domino gewandeten Gestalt ohne Fragen zu stellen durch eine kleine Tür in der Wand. Alles kam ihr so selbstverständlich vor und gleichzeitig so geheimnisvoll, wie man es nur mit dem ganz großen Abenteuer in Verbindung brachte.
    Andere Kostümierte warteten mit Fackeln in der Hand und beleuchteten damit das enge Treppenhaus. Wie eine Prinzessin eilte sie die Stufen hinunter und begann sich nun doch allmählich zu wundern. Irgendetwas geschah mit ihr. Es war, als ob sie mühsam aus einem Traum zu erwachen suchte. Schließlich wurde eine Tür geöffnet, die bösartig quietschte, und ein feindselig kühler Wind blies ihr ins Gesicht. Kräftige Arme hoben sie, als ob sie nicht mehr als eine Fasanenfeder wog, in ein Boot, ohne dass man sie um ihr Einverständnis gebeten hätte. Was erlaubten die sich?
    Das Funkeln weißgelblicher Lichter unter ihr und über ihr irritierte sie. Obwohl sie nicht genau hätte bestimmen können, was oben und was unten war. Das Boot stieß vom Theaterkai ab. Die Paddel glucksten beim Eintauchen ins Wasser.
    Erst nach einer Weile gelang es ihr, sich zu orientieren und zu verstehen, dass unter ihr der Fluss und über ihr der Himmel war, und das Blinken lediglich die Spiegelung der Sterne auf der Oberfläche des Tibers darstellte. Sie riss sich die Maske vom Gesicht, als könnte sie dadurch die letzten Stunden ungeschehen machen. Der Schein der Fackel erhellte die Wasseroberfläche, und sie meinte, ihr Alter Ego vom Grund des Flusses streng zu sich aufblicken zu sehen. Sie erschrak. Die Begegnung mit dem eigenen Doppelgänger bedeutete nach uraltem Volksglauben den baldigen Tod. So hatte es sie die Amme gelehrt. Schlagartig
wurde ihr bewusst, dass sie sich in Lebensgefahr befand. Das war längst nicht mehr ihr Abenteuer. Nicht der Roman, in dem sie die Hauptfigur geben wollte. In diesem Augenblick wünschte sie sich nur noch zurück in ihr langweiliges Leben. In ihr ödes Orvieto.
    »Wohin fahren wir?«, fragte sie und versuchte, gegen die Angst ankämpfend, ihrer Stimme einen sicheren Klang zu geben.
    »In die süße Ewigkeit!«, antwortete eine Männerstimme. Sie wollte schreien, doch jemand stopfte ihr brutal einen Knebel in den Mund. Dann sah sie nur noch blaue Augen vor sich, die sie kalt und gefühllos wie ein zappelndes Insekt betrachteten, bevor ihr ein Schmerz an Beinen und Armen verriet, dass man sie fesselte. Der kostbare Schleier wurde ihr vom Kopf gerissen und in den Tiber geworfen. Danach versank die Welt in der Dunkelheit des Sackes, den man über ihren Kopf zog.

3 .
    E ndlich weg!, dachte Prospero Lambertini befreit. Gleich würde er die Stadt verlassen, die er einmal geliebt hatte, inzwischen aber von Tag zu Tag immer weniger mochte. Denn sie hatte sich in einen einzigen Vorwurf verwandelt.
    Die Treppe war dunkel und roch muffig nach nassem Mörtel. Die Holzstufen knarrten. Vermutlich war das Haus, in dem er wohnte, älter als die heilige Mutter Kirche, was in Rom keine Unmöglichkeit darstellte. Aber die Miete hielt sich in bezahlbaren Grenzen, und seine Wirtin, eine Seilerswitwe, war freundlich, ohne allzu neugierig zu sein, und kümmerte sich für einen geringen Aufpreis zuverlässig um seine spärliche Garderobe.
    Mit eiligen Schritten durchquerte er den schmalen Gang zur Haustür. Wie immer trug er einen schwarzen langen Priesterrock, unter dem am Kragen verschmitzt ein weißes

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