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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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kann nicht …«
    »Sie klammern sich an Ihre Fehler wie eine Frau an ihren Liebhaber.« Er beugte sich vor. »Einen Liebhaber, der sie betrogen hat.«
    Sie schüttelte wieder den Kopf.
    »Sind Sie wütend auf Ihren Polizeichef?«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Natürlich nicht. Er ist derjenige, der leidet.«
    »Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, erwog er die Möglichkeit, dass vielleicht Sie einen Mord begangen hätten.«
    »Eine Stunde lang! Gott, warum erzähle ich Ihnen überhaupt so etwas?«
    »Wem sonst könnten Sie davon erzählen?«
    Russ. Aber diese Zeiten waren vorüber. Jetzt gab es niemanden mehr.
    »Seine Ehe hat ihm mehr bedeutet als Sie«, fuhr Aberforth fort.
    »Ich habe seine Ehe auch für bedeutender als mich gehalten.«
    »Aber als er in Schwierigkeiten steckte, stand er wieder bei Ihnen vor der Tür und bat um Ihre Hilfe. Doch im Moment seiner höchsten Not kehrte er Ihnen den Rücken.«
    »Seine Frau war gerade erst gestorben.«
    »Und seitdem hat er hartnäckig Ihre Existenz ignoriert. Dennoch hegen Sie keinen Groll gegen ihn. Nicht den geringsten.«
    Sie drehte sich wieder zum Schreibtisch. Umklammerte die Stuhllehne, damit das Zittern aufhörte. Atmete tief ein. Aus. Wartete, bis sie sicher war, dass ihre Stimme nicht brach. »Sie haben recht. Ich muss darüber hinwegkommen … über das Gefühl, für ihren Tod verantwortlich zu sein. Ich werde mich darauf konzentrieren.«
    »Ach, meine liebe Ms. Fergusson.«
    Jetzt drehte sie sich zu ihm um.
    »Sie sind in vielerlei Hinsicht eine sehr gute Priesterin. Und eines Tages, wenn Ihre Eigenwahrnehmung mindestens halb so deutlich sein wird wie Ihre Wahrnehmung anderer, werden Sie eine außergewöhnliche Priesterin sein.« Er faltete die Hände. »Doch noch nicht heute, denke ich.«
    III
    Clare war zutiefst dankbar, dass der ökumenische Lunch eine gemischte Tischordnung hatte. Nach der nervenaufreibenden Fahrt von Millers Kill – die durch Father Aberforths Beharren, mit seinem Isuzu Scout auf der gesamten Strecke nach Saratoga stetig zehn Meilen unter der erlaubten Geschwindigkeit zu bleiben, nicht eben entspannter wurde – war sie eine Weile nicht sonderlich erpicht auf weitere Zweisamkeit mit ihrem geistlichen Beistand. Der Diakon saß am anderen Ende des Festsaals im Holiday Inn, während Clare an einem Tisch mit einer Nonne, einem lutherischen Pastor, einem Geistlichen der Vereinigten Kirche Christi und einem Baptistenprediger plaziert war – die sämtlich mindestens fünfundzwanzig bis dreißig Jahre älter waren als sie. Die einzige andere Person in ihrem Alter war Father St. Laurent, ein umwerfend gutaussehender römisch-katholischer Priester, der den Zölibatsschwur der katholischen Kirche wie ein Verbrechen gegen den menschlichen Genpool wirken ließ. Er hatte Clare aus der Mitte seiner eigenen Sammlung von Fossilien heraus mitfühlend zugelächelt. Erfahrener Kleriker, korrigierte sie sich.
    Den Segen sprach ein Rabbi aus Clifton Park, und die drei Männer, die einander zu kennen schienen, stürzten sich in ein Gespräch über ihre Enkelkinder, ehe Clare ihr Brötchen mit Butter bestrichen hatte. Die Nonne verdrehte die Augen in Richtung Clare.
    »Hier ist es genauso wie bei den Versammlungen in meiner Stadt.« Clare sprach mit gesenkter Stimme. »Dr. McFeely und Reverend Inman überstürzen sich jedes Mal, mit ihren Fotos anzugeben.«
    Die Schwester legte ihre Hand auf Clares. »Ich kann Ihnen garantieren, dass ich keine Enkel habe. Von denen ich wüsste.«
    Clare hätte fast ihren Salat ausgespuckt.
    »Verzeihen Sie mir«, bat die Nonne. »In meiner Lieblingsserie ist gerade ein Baby eingeführt worden, von dem der Vater weiß, die Mutter allerdings nicht.«
    Clare musste einfach fragen. »Wieso nicht? Amnesie?«
    »Gespaltene Persönlichkeit.« Die Nonne spießte eine Kirschtomate auf. »Man kann also nie sicher sein.«
    Clares Gelächter erregte die Aufmerksamkeit anderer Gäste. Sie hielt sich die Serviette vor den Mund und hustete. »Ich bin Clare Fergusson, Pastorin von St. Alban’s in Millers Kill.«
    »Lucia Pirone vom Orden Mariae Barmherzigkeit.« Sie nickte, als die Kellnerin nach ihrem Salatteller griff. »Aus Ihrem Akzent schließe ich, dass Sie nicht aus diesem Teil der Wälder stammen. North Carolina?«
    »Fast«, erwiderte Clare. »South Virginia. Dann mit der Armee durch die Weltgeschichte und dann das Seminar.«
    »Tatsächlich? Einer meiner Brüder war Berufssoldat. Er ist natürlich längst pensioniert.

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